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Bombe, Walter
Geschichte der Peruginer Malerei bis zu Perugino und Pinturicchio: auf Grund des Nachlasses Adamo Rossis und eigener archivalischer Forschungen — Italienische Forschungen, Band 5: Leipzig, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.34609#0237
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Tod und Begräbnis.

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einer thronenden Madonna mit dem Kinde an der rechten Wand der
Kirche sind nur bescheidene Reste erhalten. Soweit die schlechte Er-
haltung dieser Reste eia Urteil zuläßt, ist das Fresko der Madonna in
S. Maria Maggiore zu Spello stilverwandt. Auf der Basis des Thrones
ist noch die Inschrift zu lesen: Angniolus Toni Angeli fecit Heri MDXXIIA
Während der greise Meister in Fontignano arbeitete, brach in Perugia
eine Pest aus, die über die ganze umliegende Landschaft Schrecken ver-
breitete. Es wurde verboten, die Pestkranken zu besuchen und den
Toten ein kirchliches Begräbnis zu geben. Dieses Ausnahmegesetz traf
auch den Meister, der ein ganzes langes Leben der Verherrlichung der
Religion geweiht hatte. Perugino starb zwischen Februar und März 1523
zu Fontignano und wurde im freien Felde, in ungeweihter Erde begraben.
Über die Umstände des Todes und des Begräbnisses erfahren wir
Näheres aus der schon erwähnten Klosterchronik «Diversorum» des
Padre Giacomo Giappesi. Wir verdanken dem Padre Giappesi Nach-
richten über die seither verschollene Vertragsurkunde vom 12. Juli 1524
zwischen dem Kloster S. Agostino und den drei Söhnen Peruginos;
diesem Vertrag zufolge verpflichtete sich das Kloster, für das nicht voll-
endete Altarwerk in S. Agostino die Summe von zehn Golddukaten an
den ältesten Sohn Peruginos, Giovambattista, zu zahlen, die Leiche
Meister Pietros feierlich in der Kirche S. Agostino beizusetzen und die
Kosten der Überführung der Leiche von Fontignano nach Perugia zu
übernehmen.
Die weiteren Nachrichten des gewissenhaften Chronisten führen zu
dem Resultat, daß dieser Transport von dem Kastell Fontignano nach der
Kirche S. Agostino nicht stattgefunden haben kann. Die Leiche wurde
vielmehr zunächst auf ungeweihter Erde bestattet, wie das in Pestzeiten
häufig vorkam, unter einer Eiche, dicht an der Straße. Aber bald darauf
gruben die Mitglieder der Confraternitä der Annunziata, auf deren Kosten
Pietro Malereien in der Kirche ausgeführt hatte, die Leiche aus und be-
statteten sie dicht an der Mauer der Kirche, vermutlich auf dem Friedhofe.
«Nachdem so dem Meister ein christliches Begräbnis zuteil geworden
war,» so schließt Giappesi seinen Bericht, «kamen die Söhne nicht mehr
auf den Vertrag mit den Augustinern zurück und begnügten sich mit der
Beisetzung des Vaters nahe der Stätte, wo ihn der Tod ereilt hatte.»
Das Kirchlein der Annunziata, das im Jahre 1524 noch ein ein-
Orsini erwähnt («Vita di Pietro Perugino», Seite 2t4), sind aber nicht mehr auffindbar.
Nach Mitteiiung Crowe-Cavalcaseiles («Geschichte der italienischen Malerei», Deutsche
Ausgabe, Band 4, Teil 1, Seite 255) sind sie in den Besitz eines Conte della Porta gelangt.
i Abgebildet von Irene Vavasour-Elder in «Rassegna d'Arte» 1909, Seite 121.
 
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