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Heydemann, Heinrich
Hallisches Winckelmannsprogramm (Band 3): Mittheilungen aus den Antikensammlungen in Ober- und Mittelitalien — Halle/​Saale, 1879

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https://doi.org/10.11588/diglit.5990#0073
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107. Mit vollem Recht von Burckhardt für modern
erklärt.

109. Die Heerde besteht aus neun (sie) Schafen:
ein zehntes Schaf trägt der gute Hirte. Der Sarkophag
ist jetzt abgeb. und bespr. in der Rev. archeol. NS. 34
pL 24 p. 358.

111. Aus den Wellen des Meeres tauchen Del-
phine und Oberkörper (sie) von Eroten hervor.

113. Dasz vor den Stieren noch ein Thorbogen
erhalten ist, hat schon Conze S. 344 bemerkt.

114. Der Satyr im Hintergrunde (S. 93 Z. 5 f.)
hält in der Linken nicht Krotalen, sondern ein Schall-
becken; über dem Haupte der Maenade wird nicht das
Capital einer Seule, sondern eine 'Seule mit einer
Sonnenuhr' sichtbar.

115. Der Sarkophag ist auch abgebildet und
bespr. von Gerhard Arch. Ztg. 1862 Taf. 159, 1
S. 222 ff; des Gesicht des Endymion ist jetzt gänzlich
zerstoszen.

117. Der Stab, der in einen Thierfusz (mit Huf)
endigt, ist auf der Vorderseite wie auf der rechten
Schmalseite jedesmal ein Pedum, dessen obere Biegung
hier organisch mit einem Thierfusz verziert ist.

123. Hübner (bei Dütschke Zerstr. Bildw. S. 246)
erkennt in den beiden Eckfiguren 'Virtus' und 'Honos',
was schwerlich richtig ist. Der Sarkophag war ur-
sprünglich in der That wol eine Badewanne; die Frau
im linken Eckfelde hatte auf der linken Hand einen
Gegenstand zu stehen, den sie am oberen Ende mit
der Rechten berührte (was es war, ist bei der Zer-
störung nicht mehr zu bestimmen).

128. Worin der in der Mitte der Vorderseite
stehende junge, behelmte Mann 'einem Satyr ähnlich'
sei, vermochte ich nicht zu ergründen; über seine Be-
nennung wüszte ich nichts Brauchbares zu äuszern.
Im Bogen links schien mir nicht Bacchus, sondern ein
von Fan überraschter Hermaphrodit (für den allerdings '
die Brüste nicht allzu weiblich sind) dargestellt zu sein, j
welcher, den Kopf hintenüber, dasitzt: der ithyphallische
Pan scheint mit der erhobenen Rechten das von jenem mit j
der Rechten gelüftete Gewand zu faszen und zieht
die linke Hand staunend zurück, als er die männlichen
Schamtheile gewahr wird.

132. Abgebildet auch bei Gerhard Ant. Bildw.
Taf. 45, 3. Der 'spiralförmig gerollte Gegenstand
von seltsamer Form', den die kleinere weibliche
Figur hält (S. 104 Z. 5 f,), däuchte mich ein Kym-
balon zu sein. Der Satyr S. 104 Z. 14 hält den
Thyrsos mit Bändern (ebenso bei dem Thyrsos
Z. 23) in der rechten Hand. So sehr ich übrigens
in das Lob der niedlichen Schönheit dieser bacchischen
Marmorvase miteinstimme und ihre Verbreitung
durch Abgiisze gerechtfertigt halten würde, so wenig
kann ich zugeben, dasz 'die Hören in voller Deut- i

liehkeil als Repräsentanten der drei Jahreszeiten
charakterisiert' sind: von einer 'dichteren' Verhüllung
der 'Höre des Winters' kann ich mich nicht über-
zeugen, auch nicht davon, dasz die 'Höre des Som-
mers' sich zum Schutz gegen die Sonnenstrahlen
das Tuch über den Kopf ziehen will (sie hält viel-
mehr nur ihren Mantel fest, wol um ihn nicht ganz
fallen zu laszen). Mir scheinen nur Bacchantinnen
dargestellt, tanzend und Pan neckend. Dasz die
Darstellung des Kraters keine Originalerfindung,
sondern die Figuren von Uberallher und zum Theil
'mechanisch' gedankenlos (was soll hier das Aus-
ziehn der Schuhe des Bacchus?!) entlehnt sind, hat
schon Otto Jahn Arch. Beiträge S. 199, 1 angedeutet
und Dütschke weiter ausgeführt171); ich füge hinzu,
dasz auch die letzte 'Höre' in unserm Denkmäler-
vorrath sich wiederholt findet auf dem Relief der
Tänzerinnen im Louvre (abg. zB. Clarac Mus. de Sc.
163, 259; Meyer Abbild, zur Gesch. der bild. Künste
Taf. 8: mittelste Frau [nur dasz hier das rechte Hein
nicht auch entblöszt ist]), wo auch die 'Höre des
Winters' in der vorantanzenden Frau nicht zu ver-
kennen istl72). Es ist eine gute Arbeit der eklek-
tischen neuattischen Schule, in Zeit und Styl dem
Krater des Salpion verwandt und gleichartig; die
einzelnen Figuren gehn alle auf Originale der besten
griechischen Kunst zurück.

138. Neben der Frau ein umgestürzter Kalathos
mit Wollknäueln und darauf ein Vogel (vgl. ebenso
zB. oben S. 51, 2), den Füszen nach zu urtheilen etwa
eine ltinte.

140. Der Hirt unter dem Medaillon, der mit
der einen Hand bei den Hinterbeinen einen Ziegen-
bock (so schien mir; nach Dütschke ein Schaf) hält,
hat in der anderen Hand ein jetzt sehr zerstörtes
Instrument gehalten, wol eine Scheere, um das Thier
zu scheeren. Die Aehnlichkeit mit dem christlichen
Sarkophag bei Mafl'ei Mus. Veronense (Schluszvi-
gnette der Dedication an Benedict XIV = Verona

'") Das Citat (S. 105 Z. 20): Mus. Veron. tab. LI, 2 —
sei es p. XLIX, sei es p. LXX1 — Ist nur aus Versehen
hierhergekommen? Ich vermag es für die Figuren des
Pisaner Kraters nicht zu verwerthen. Dasz die 'Höre des
Winters' sich auf dem Relief in Mantua (Labus Mus. di
Mantova III 47, 2 p. 209 ss.) wiederhole, kann ich nicht
finden.

»*) Nicht nachzuweisen ist bis jetzt , so viel ich zu
sehen vermag, der Satyr vor den drei Bacchantinnen —
gewiss nur zufälligerweise. An eine Originalcomposition
desselben ist nicht zu denken.
 
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