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Bombe, Walter
Geschichte der Peruginer Malerei bis zu Perugino und Pinturicchio: auf Grund des Nachlasses Adamo Rossis und eigener archivalischer Forschungen — Italienische Forschungen, Band 5: Leipzig, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.34609#0234
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Perugino.

Zwischen den Postamenten:
links: die Predigt Johannes des Täufers;
rechts: die Hochzeit zu Kana (Perugia, Pinakothek).
Überden Chortüren: Verkündigungs-Medaillons (Verkündigungsengel,
Perugia, Pinakothek; Madonna, ehemals Straßburg, Museum, 1870
bei der Beschießung der Stadt zugrunde gegangen).
Das große Altarwerk, dessen Ausführung wohl kaum vor dem Jahre
1512 begann, und das beim Tode des Meisters noch nicht vollendet war,
zeigt in der Ausführung der größeren Tafeln, der Taufe Christi, der An-
betung des Kindes und der Pieta sowie in den großen Heiligenfiguren
zur Rechten und zur Linken der beiden Mittelbilder Farben von leuchtender
Durchsichtigkeit und jene breite, malerische Art der Behandlung, die
Perugino in den letzten Jahren seiner künstlerischen Laufbahn eigen ist.
An den Medaillons und Predellentafeln haben Gehilfen Anteil. Es scheint,
daß die vom Meister selbst mit Sorgfalt untermalten Darstellungen der
Anbetung der Könige, der Darstellung Christi im Tempel, der Predigt
des Täufers und der Hochzeit zu Kana von Gehilfen flüchtig übermalt
sind, die wahrscheinlich nach seinem Tode noch die kleinen Heiligen-
figuren auf den Postamenten zufügten.
Perugino ist bis an das Ende seines Lebens unermüdlich tätig gewesen.
Von seinen letzten Lebensjahren scheint ein besonders arbeitsreiches das
Jahr 1521 gewesen zu sein. Aus diesem Jahre sind zunächst die sechs
Heiligengestalten zu nennen, mit welchen Perugino das im Jahre 1505
von Raffael gemalte Fresko der Dreifaltigkeit in S. Severo zu Perugia
vervollständigte.^ Es ist wahrscheinlich, daß die Mönche von San Severo
dem zweiundzwanzigjährigen Raffael die ganze Wandfläche zur Aus-
schmückung übertrugen, und daß sie erst dann Perugino beauftragten, als
im April 1520 die Kunde vom Tode Raffaels sie der Hoffnung beraubte,
das Werk von ihm vollendet zu sehen. In dem oberen Teil des Fresko-
bildes, der ein in sich abgeschlossenes Ganzes bildet, hat Raffael die von
Engeln umgebene Dreieinigkeit und sechs heilige auf Wolken thronende
Mönche dargestellt, während Perugino unten zur Rechten und zur
Linken einer Nische mit einer Madonnenstatue den Evangelisten Johannes,
die heiligen Hieronymus und Scholastica (links) und rechts S. Gregor
den Großen, S. Bonifaz und S. Marta in Freskotechnik gemalt hat. Die

* Die Kirche wurde auf Kosten der Stadt gebaut, daher ihr Abzeichen, der Greif,
über der Tür. Die drei Aitäre darin wurden, nach Lanceiiotti («Scorta sagra», Manuskript der
Bibiioteca Comunaie, c. 42) und Sozi (Ricordi, Manuskript ebenda, c. 138) durch den
Bischof Dionigi Vannucci 1484 geweiht. Die Fresken Raffaeis und Peruginos befinden
sich über dem Marienaitar. 1758 ließ der Abt Aurelio Guidotti die Kirche im Inneren
auf eigene Kosten vollständig erneuern.
 
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