Unter den Marmorwerken 12') ist wol kein irgend j
interessanteres jetzt ganz unbekannt:
1. Fünf Bruchstücke einer Relieftafel mit der j
Darstellung einer Bäckerei; rohe Arbeit; wie gewöhnlich
erschöpfend beschrieben von Michaelis bei Jahn Ber.
dSGdW. 1861 S. 342. Ich füge (nach meinen Notizen)
hinzu, dasz mir auf d der Mann in der Linken eine
Lampe (lucerna) zu halten schien; auf c schien mir
der Korb links vielmehr ein rechteckiger 'Kasten', auf
dem noch Spuren sind (eines Sackes, den etwa Jemand
ausschüttet?); endlich ist auf e noch die eine Schale
einer Wage erhalten.
2. Die beiden griechischen Reliefbruchstiicke
fscenische Anathemata), die schon Conze S. 89*
richtig als Repliken zu den» capitolinischen Relief
(abg. Mus. Capit. IV 36; u. a.) erkannt hat, habe ich
mit Erlaubniss des jetzigen Directors, Herrn Prof
Brizio, zeichnen laszen und werde sie veröffentlichen,
sobald erst die kürzlich in Rom gefundene Replik
im Bullettino della Commissione archeologica muni-
cipale veröffentlicht sein wird (Bull, munic. IV p. 218,
1 und p. 219, 2 = Arch. Ztg. 1877 S. 85, 30 und 31);
eine andere Replik findet sich im Museo Nazionale
zu Neapel (schlecht abg. bei Roux Musee secret
Taf. 54; vgl. Ghd Neap. Ant. Bildw. 8. 455; 1).
3. Das sehr malerische Relief mit der Darstellung
des Poseidon und der Amymone (Conze S. 89*) wird
demnächst von Brizio publiciert werden; vgl. dazu
auch Wieseler Gött. gel. Nachr. 1877 no. 2 S. 46 ff.
4. Relief bruchstück mit Eroten auf dem Waszer;
besch. von Conze S. 89* f. Der vierte Eros steht auf j
den Wellen und beugt sich weit herab: vielleicht ist
das Netz (von dem in der Rechten noch ein Theil er-
halten ist) zu schwer oder er will, wie der dritte Erot,
nach einem Fisch im Waszer greifen ?
5. Torso einer Kaiserstatue; es fehlen Kopf Arme i
und Beine. Auf dem Panzer: oben ein Medusenhaupt; !
unten zwei Nereiden auf Seedrachen, deren Mantel sich j
schleierartig emporwölbt. Leidlich gute Arbeit.
6. Tischfusz mit Psychefigur; abgeb. und be-
sprochen von Conze in der Arch. Ztg. 1862 Taf. 158, 5
S. 232.
Unter den übrigen Antiken hebe ich vor Allem
hervor:
7. Sog. Vaso a campana (Form no. 92 [des
Neap. Vasenkatalogs]; H. 0,48; D. 0,50); rothfigurig
mit weisz; auf dem Scheiterhaufen mitverbrannt und
daher an Farbe und Firnisz arg verdorben, was bei
der gioszartigeu, wunderbar schönen Zeichnung sehr
zu bedauern ist. A. Eine ausgewachsene Nike
121) Vgl. auch noch meine Archäol. Mittheilungen aus
Rom: Vatican no. 3, I).
