Schlußwort.
277
nach Grazie der Bewegungen und nach Würde der Haltung ist eine
Folge der höheren Kultur, die den Sinn für feinen Luxus weckte.
Schlußwort.
Perugia hat schon im Mittelalter einen Reichtum an Kunstdenk-
mälern aufzuweisen, der dieser Stadt eine große Bedeutung unter den
Stadtrepubliken Mittelitaliens verleiht. Zwar hat die alte Guelfenstadt
vor Perugino und Pinturicchio niemals Meister ersten Ranges hervor-
gebracht, aber stets hat sie den Künstlern, die aus Rom, dann aus
Siena und schließlich aus Florenz nach Perugia kamen, gastliche Auf-
nahme gewährt. Im 13. Jahrhundert kamen aus Rom byzantinisch ge-
schulte Künstler dorthin, und römisch-byzantinische Einflüsse, die wir
auch auf dem Wege zwischen der Ewigen Stadt und Perugia in Spoleto
und Foligno ßnden, machen sich geltend an den ältesten uns erhaltenen
Freskenzyklen. Mit dem Exil der Päpste schwindet der Einfluß Roms.
Infolge der Einwanderung zahlreicher Maler aus dem Perugia
nächsten Kunstzentrum, Siena, vollzieht sich die weitere Entwicklung
auf der Grundlage Sieneser Kunstprinzipien, und dieser Einfluß Sienas
äußert sich in den verschiedenen Zweigen des künstlerischen Schaffens.
Neben der Tafelbild- und Freskenmalerei verdankt Sieneser Vorbildern
ganz besonders viel die Miniaturmalerei, die um die Mitte des 14. Jahr-
hunderts zu hoher Blüte gelangte und in Matteo di ser Cambio ihren be-
deutendsten Vertreter aufzuweisen hat. Auch das wichtigste Denkmal der
Peruginer Glasmalerei, das Chorfenstervon S. Domenico, zeigt Sieneser Ein-
fluß. Nicht die großen Florentiner Meister, die den Tempel des heiligen Franz
in Assisi mit Fresken schmückten, sondern ihre Rivalen aus Siena sind
es, die das Schicksal der Peruginer Kunst im 14. Jahrhundert entscheiden.
Zwar hat die Peruginer Malerzunft um dieselbe Zeit oder doch wenig
später ihre höchste Blütezeit erreicht — sie zählte, als sie im Jahre 1366
zur Reformation ihrer Statuten schritt, fünfzig Mitglieder —, aber für
die großen Aufträge der Kirchen und Klöster werden vor allem Sieneser
Meister herangezogen, offenbar, weil sie den heimischen Meistern an
Können überlegen waren. Zu Anfang des 15. Jahrhunderts beginnen auch
Florentiner Künstler sich in Perugia niederzulassen, aber nur ganz all-
mählich gelingt es ihnen, die Florentiner Formenauffassung dort heimisch
zu machen.
Von den drei Hauptfaktoren künstlerischer Tätigkeit: technische
Überlieferung, Einflüsse und persönliches Können, sind in Perugia zu-
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nach Grazie der Bewegungen und nach Würde der Haltung ist eine
Folge der höheren Kultur, die den Sinn für feinen Luxus weckte.
Schlußwort.
Perugia hat schon im Mittelalter einen Reichtum an Kunstdenk-
mälern aufzuweisen, der dieser Stadt eine große Bedeutung unter den
Stadtrepubliken Mittelitaliens verleiht. Zwar hat die alte Guelfenstadt
vor Perugino und Pinturicchio niemals Meister ersten Ranges hervor-
gebracht, aber stets hat sie den Künstlern, die aus Rom, dann aus
Siena und schließlich aus Florenz nach Perugia kamen, gastliche Auf-
nahme gewährt. Im 13. Jahrhundert kamen aus Rom byzantinisch ge-
schulte Künstler dorthin, und römisch-byzantinische Einflüsse, die wir
auch auf dem Wege zwischen der Ewigen Stadt und Perugia in Spoleto
und Foligno ßnden, machen sich geltend an den ältesten uns erhaltenen
Freskenzyklen. Mit dem Exil der Päpste schwindet der Einfluß Roms.
Infolge der Einwanderung zahlreicher Maler aus dem Perugia
nächsten Kunstzentrum, Siena, vollzieht sich die weitere Entwicklung
auf der Grundlage Sieneser Kunstprinzipien, und dieser Einfluß Sienas
äußert sich in den verschiedenen Zweigen des künstlerischen Schaffens.
Neben der Tafelbild- und Freskenmalerei verdankt Sieneser Vorbildern
ganz besonders viel die Miniaturmalerei, die um die Mitte des 14. Jahr-
hunderts zu hoher Blüte gelangte und in Matteo di ser Cambio ihren be-
deutendsten Vertreter aufzuweisen hat. Auch das wichtigste Denkmal der
Peruginer Glasmalerei, das Chorfenstervon S. Domenico, zeigt Sieneser Ein-
fluß. Nicht die großen Florentiner Meister, die den Tempel des heiligen Franz
in Assisi mit Fresken schmückten, sondern ihre Rivalen aus Siena sind
es, die das Schicksal der Peruginer Kunst im 14. Jahrhundert entscheiden.
Zwar hat die Peruginer Malerzunft um dieselbe Zeit oder doch wenig
später ihre höchste Blütezeit erreicht — sie zählte, als sie im Jahre 1366
zur Reformation ihrer Statuten schritt, fünfzig Mitglieder —, aber für
die großen Aufträge der Kirchen und Klöster werden vor allem Sieneser
Meister herangezogen, offenbar, weil sie den heimischen Meistern an
Können überlegen waren. Zu Anfang des 15. Jahrhunderts beginnen auch
Florentiner Künstler sich in Perugia niederzulassen, aber nur ganz all-
mählich gelingt es ihnen, die Florentiner Formenauffassung dort heimisch
zu machen.
Von den drei Hauptfaktoren künstlerischer Tätigkeit: technische
Überlieferung, Einflüsse und persönliches Können, sind in Perugia zu-