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Hottenroth, Friedrich
Trachten, Haus-, Feld- und Kriegsgeraethschaften der Voelker alter und neuer Zeit: mit 120 Taf. u. zahlr. Holzschnitten (Band 1) — Stuttgart, 1884

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https://doi.org/10.11588/diglit.12994#0023
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Gespann von Ochsen; zum Reiten bediente man sich der Elephantcn. Bezüglich des äthiopi-
schen Haus- und Feldgeräthes ist nicht viel zu sagen. Die Aethiopier hatten keine eigene
Kunstindustrie; sie deckten ihren Bedarf durch ägyptische und westasiatische Erzeugnisse. Das Skulp-
turbild eines. Thronstuhles (Fig. 9. 2) zeigt augenfällige Aehnlichkeit mit einem ägyptischen Ruhe-
bette (6. is). Der gänzliche Mangel an äthiopischen Mumien beweist, dass die Aethiopier ihre
Todten auf andere Weise bestattet haben müssen, als die Aegypter; es heisst, sie hätten die Leichen
ausgetrocknet, mit Gips überzogen, bemalt und in einem durchsichtigen Behälter zu Hause aufgestellt.

Das Aethiopierland beherbergte nicht blos Stämme, deren dunkle Haut einen rothbraunen
Untergrund hatte, sondern auch Vollblutneger mit blauschwarzer Haut, dicken, wulstigen Lippen
und platter, eingedrückter Nase. Diese zerfielen wieder in verschiedene Stämme von ungleicher
Kulturfähigkeit; ihr ägyptischer Gesammtname war Nahesu. Die Männer aller Stämme giengen
fast ganz nackt; ein kurzer Schurz aus Tigerfell (Fig. 10. 1) und eine enge Kappe aus Binsen, mit-
unter bebüschelt, das war die Tracht der Männer; die der Weiber ein Rock, der von den Lenden

Fig. 9. Fig. 10.

1. 2. 3.

1. 2.

bis zu den Knöcheln reichte und vermuthlich umgewickelt wurde. Nubier von Stand trugen ein
Gewand, das den ganzen Unterkörper bedeckte, und die grosse äthiopische Schärpe, sowie die
ägyptische Kalasiris mit kurzen Aermeln (8. 14. ig); nubische Fürsten ein zumeist durchsichtiges
Gewand, das vom Hals bis zu den Füssen reichte, oben jedoch eine so bedeutende Weite hatte,
dass es ärmelartig über die Oberarme herabfiel (8. 17); es wurde vermittelst 'eines grellfarbigen
Schurzes und der äthiopischen Binde um die Lenden befestigt; ein runder, farbiger Kragen, eine
knappanschliessende oder überstehende Kappe und Korallenschnüre am Gürtel vollendeten den
fürstlichen Aufputz. Die Nubier rasirten das Haar vollständig hinweg oder verflochten es in kurze
Strähne, die vom Wirbel aus den Schädel ringsum wie eine dicke Perrücke umlagerten und salbten
es mit reichlichen Portionen von Hammclfett, das in Gestalt winziger Klumpen dem Plaarwulst ein
gelbes, gesprenkeltes Aussehen gab (8. ig).
 
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