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Bombe, Walter
Geschichte der Peruginer Malerei bis zu Perugino und Pinturicchio: auf Grund des Nachlasses Adamo Rossis und eigener archivalischer Forschungen — Italienische Forschungen, Band 5: Leipzig, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.34609#0212
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192

Perugino.

um ihn zu mahnen, kiagt er über Mange! an großen Aufträgen und über
geringe Einnahmen: bis jetzt sei er gezwungen gewesen, «a servire chi
!o pagava de hora in hora», so daß einer der Beauftragten schließlich
derMarchesa den Vorschlag machte, ihm 15 bis 20 Dukaten zu schicken:
damit er nicht aus Not einen anderen Auftrag anzunehmen gezwungen
werde, denn der «povero Maestro non vive se non de le fatiche sue».
Anfang Februar verläßt Pietro Florenz, um sich aufs Neue nach Perugia
zu begeben und dort eine Geldangelegenheit zu ordnen. Am 31. März
ist er noch nicht zurückgekehrt, aber am 24. April meldet Luigi Ciocca
seiner Herrin, daß Perugino ihn aufgesucht habe, um ihm zu erzählen,
er habe das Bild nahezu vollendet. Aber erst am 9. Juni hören wir von
dem Abschluß der Arbeit, am 14. Juni bestätigt Pietro der Markgräßn
den Empfang von 80 Dukaten, und am 30. Juni 1505, also volle zwei Jahre
nach dem vertragsmäßigen Termine, kam das Bild an.
Perugino scheint an dem Gemälde, dessen Thema ihm ungewohnt
war und wohl nur wenig zusagte, ohne Lust und Liebe gearbeitet zu
haben, und Isabella machte in einem Briefe an den Künstler, vom 30. Juni,
von ihrer Enttäuschung kein Hehl: «Wenn Ihr das Bild mit größerer
Sorgfalt vollendet hättet, so würdet Ihr, zumal es neben den höchst
sauber ausgeführten Bildern des Mantegna hängen soll, mehr Ehre ein-
gelegt und uns mehr zufrieden gestellt haben,» doch lobt sie die
Zeichnung und das Kolorit. Verglichen mit den sorgfältig ausgeführten
Bildern des großen Paduaner Meisters erscheint Peruginos Schöpfung
fast skizzenhaft. Der Komposition mangelt es an Geschlossenheit. Mit
Recht aber lobt die kunstsinnige Fürstin die Zeichnung der Gestalten,
die leicht und elegant ist, und das Kolorit. Die Landschaft mit ihren
nebligen Formen und dem feinen Dunst, der alle Formen einhüllt, gehört
zu dem Schönsten, was der Meister auf diesem Gebiet geschaffen hat.*
i Die schwierige inhaitiiche Erklärung des Bildes hat Richard Foerster geliefert:
«Studien zu Mantegna und den Bildern im Studierzimmer der Isabella Gonzaga», im
«Jahrbuch der K.Preuß. Kunstsammlungen», Band 22, 190), Seite 16t—170. — Als Isabella
das alte Schloß zu Mantua verließ, brachte sie Peruginos Bild mit den übrigen in ihr
neues Studierzimmer. Dort wurde um die Mitte des Cinquecento ein Inventar auf-
genommen. Nach einem Gemälde Lorenzo Costas wird hier Peruginos Bild erwähnt.
(«Archivio Storico Italiano, appendice» T. 11 Firenze 1845, p. 324. Carlo d'Arco, Notizie,
t. 11, p. 134, n. 174.) — ln dem neuen Studierzimmer blieben sämtliche Bilder bis zum
Jahre 1632, in welchem sie Armand Jean Duplessis, Herzog von Richelieu, für sein
Schloß Du Plessis in Richelieu kaufte. Während der französischen Revolution wurde
das prächtige Schloß fast völlig zerstört. Die Bilder aber kamen 1801 in den Louvre,
wo sie sich noch heute befinden. Siehe Yriarte, «Gazette des Beaux-Arts», 3 me periode,
tome 14 (1896), Seite 129. — Aus der Zeit des Bildes für die Marchesa stammt aller
Wahrscheinlichkeit nach Peruginos inhaltlich und stilistisch verwandtes Bild des Louvre,
das Apollo und Marsyas darstellt und dessen Karton die Accademia in Venedig besitzt.
 
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