(NIKE)1'22) führt schwebend einen kräftigen, mit
weiszer Binde geschmückten Stier herbei, welchen
sie an Stricken (um die Hörner) nicht ohne Mühe
hält123); neben und hinter dem Thier erhebt sich
auf Basis ein groszer Dreifusz, auf dem ein Wein-
laubskranz liegt. Vor dem Stier sitzt auf Lehnseszel
der bärtige Bacchos (zf/OAT 5 0 3=), in Chiton und
Mantel, bekränzt und mit Thyrsos; neben und vor
dem Gott schwebt eine zweite gleichfalls ausge-
wachsene Siegesgöttin (NIKE) mit Schale und Tänie
auf das Thier und die Gefährtin zu. Hinter dieser
Nike steht eine Bacchantin — Namens Bakche
(BAXXE); vgl. dazu Nonn. Dionys. XIV 394; u. ö. —
in dorischem Chiton und mit Thyrsos, und hinter der
ersten Nike der bärtige Satyr Simos (SIMÖ5), be-
kränzt und mit Thyrsos, die Linke spähend erhoben
(üjioo-AOJikvcov). ß. Auf zweistufiger breiter Thymele
stehen ein Jüngling, die Doppelflöte blasend, und ihm
gegenüber ein kleinerer Jüügling, zuhörend; beide
sind je bekränzt und im Mantel, .federseits schwebt
eine ausgewachsene Nike herbei, die eine, in Chiton
Mantel und breitem Haarband, einen Kranz in Händen
haltend, die andere, in Doppelchiton und Haube, eine
weisze Tänie in den Händen. Diese Vase, welche sich
seit Mitte des vorigen Jahrhunderts im Museum be-
findet, ist schon sehr oft abgebildet, aber stets ohne
die unbeachtet gebliebenen Inschriften sowie sehr
flüchtig und sehr ungenau: zuerst bei Hancarvillc
Antiquites II 37 und Passeri Pict. Etr. Tab. 7; dann
wiederholt bei Inghirami Vasi Fitt. 361 und 362;
Panofka BaL. IV 9 und 10; die Vorderseite allein
bei Agineourt Denkm. der Malerei Taf. I 2; Müller-
Wieseler DaK. II 50, 625 (vgl. auszer den dort ange-
führten Besprechungen auch noch Stephani Nimbus
und Strablenkr. S. 109 [469] no. 7); die Rückseite
auch Wieseler Theatergeb. IV 7. Um so mehr wäre
eine neue genaue Wiedergabe der wundervollen
Darstellung zu wünschen!
8. Kleine Terracottagruppe (unteritalisch) des
Adonis und der Aphrodite: er hat in der R, die Lanze
neben sich und legt den linken Arm um den Nacken
der Göttin, welche ihren rechten Arm um des Geliebten
Hals legt; sie neigen die Köpfe einander zu. Beide sind
•") Die bisher nicht beachteten Inschriften des Gefäszes
sind, wenn erst einmal gefunden, leicht und deutlich zu lesen!
Mit Recht hat man zu diesem Motiv an das Balu-
stradenrelief des Tempels der Athena-Nike (Kekule Taf. I, D)
erinnert: Knapp Nike S. 75; noch mehr entspricht dem Relief
das Vasenbild Inghirami Vasi fitt. 363.
interessanteres jetzt ganz unbekannt:
1. Fünf Bruchstücke einer Relieftafel mit der j
Darstellung einer Bäckerei; rohe Arbeit; wie gewöhnlich
erschöpfend beschrieben von Michaelis bei Jahn Ber.
dSGdW. 1861 S. 342. Ich füge (nach meinen Notizen)
hinzu, dasz mir auf d der Mann in der Linken eine
Lampe (lucerna) zu halten schien; auf c schien mir
der Korb links vielmehr ein rechteckiger 'Kasten', auf
dem noch Spuren sind (eines Sackes, den etwa Jemand
ausschüttet?); endlich ist auf e noch die eine Schale
einer Wage erhalten.
2. Die beiden griechischen Reliefbruchstiicke
fscenische Anathemata), die schon Conze S. 89*
richtig als Repliken zu den» capitolinischen Relief
(abg. Mus. Capit. IV 36; u. a.) erkannt hat, habe ich
mit Erlaubniss des jetzigen Directors, Herrn Prof
Brizio, zeichnen laszen und werde sie veröffentlichen,
sobald erst die kürzlich in Rom gefundene Replik
im Bullettino della Commissione archeologica muni-
cipale veröffentlicht sein wird (Bull, munic. IV p. 218,
1 und p. 219, 2 = Arch. Ztg. 1877 S. 85, 30 und 31);
eine andere Replik findet sich im Museo Nazionale
zu Neapel (schlecht abg. bei Roux Musee secret
Taf. 54; vgl. Ghd Neap. Ant. Bildw. 8. 455; 1).
3. Das sehr malerische Relief mit der Darstellung
des Poseidon und der Amymone (Conze S. 89*) wird
demnächst von Brizio publiciert werden; vgl. dazu
auch Wieseler Gött. gel. Nachr. 1877 no. 2 S. 46 ff.
4. Relief bruchstück mit Eroten auf dem Waszer;
besch. von Conze S. 89* f. Der vierte Eros steht auf j
den Wellen und beugt sich weit herab: vielleicht ist
das Netz (von dem in der Rechten noch ein Theil er-
halten ist) zu schwer oder er will, wie der dritte Erot,
nach einem Fisch im Waszer greifen ?
