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Bombe, Walter
Geschichte der Peruginer Malerei bis zu Perugino und Pinturicchio: auf Grund des Nachlasses Adamo Rossis und eigener archivalischer Forschungen — Italienische Forschungen, Band 5: Leipzig, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.34609#0146
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Die drei Hauptmeister vor Perugino.

Charakteristik leichter, im Winde flatternder Gewänder bei den Engeln
und dann wieder die Modellierung schwerer, wie in den Ton hinein-
gekneteter Falten bei den Heiligenßguren ganz im Sinne dieses Meisters,
von dem Fiorenzo tiefe und nachhaltige Eindrücke empfangen, hat. Viel-
fache Anregungen für die Behandlung des Faltenwurfes hat außerdem
ein wahrscheinlich im Jahre 1483 geschaffenes Tabernakel des Verrocchio-
Schülers Francesco di Simone in der Kirche Monteluce bei Perugia ge-
geben (s. Seite 118).
Was wir sonst noch an sicheren urkundlichen Nachrichten über
Fiorenzo besitzen, ist nicht eben viel. Am 16. April 1485 erhält er die
bescheidene Zahlung von 2 Fiorini für Malerarbeiten, die er mit Gehilfen
im Zimmer des Capo d' Ufßcio im Stadthause zu Perugia ausgeführt hatte.
Am 22. Juli 1489 wird Fiorenzo nach Orvieto berufen, um dort ein
Urteil über die im Dom auszuführenden Malereien abzugeben.* Am
18. Januar 1490 werden die dekorativen Teile des neu erbauten Palastes
der cSapienza Nuova», der Peruginer Hochschule, in Piazza del Sopra-
muro, nach Zeichnungen Fiorenzos zwei Steinmetzen in Auftrag gegeben.
Das noch heute erhaltene Gebäude ist von äußerster Einfachheit und
Schmucklosigkeit, und die geplanten Girlanden sind nie zur Ausführung
gelangt. Nur an einer Ecke des Hauses ist ein steinerner Wappenschild
angebracht, der von Bändern umflattert ist. Auch dieses einzige Schmuck-
motiv der Fassade ist nüchtern und ohne künstlerischen Wert. Für die
Entwürfe mußte Fiorenzo sich mit einem Honorar von 1 Fiorino und
70 Soldi begnügen. Ähnlich bescheiden war der Lohn, den er am
28. Mai 1491 für zwei Friese und einen Kamin vom Benediktinerkloster
S. Pietro erhielt. Diese Arbeiten sind nicht mehr nachweisbar. Für
cManifatura de uno Crocißsso* im Refektorium des Klosters Monteluce
(vielleicht Bemalung eines Crucißxus) werden ihm am 7. Oktober 1491
9 Fiorini ausgezahlt. Auch dieses Werk scheint zugrunde gegangen zu
sein. Im Jahre 1499 empfängt er vom Kloster San Pietro, wo er be-
schäftigt gewesen sein mag, 3 Fiorini, um dafür Gold zu kaufen. Am
13. März 1499 schätzt er gemeinsam mit Bartolomeo Caporali Malereien
ab, welche Peruginos Schüler Giannicola Manni am Eingänge zum Amts-
zimmer des Capo d'Ufßcio im Stadthause gemalt hatte. Im ersten
Semester 1500 bekleidet er das Amt eines Kämmerers der Malerzunft.
Am 30. April 1501 werden ihm von der päpstlichen Kasse in Perugia
8 Fiorini für zwei gemalte Trompeterfähnchen angewiesen. Im Jahre 1504
folgen kurz nacheinander drei Zahlungen des Klosters San Pietro: Für
i Adamo Rossi in «Giorn. di Erud. Art.» Band 5, Seite 160. — Luigi Fumi gibt in
seinem Buche: «Ii Duomo di Orvieto e i suoi restauri» ein anderes Datum, 1489, Juli, und
einen anderen Text: «Cuidam Magistro Florentino, pictori, de Perusia.»
 
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