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Heydemann, Heinrich
Hallisches Winckelmannsprogramm (Band 3): Mittheilungen aus den Antikensammlungen in Ober- und Mittelitalien — Halle/​Saale, 1879

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https://doi.org/10.11588/diglit.5990#0014
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9 (no. 13). Ueberlebensgroszer Zeuskopf; Nase
und Büste neu; gewöhnliche Arbeit (Replik der Büste
aus Otricoli) römischer Zeit; H. 0,43.

Im Palazzo Conte Orgian (Contrada Porto
no. 843) rindet sich — auszer den lateinischen In-
schriften, die einst Tornieri gesammelt hat (CILat. V
p. 305, XIV) — auch eine Anzahl griechischer Re-
liefs, von denen ich mir die folgenden notierte:

10. Griechisches Votivrelief; sehr mitgenommen;
gewöhnliche Arbeit; H. 0,37; Br. 0,54. Zeus (n. r.)
thronend; in der erhobenen Linken ist ein gemaltes
Scepter hinzuzudenken; die rechte Hand liegt auf dem
Schosz. Vor ihm ein Altar. Es nahen zwei Knaben,
von denen der erstere einen Widder herbeiführt; dann
zwei Männer, voii denen der vordere die Rechte an-
betend hebt; endlich eine Frau (Kanephoros), die auf
dem Kopfe einen groszen Korb trägt. Jederseits und
oben ist das Relief eingefaszt; unten ist es theilweise
weggebrochen.

11. Griechischer Grabstein gewöhnlicher Art und
Arbeit; H. 0,15; Br. 0,21; die rechte obere Ecke fehlt.
Auf Kline ist ein Mann gelagert (Oberkörper wegge-
brochen); vor ihm ein langer Tisch. Zu seinem Füszen
sitzt auf viereckigem Sitz seine Frau, in der Linken
einen Kasten hebend. Von links nahen zwei kleinere
Männer, die anbetend je die Rechte heben. Oben und
unten eingefaszt.

12. Griech. Grabrelief; oben Giebel (theilweise weg-
gebrochen); r. und 1. eingefaszt. Höhe noch 0,61; Br.
0,59. Auf einer Kline mit gedrechselten Füszen und
Seitenlehnen ist ein Mann gelagert, in der Linken eine
Frucht und in der auf dem Oberschenkel ruhenden Rechten
einen Kranz (?) haltend; vor ihm ein dreifüsziger Tisch
mit Früchten. Am Fuszende auf der Kline seine Frau,
die R. an der Wange, den r. Ellenbogen auf die über
den Leib gelegte linke Hand setzend. Neben dem
Manne (r. vom Beschauer) steht ein Knabe (roh in den
Proportionen; mit übergroszen Händen). Unten die
dreizeilige Inschrift: A ■ [$]IA1-1MGJN | IIPOMOI-
PWL | B1COLAL.

13. Griech. Grabstein mit Giebel (das Mittelakro-
terion ist sehr hoch); H. 0,74; Br. unten 0,39, oben
0,34; sehr mitgenommen. Auf Kline ist ein Mann
gelagert, der die Rechte seiner am Fuszende sitzenden
Frau (Fuszbank) hinreicht, die verschleiert ist und mit
beiden Händen die gebotene Hand ergreift; davor ein
dreifüsziger Tisch mit Speisen. Von der dreizeiligen
Inschrift, die CIGr. 2347 a noch vollständiger gegeben
ist, sind nur noch am Schlusz die Buchstaben XAIPE
erhalten.

14. Griech. Grabstein; recht mitgenommen; von
gewöhnlicher Arbeit; oben Giebel mit hohem Akroterion;
H. 0,82; Br. unten 0,36; oben 0,34. Eine Frau, ver-
schleiert, die Linke auf der Brust, faszt mit der rechten
Hand die Rechte ihres vor ihr auf einem Lehnstuhl
sitzenden Mannes (bartlos); neben ihm steht ein Knabe,

der beide Hände vorn übereinander hält. Die vier-
zeilige Inschrift MävavÖQS \ Mevcivöqov \ Trvis XQ?]G |
rh xalqe im CIGr. 2347 b.

PADUA.

Vgl. Conze Aren. Anz. 1867 S. lOOf.

Die kleine Antikensammlung, die in den beiden
Loggien des Palazzo della Ragione aufgestellt
ist, bietet auszer einer Anzahl lateinischer Inschriften
nur Weniges dar. Auszer den fünf Reliefs, über die
Conze a. a. 0. berichtet, sind noch etwa die folgenden
Alterthümer zu beachten:

1. Puteal von gewöhnlicher Arbeit; die Ober-
fläche ist sehr verwaschen. Dargestellt sind drei
Bacchae: die eine (nach links vom Beschauer ge-
wandt) trägt in der erhobenen Rechten den Thyrsos
und in der gesenkten Linken an einem Band ein
Paar Kymbala n); die zweite (n. r.) hat den Kopf
hintenüber geworfen und hält in der einen Hand
ein Tympanon, in der gesenkten Rechten aber zwei
Schnüre mit je zwei Glocken; die dritte (n. r.) endlich,
deren Oberkörper entblöszt ist, hat die L. über den
Kopf gelegt und scheint in der gesenkten Rechten
einen Zipfel ihres Gewandes gefaszt zu haben (nicht
mehr recht erkennbar). Abgeb. bei Furlanetto Lapidi
Patavine Tav. 67 p. 470, 751.

2. Zwei Bruchstücke eines Sarkophags mit
Amazonenkampf; H. 0,47; die Arbeit ist leidlich gut,
besonders die Musculatur lebendig und ausdrucksvoll;
die Figuren, in hohem Relief, sind ganz voneinander
getrennt; leider arg mitgenommen. Das eine Frag-
ment (Br. 0,55), an dem noch von der Seitenfläche
ein Theil mit den Resten einer (roh angedeuteten
und sehr zerstörten) Figur erhalten ist, zeigt noch
einen Griechen (n. r.), in Helm und um den Hals
die Chlamys, mit beiden Händen gewaltig die Doppel-
axt schwingend; auf ihn zu eilt entweichend ein
zweiter Grieche (n. 1.), den Kopf zurückwendend und
in der erhobennn Rechten (Schwert oder Axt: weg-
gebrochen) schwingend; der linke ebenfalls hoch er-

") Vgl. dazu Frankel Arch. Ztg. 1876 S. 32, dem ich
nur nicht zugeben kann, dasz am Baum bei Bötticher Baum-
cultus Fig. 13 (= Müller-Wieseler II 63, 815; u.a.) Schall-
becken hängen: das sind doch wol ebenso sicher 'Glocken'
wie auf der Ära der Kybele und des Attis bei Zoega
Bass. 113 (= Müller-Wieseler II 63, 813 b; u.a.), wie schon
 
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