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Bombe, Walter
Geschichte der Peruginer Malerei bis zu Perugino und Pinturicchio: auf Grund des Nachlasses Adamo Rossis und eigener archivalischer Forschungen — Italienische Forschungen, Band 5: Leipzig, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.34609#0086
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Malerei des 14. Jahrhunderts.

ist das Werk in sehr schlechtem Erhaltungszustände auf uns gekommen.
Im Jahre 1867, als auf Beschluß des Peruginer Magistrats eine durch-
greifende Wiederherstellung des Ganzen begonnen wurde, fehlte ein großer
Teil der in Kisten verpackten Fragmente, so daß der Restaurator Prof.
Francesco Moretti an den meisten Figuren umfangreiche Teile ganz er-
neuern mußte. Die schlechte Erhaltung der alten Teile und die vielen
modernen Zutaten erschweren außerordentlich die Beantwortung der Frage,
wie weit Fra Bartolomeo di Pietro selbst an dem Werke beteiligt ist.
Die Ansicht, daß Bartolomeo nur den älteren Teil des Fensters
ausgeführt habe, gründet sich auf einen Bericht des Campanus im Leben
Papst Pius des Zweiten, demzufolge der Papst 1459 bei der Einweihung
der Kirche S. Domenico befahl, das große Fenster hinter dem Hoch-
altar mit einem künstlich, mosaikartig zusammengesetzten Glasfenster zu
verschließend Man hat daher vermutet, daß ein älteres und kleineres
Fenster einer Kapelle später in den Chor versetzt und nach 1459 vergrößert
worden seiU Tatsächlich zeigen die Darstellungen aus der Legende des
Jacobus Major in dem unteren Teile, der die Namensinschrift und das Datum
1411 trägt, und der von der Erneuerung weniger betroffen wurde, einen
altertümlicheren Stil als die oberen Darstellungen und deutliche Anlehnungen
an die Weise des zu Anfang des 15. Jahrhunderts in Perugia tätigen Taddeo
Bartoli aus Siena. An dem älteren Teil des Fensters ist außer Barto-
lomeo auch der Florentiner Maler Mariotto di Nardo beteiligt, der
die Figur einer heiligen Katharina firmiert und 1404 datiert hat. Die am
Saum des Mantels dieser Figur entlang laufende Inschrift lautet: HOC
OPUS MARIOCTUS NARDI DE FLORENTIA PINSIT MCCCCIV
DEO GRATIA AMEN SCA. CATARINA EXPO/W/SA CHRISTI
SPECIOSA. Es ist möglich, aber wegen der starken Überarbeitung aller
Teile nicht mehr genau festzustellen, daß Mariotto di Nardo, dessen Stil
auch an einigen Arbeiten im Florentiner Dom kenntlich ist% außer der
heiligen Katharina noch einige der übrigen weiblichen Heiligen derselben
Reihe (S. Lucia, S. Elisabetta d' Ungheria, S. Maria Maddalena, S. Caterina
di Siena und S. Agnese) gezeichnet hat.
In vielleicht weit größerem, aber aus Alangel an Vergleichsmaterial nicht
mehr feststellbarem Maße ist an der Ausführung des Chorfensters viel-
1 «Dedicavitque phanum Dominici postulantibus civibus propter eximiam magni-
tudinem et Dona primus intulit fenestram quoque eximiae magnitudinis pone aram
maximam opere vitreo iussit occludi artificio et textura texellata.»
2 Zuerst von Mariotti, «Leu. pitt.» Seite 80 und neuerdings von L. Manzoni im
«Repertorium für Kunstwissenschaft» Band 26, 1903, Seite 120ff. ausgesprochen.
" cf. Poggi, «H Duomo di Firenze» (2. Band der vom Kunsthistorischen Institut in
Florenz herausgegebenen «Italienischen Forschungen»); Siren, «Giottino», Leipzig 1908,
Seite 76 Anm. 1.
 
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