5. Torso einer Kaiserstatue; es fehlen Kopf Arme i
und Beine. Auf dem Panzer: oben ein Medusenhaupt; !
unten zwei Nereiden auf Seedrachen, deren Mantel sich j
schleierartig emporwölbt. Leidlich gute Arbeit.
6. Tischfusz mit Psychefigur; abgeb. und be-
sprochen von Conze in der Arch. Ztg. 1862 Taf. 158, 5
S. 232.
Unter den übrigen Antiken hebe ich vor Allem
hervor:
7. Sog. Vaso a campana (Form no. 92 [des
Neap. Vasenkatalogs]; H. 0,48; D. 0,50); rothfigurig
mit weisz; auf dem Scheiterhaufen mitverbrannt und
daher an Farbe und Firnisz arg verdorben, was bei
der gioszartigeu, wunderbar schönen Zeichnung sehr
zu bedauern ist. A. Eine ausgewachsene Nike
121) Vgl. auch noch meine Archäol. Mittheilungen aus
Rom: Vatican no. 3, I).
(NIKE)1'22) führt schwebend einen kräftigen, mit
weiszer Binde geschmückten Stier herbei, welchen
sie an Stricken (um die Hörner) nicht ohne Mühe
hält123); neben und hinter dem Thier erhebt sich
auf Basis ein groszer Dreifusz, auf dem ein Wein-
laubskranz liegt. Vor dem Stier sitzt auf Lehnseszel
der bärtige Bacchos (zf/OAT 5 0 3=), in Chiton und
Mantel, bekränzt und mit Thyrsos; neben und vor
dem Gott schwebt eine zweite gleichfalls ausge-
wachsene Siegesgöttin (NIKE) mit Schale und Tänie
auf das Thier und die Gefährtin zu. Hinter dieser
Nike steht eine Bacchantin — Namens Bakche
(BAXXE); vgl. dazu Nonn. Dionys. XIV 394; u. ö. —
in dorischem Chiton und mit Thyrsos, und hinter der
ersten Nike der bärtige Satyr Simos (SIMÖ5), be-
kränzt und mit Thyrsos, die Linke spähend erhoben
(üjioo-AOJikvcov). ß. Auf zweistufiger breiter Thymele
stehen ein Jüngling, die Doppelflöte blasend, und ihm
gegenüber ein kleinerer Jüügling, zuhörend; beide
sind je bekränzt und im Mantel, .federseits schwebt
eine ausgewachsene Nike herbei, die eine, in Chiton
Mantel und breitem Haarband, einen Kranz in Händen
haltend, die andere, in Doppelchiton und Haube, eine
weisze Tänie in den Händen. Diese Vase, welche sich
seit Mitte des vorigen Jahrhunderts im Museum be-
findet, ist schon sehr oft abgebildet, aber stets ohne
die unbeachtet gebliebenen Inschriften sowie sehr
flüchtig und sehr ungenau: zuerst bei Hancarvillc
Antiquites II 37 und Passeri Pict. Etr. Tab. 7; dann
wiederholt bei Inghirami Vasi Fitt. 361 und 362;
Panofka BaL. IV 9 und 10; die Vorderseite allein
bei Agineourt Denkm. der Malerei Taf. I 2; Müller-
Wieseler DaK. II 50, 625 (vgl. auszer den dort ange-
führten Besprechungen auch noch Stephani Nimbus
und Strablenkr. S. 109 [469] no. 7); die Rückseite
auch Wieseler Theatergeb. IV 7. Um so mehr wäre
eine neue genaue Wiedergabe der wundervollen
Darstellung zu wünschen!
8. Kleine Terracottagruppe (unteritalisch) des
Adonis und der Aphrodite: er hat in der R, die Lanze
neben sich und legt den linken Arm um den Nacken
der Göttin, welche ihren rechten Arm um des Geliebten
Hals legt; sie neigen die Köpfe einander zu. Beide sind
•") Die bisher nicht beachteten Inschriften des Gefäszes
sind, wenn erst einmal gefunden, leicht und deutlich zu lesen!
Mit Recht hat man zu diesem Motiv an das Balu-
stradenrelief des Tempels der Athena-Nike (Kekule Taf. I, D)
erinnert: Knapp Nike S. 75; noch mehr entspricht dem Relief
das Vasenbild Inghirami Vasi fitt. 363.