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Hottenroth, Friedrich
Trachten, Haus-, Feld- und Kriegsgeraethschaften der Voelker alter und neuer Zeit: mit 120 Taf. u. zahlr. Holzschnitten (Band 1) — Stuttgart, 1884

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https://doi.org/10.11588/diglit.12994#0024
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Kanaaniter,

Phönieier und Hebräer.

lle bedeutenden Erscheinungen im Gange der Kultur ver-
theilen sich auf jene beiden grossen Völkerströmungen,
welche wir die semitische und die arische (indo-
germanische) zu nennen pflegen. An der Sprache haben
wir die innere Gleichartigkeit von Judäa, Phönicien,
Arabien, Mesopotamien und Carthago erkannt. Den
Semiten hat das Abendland vorzugsweise seine materielle
Entwickelung zu verdanken, denn diese haben zuerst
Industrie und Handel im Grossen betrieben, die Phöni-

eier im Alterthum, die Juden und Araber im Mittelalter. Der gesammte europäische Luxus ist
semitischer Luxus; im Morgenland gehörte er zuerst zu den erstrebenswerthesten Gütern; hier ge-
bührte er vor Allem den Mächtigen, den Königen; doch war er ein plumper Luxus und keines-
wegs mit dem vergleichbar, was wir heutzutage Comfort zu nennen pflegen. Der Comfort ist ein
Erzeugniss anglo - sächsischen Wesens; er schafft ein behagliches Bürgerheim, der Luxus Paläste;
der Comfort setzt eine gespannte Thätigkeit voraus; das Eindringen des Luxus aber ist zu allen
Zeiten ein Zeichen des Sinkens ächter Geisteskraft gewesen.

Als die semitischen Völker aus ihrem Ursitz im mittleren Asien sich gegen Westen hin
verbreiteten, fanden sie eine ältere Bevölkerung vor, welche sie «Diwe» d. i. Dämonen oder Riesen
nannten. «Riesen waren zu jener Zeit auf der Erde,» heisst es im ersten Buche Mosis. Diese
Urbevölkerung wurde im Rassenkampfe vertilgt oder gieng in der Masse der Sieger auf. Das frucht-
bare Land zwischen Euphrat und Tigris und das Palmenland zwischen der Gebirgskette des Liba-
non und dem Mittelmeere lockten die wandernden Hirtenvölker zu festen Ansiedelungen; das
Küstenvolk trat unter dem Namen der Phönieier in die Geschichte ein. Das minder fruchtbare
Land zwischen Mesopotamien und Phönicien, hauptsächlich Kanaan, blieb ein Tummelplatz der
verschiedensten Stämme, die ihr kriegerisches Nomadenleben weiterführten und besonders mit den
Aegyptern in feindselige Berührung kamen. Die Aegypter nennen auf ihren Monumenten die be-
deutendsten Gruppen dieses grossen semitischen Urvolkes. Da begegnen uns die «Naharaina» und
«Re-tennu»: die Bewohner Mesopotamiens, vielleicht Ninive's selbst; die «Cheta» oder Chaldäer, die
«Pu-li-si-ta» oder Philistäer, die «Amaori» oder Amoritcr, die «Ti-ku-ri»: die Bewohner von Gali-
 
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