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Bombe, Walter
Geschichte der Peruginer Malerei bis zu Perugino und Pinturicchio: auf Grund des Nachlasses Adamo Rossis und eigener archivalischer Forschungen — Italienische Forschungen, Band 5: Leipzig, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.34609#0213
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&as Sposalizio für die Cappella S. Giuseppe iih bom zu Perugia.

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Das Sposalizio für die Cappella S. Giuseppe im Dom zu Perugia.
Die früheste, bisher unbekannte, archivalische Notiz über das Sposa-
lizio ist der Beschluß des Peruginer Magistrats vom 31. Mai 1486 (also
dreizehn Jahre, bevor Perugino den Auftrag erhielt), der Brüderschaft
von S. Giuseppe für den Bau ihrer Kapelle im Dom und für das zu
malende Altarbild eine Beihilfe von 200 Fiorini zu gewähren. Am
16. September 1489 erteilte die Brüderschaft den Auftrag Bernardino
Pinturicchio. Dieser versprach, die Arbeit im nächsten April zu beginnen
und sich dem Schiedsrichterspruch zweier Sachverständigen zu unter-
werfen, zu denen, falls eine Verständigung über den zu zahlenden Lohn
nicht zustande käme, noch ein dritter durch den Bischof von Perugia
gewählt werden sollte. Als erste Zahlung bei Beginn der Arbeit wurden
20 Fiorini und 20 Soldi festgesetzt. Schon am 26. September erteilte
Pinturicchio jedoch dem Maler Bartolomeo Caporali Vollmacht, seine
Interessen vor Gericht zu vertreten, wahrscheinlich, weil er beabsichtigte,
nach Rom zurückzukehren. Er hat dann jahrelang fern von Perugia ge-
lebt, und seine lange Abwesenheit mag die Brüderschaft veranlaßt haben,
den Auftrag schließlich an Perugino weiterzugeben. Am 22. Februar 1495
erhielt die Korporation auf ihr Ersuchen vom Peruginer Magistrat eine
neue Beihilfe von 15 Fiorini für das geplante Altarbild, und am 28. Fe-
bruar gelangte dieser Magistratsbeschluß zur Ausführung. Trotz dieser
Unterstützung seitens der Stadt zögerte die Brüderschaft noch vier Jahre
mit der Vergebung des Auftrages. Erst am 11. April 1499 wurde in einer
Versammlung der Vorsteher darüber beraten, ob der Auftrag an Perugino
oder an einen anderen Künstler zu vergeben sei. Nachdem der Prior
die Frage zur Diskussion gestellt hatte, ergab sich, daß drei Mitglieder
einen Aufschub wünschten, bis genügende Mittel vorhanden seien. Bei
der Abstimmung jedoch erklärten alle vierzehn Teilnehmer an der Ver-
sammlung, daß die Tafel Meister Pietro zu übertragen sei: cquod tabula
debeat locari magistro Petro ad pingendum». Ob die Brüderschaft sofort
nach der Beratung oder erst später sich Perugino verpflichtete, bleibt
ungewiß, weil es bisher nicht gelungen ist, das Aktenstück über die Er-
teilung des Auftrages zu finden. Immerhin ist es wahrscheinlich, daß
man sich bald dazu entschloß, da die Arbeiten im Cambio sich ihrer
Vollendung näherten, und Pietro sich vielleicht mit dem Gedanken trug,
gleich nach der Fertigstellung der Cambiofresken seine Tätigkeit in
Florenz wieder aufzunehmen. In den nächsten Jahren fuhr die Brüder-
schaft fort, Gelder zu sammeln. Am 3. November 1500 erhielt sie vom
Magistrat zu Perugia wiederum eine Unterstützung von 15 Fiorini für die
 
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