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Heydemann, Heinrich
Hallisches Winckelmannsprogramm (Band 3): Mittheilungen aus den Antikensammlungen in Ober- und Mittelitalien — Halle/​Saale, 1879

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https://doi.org/10.11588/diglit.5990#0045
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43

Jüngling' (d. i. vielmehr das Moschini'sche Thonrelief
mit Mereur und Perseus: vgl. dazu Conze S. 76*)
modern ist, so auch 'Olympos aus der Gruppe mit
Pan' (d. h. genauer: Pan und Untertheil des Da- \
])hnis) und die 'anmuthig tanzenden Nymphen' sicher
modern sind: diese Letzteren sind Nachbildungen in
Relief von vier Tänzerinnen aus der sog. Villa des
Cicero zu Pompeji, jene aber von der bekannten
Gruppe, von der es auch in Turin eine herzlich
schlecht gearbeitete Replik (Wieseler S. 664, 10) giebt.

Sonst erwähne ich noch eine Reihe von runden
Reliefdarstellungen, die sich auf schwarz gefirniszten
lampenartigen kleinen Gefäszen finden, deren Form I
(vgl. dazu Friedrichs Berl. Bronzen no. 745) auf Taf.
III 182 des Neapeler Vasenkatalogs abgebildet ist;
sie haben zwischen 0,04—0,07 Höhe und 0,09—0,12
Durchmeszer. Die Folgenden verdienen Erwähnung:

41. Herakles drückt mit dem linken Knie die
Hindin zu Boden, die er mit der L. am Maul gefaszt
hat; die R. hoch erhoben. Hinter ihm Baumstamm
(mit Löwenfell?)

42. Auf Seepferd sitzt eine Frau (Nereide) und
hält in der nach hinten erhobenen Linken eine Keule
(wie mir schien; vgl. jedoch die beszer erhaltenen
Exemplare Brit. Mus. no. 1873; Neap. Vasens. Sant
Ang. no. 368 p).

43. Zwei Exemplare (d. h. habe ich davon in I
Turin zu sehen bekommen): eine phrygisch gekleidete
Figur, die auf einem Greifen sitzt und in der R. die
Lanze zückt gegen einen zusammenstürzenden Hirsch.
Vgl. ebenso Neap. Vasens. Sant Ang. no. 368 h.

44. Zwei Exemplare: zwei Ohren und ein Astra-
galos. Vgl. auch zweites Hallisches Winckelmanns-
progr. S. 10, 42.

45. Das Gefäsz ist beschädigt: ein nackter Mann,
der in der erhobenen Linken einen Schild hat, schwingt
in der R. (eine Waffe, welche, auszerhalb des Relief-
rundes fallend, nicht mit ausgedrückt ist) gegen einen
umblickenden Reiter; vor diesem ein forteilender Krieger.

46. Drei Exemplare, von denen das eine voll-
ständig erhalten ist. Ein Mann mit Petasos sitzt auf
Felsstück und Chlamys, die vom Rücken herabfallt;
auf der vorgestreckten linken Hand sitzt ein kleines
Kind (oder hält er ein Wickelkind?). Etwa Hermes
und Dionysos oder Hermes und Herakles (vgl. dazu
Arch. Ztg. 1876 Taf. 17 S. 199 f)?

47. Ein Reiter, mit flatternder Chlamys, zückt die
Lanze gegen einen Feind, welcher unter den Vorderfüszen
des Thieres liegt und sich mit dem Schild zu schützen
sucht. Eine sehr ähnliche Darstellung ist abgebildet
im Catalogue du Musöe Foll01) I (1871) p. 51, 207.

•01) Zu den Notizen, die Wieseler (Gött. gel. Nachr. 1877
i. 24 8. 624 ff) über die Antiken des Muse'e Fol in Genf

ANTICA ARMERIA REALE.

Schon Wieseler (Gött. gel. Nachr. 1877 no. 24.
S. 688) hat darauf aufmerksam gemacht, dasz sich
in dieser stattlichen Sammlung mittelalterlicher und
neuerer Waffen auszer einigen griechischen Helmen
und römischen Waffen auch findet:

1. Das bronzene Proembolion (vgl. dazu Graser
Arch. Ztg. 1872 S. 50 Anm. 1), welches in zugänglicher
Publication bei Welcker AD. V Taf. 13, A sich findet;
früher wurde es im Arsenal zu Genua aufbewahrt.
Es ist gut erhalten bis auf die eine Seite des Bronze-
mantels, welche zerstört ist; der Eberkopf ist un-
gefähr 0,21 lang; der Mantel hat 0,50 Länge; vorn
0,18 und hinten 0,25 Höhe; und 0,12 Breite.

2. Auszerdem findet sich dort das Bruchstück

gegeben hat, füge ich die folgenden Bemerkungen, die ich
den Bleistiftnotizen entnehme, welche Friedrich Matz in sein
mir vorliegendes Exemplar des Katalogs Fol eingetragen hat:
1. Catal. I p. 41 no. 156. Der Grund der Vase ist ausgefreszen;
das Gefäsz stark restauriert. — 2. Cat. I p. 57. no. 237. Dasz
diese Vase aus Griechenland komme, ist kaum glaublich;
vielmehr späte etruskische Nachahmung; roh geschmiert. Der
eine Schild hat [als Schmuck und Schutz] eine hervorstehende
Dreizackspitze. — 3. Cat. I p. 57 no. 238. Im Kampfstreifen
haben zwei Schilde Xaiarfia nreQÖevra mit je einem Auge.
Im unteren Streifen eine gewöhnliche Verfolgungscene: der
Jüngling trägt Petasos zwei Lanzen und Stirnbinde mit zwei
Zacken vorn. — 4. Cat. I p. 138 no. 654. Zu 3: die Hand
liegt vielmehr nachdenklich am Kinn. Zu 4: stützt sich auf
einen Schild. Die Technik ist richtig beschrieben. — 5. Cat. I
p. 195 no. 911. Nicht REIEA ist zu lesen, sondern die In-
schrift sieht so aus: 31111 [d.i. Pete; ähnliche Spiegel vgl.
bei Gerhard 386; 387, l; u. a.]. Damit fallen Wieseler's Be-
merkungen S. 630f. [Vgl. jetzt auch die Abbildung und
Besprechung des Spiegels in der Gazette archeologique IV
p. 54]. — 6. Cat. I p. 276 no. 1279. Sehr verdächtig. — 7.
Cat. I p. 287 no. 1317. Ist der Halbmond hinter den Schultern
alt?? — 8. Cat. I p. 295 no. 1351. Der Vogel, dem die gela-
gerte Frau zu freszen giebt, ist ein Rabe. Das Kind spielt
mit einem Vogel (? zerstört). Keine 'eonsole', sondern eine
'acerra' ist zu erkennen.

Meinerseits füge ich noch hinzu: 9. Cat. I p. 178 no. 838.
Vgl. dazu Mon. dell' Inst. VI. VII 83, 1. Das aus Athen
stammende, zur Darstellung passende Marmorstiick ist aber
doch wol sicher modern?! — 10. Cat. I p. 183 no. 867. Wenn
Wieseler S. 630 hier Aktäon erkennnen will, so ist das ein
Irrthum: das Bruchstück gehört zu einem isthmischen Aben-
teuer des Thesaus; vgl. die vollständige Darstellung Mon.
dell' Inst. VI. VII 83, 2. — 11. Cat. I p. 184 no. 871. Das
Bruchstück ist zu vervollständigen nach Campana Op. in
plast. Tav. 107.

6*
 
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