Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heydemann, Heinrich
Hallisches Winckelmannsprogramm (Band 3): Mittheilungen aus den Antikensammlungen in Ober- und Mittelitalien — Halle/​Saale, 1879

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5990#0012
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Bewegung ist noch viel gewaltsamer, der Kopf liegt
hintenüber, der Blick ist zum Himmel empörgerichtet.
Wunderlicher Weise 15) brennt Feuer auf dem Altar,
auf den der Greis geflüchtet ist. In dem Thurm finden
sich zwei Fenster. Ueber dem Jüngling, der des
Freundes Leiche aufhebt, ist ein Tempel in Seitenan-
sicht sichtbar; der vordere Griebel links vorn Beschauer
ist weggebrochen. Die beiden Phryger (im Hintergrund
der Mitte) werden von dem Krieger vor ihnen nach
rechts fortgeführt: sein rechter Unterarm fehlt, doch
scheint der Rest der Hand nebst Kette erhalten; die
vorgebeugte Haltung der Phryger zeigt, dasz wir ihre
Hände auf dem Rücken gebunden zu denken haben.

22. Der Pferdefusz ist, wie ich gegen Conze
bemerke, sicher vorhanden; vgl. auch Katalog von
1790 p. 78.

25. Der Kopf dieses 'nichtsnutzigen Pasticcio'
trägt einen Petasos mit schmaler Krämpe und erinnert
mich an Darstellungen wie zB. des angelnden Fischers
aus Pompeji (Mus. Borb. IV 55, 2; Overb. Pomp.3
Fig. 291; u. a.).

30. Diese 'Diana balteata' ist vielmehr ein Dionysos
oder der (allerdings sehr schwachen) Brustbildung wegen
eine Ariadne, was ich nicht entscheiden will. In langem
Chiton und Nebris; das 'Köclierband' ist (archaisierend)
steifgefälteter Ueberschlag des Gewandüberwurfes. Ge-
wöhnlichste Arbeit.

31. Der griechische Grabstein stellt unzweifelhaft
einen 'Marmorarius und zwar 'vascalarius' vor (vgl.
Jahn Ber. der Sachs. Ges. 1861 S. 305 f), der die
Linke mit Meiszel auf eine Marmoramphora (wie
er sie zu machen pflegte) legt und in der Rechten
den Hammer hält, von dem der Stiel und noch ein
kleiner Rest des Schlägels erhalten sind. Wozu die
beiden runden Löcher rechts und links vom Kopf
des Mannes gedient haben, ist mir unklar; vielleicht
sind sie modern.

42, 2. Ein colossaler Aphroditekopf von leidlich
guter Arbeit.

43 und 44, 1. Ob diese drei Reliefs wirklich antik
sind? ich zweifle sehr daran.

44, 2. Ueber diesen 'Cupido', welcher sicher modern
ist (so schon Katalog von 1790 p. 91), vgl. jetzt
Lützow's Ztschr. für bild. Kunst XII S. 129 ff und 170 ff.

49, 2. Bestimmt modern, wie schon die Be-
schreibung von 1790 p. 93ss. erkannt hat.

51, 1. Dieses Bruchstück eines griechischen Grab-
reliefs schmückt die Basis des sog. Commodus-Mercurius
(III Tav. 6; vgl. oben): die Köpfe sind arg mitgenommen,

15) Vgl. die noch grössere Wunderlichkeit auf der Le-
kythos Castellani: Bull, dell' Inst. 1869 p. 28, 3.

doch hat der zweite kleinere Mann auch noch den seinen.
Der erste kleinere Mann trägt keinen Kasten: das sind

( vielmehr die Falten des über den linken Arm herab-
fallenden Mantels.

52. Dieses Relief ist sicher modern, wie Conze

' behauptet (ebenso schon der Katalog von 1790 p. 40);

I ob auch die Wiederholung der Darstellung im Museum
der Ermitage zu Petersburg (Guedeonow Catal.
no. 333: aus dem Palast Algarotti zu Venedig), auf
der noch eine (auf dem Boden liegende) Figur mehr
dargestellt ist?

Von den beiden hockenden Sphinxen (aus
weiszem Marmor; Dutzendarbeit römischer Kaiser-

j zeit), die rechts und links den Eingang des Museums

I von und zur Bibliothek schmücken, ist die männliche

j erst durch Ergänzung entstanden.

Im Born S. Pietro findet sich links vom Eingang

! ein groszer altchristlicher Sarkophag, zu einem Grab-
mal aufs Neue verwendet, wie die Inschrift lehrt (hac
in urna dormit corpus S. Io. Boni. a capella huc
translatum. Die XX. Febr. M.D.XLIII. Obiit autem

| .M.CCXL1III.). Derselbe ist ohne Zweifel bekannt,
doch fehlen mir hier die nöthigen Nachweise; die Arbeit
ist gering. Auf der Vorderseite unter Bögen auf Seulen
zwischen je sechs Aposteln der thronende Heiland und
zu seiner Linken das knieende Weib (mit dem Blutgang)
— Beide fast ganz weggebrochen. Auf der linken
Nebeuseite, (unter drei Bögen) steht zwischen zwei
Männern (Aposteln) eine Frau (Maria?) die Rechte
betend erhoben. Auf der rechten Nebenseite unter dem
mittleren Bogen Mann und Frau, die sich die Hand
geben; zwischen ihnen steht ein kleiner Knabe. Unter
den andern Bögen rechts Moses, aus Gottes (alleinsicht-
barer) Hand die Gesetztafel empfangend; links ein Mann
(wol Abrahaml, der in der erhobenen Rechten etwas
hält, neben ihm ein Altar — mehr ist in Folge der
Aufstellung jetzt nicht zu erkennen. Reichgeschmückt
mit Reliefs ist die Vorderseite des Deckels. Ueber der
Inschriftstafel in der Mitte die Geburt Christi: Maria
sitzend; das Kind in einem Korbe, der auf zwei hohen
Sockeln steht; Ochs und Esel; ein Hirt in Exomis, mit
Pedum; über dem von zwei Seulen gestützten Dach
der Stern. Auf dem linken Seitenakroterion Christus
(gröszer gebildet) mit dem Buch (Bibel) zwischen zwei
Jüngern mit Rollen. Zwischen diesem Akroterion und
der Mitte beschwichtigt ein Mann (Daniel?) durch Er-

; hebung der rechten Hand einen Löwen; ein anderer Mann

j eilt davon. Auf dem rechten Seitenakroterion wieder

! der Heiland mit Buch zwischen zwei Jüngern; auf dem
Zwischenrelief reicht ein Mann einer sich emporrich-

i tenden Schlange (der ehernen?) einen Apfel, während

I ein zweiter erstaunt die Rechte hebt.
 
Annotationen