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^ammlenMfunL
^entrcilblatt kür äammler, Liebiiaber unä Kun5ttreunäe
kierausgeber^ Norbert Lkrlicb unä 7. Nan8 ?ro5l.

Z. Jatirgang.

»?ien, I. Jänner 1911.

Nummer 1.

Qem üritteri ^akrgcnige Geleite.
Line luscbrikt an den Herausgeber.

Mein geebrter klerr Kollege!
Ibre „internationale äammler-Ieitung" tritt nunmebr
ibn ibren dritten äabrgang. Oestatten äie, äah ieb llbnen
aus diesem Vnlah meine ber-bcbsten Olückwünscbe ent-
biete. leb weih, cto5 ist nocb kein VIter, aber für eine
Leitung ist es äocb scbon etwas. Mit äen Leitungen ist
es nämlicb ungefäbr so, wie bei (len Menseben. Vie äta-
tistik weist es ans, bah die äterbbcbkeit am allergröhten
ist im ersten Lebensjabre. Da fällt äie Lntscbeiäung über
Lebenstäbigkeit ober Lebensuntäbigkeit unä selbstbei tbeore-
tiscbfestgestellter Lebenstäbigkeit üben bann noeb äiebekann-
ten Kinäerkrankbeiten ibre aerbeerenäe Wirkung, wenn wir
also noeb niebt äas ebrwüräigevlter bei lbrer Leitung -u ver-
-eicbnen baben, äas -u einem festlicben Jubiläum Zwänge,
so gibt uns äocb äie friscbe unä Oesunäbeit äes Kinäes
äie ^uversicbt, äah es erfreulieb geäeibt, äah es eine
Zukunft bat. wenn es äie niebt bätte — axparto «i^säo
Kuperto, ieb babe einige Lrtabrungen im Zeitungswesen
— äann bestünäe sie aucb niebt mebr.
teb freue micb über äieses Oeäeiben aueb aus einem
gan- persänlicben Orunäe. Vis äie äaran gingen, tbr Llnter-
nebmen ins Leben -u rufen, äa taten äie mir äie Lbre an,
erst unter ausfllbrlicber Varlegung lbrer läee meinen Kat
ein-ubolen. leb war non äer täee entbusiasmiert, fanä sie
ausge-eicbnet, bielt ibre Verwirklicbung für notwenäig,
weil ieb -u fllblen glaubte, äah sie einem in weiten Kreisen
empfundenen öeäürfnisse entgegenkamme. leb riet also -u
mit aber Lntscbieäenbeit.
klinterber aber, gan- aufriebtig gestanäen, bekam
ieb es äorb ein biscben mit äer Vngst. Lin Rückblick auf
mein Leben, auf meine laten unä Werke, unä auf äen
Lauf äer Dinge im allgemeinen macbte mieb ein wenig
ver-agt. wenn ieb mir so alles überseblug, konnte ieb
mir niebt verbeblen, äah ieb bäufiger, als mir beb war,
äie Lrfabrung maeben muhte, äah niebt geraäe jene läeen,
äie ieb für gut bielt, ibr Olllck gemacbt baben. van- im
Oegenteil. Ls baben -u bäutig täeen triumpbiert, äie ieb
für sebleebt bielt. Ls batte mir also, wie ieb mir im ätiben
vorwarf, — lbnen babe ieb natürbeb van meinen nacb-
träglicben Oewissensbeärängnissen kein äterbenswörtcben
gesagt, - äbre täee sebon äeslialb, weil ieb sie für gut

bielt, gleieb verääcbtig erscbeinen sollen. Llun äenn, äie
baben reebt bebalten, unä umso freuäiger unä ber-licber
ist nun mein Olllckwunscb.
Vie kritiscbe, äie gefäbrlicbe Derioäe ist nun über-
tauebt unä nun ist mir vor äer Zukunft aueb niebt mebr
bange, lbre Leser balten binreiebenä Muhe unä Oelegen-
beit in fülle, sieb äavon -u llber-eugen, äah sie an barer
Leitung ein ernstbaftes unä geäiegenes ^entralorgan für
ibre wünscbe unä Veäürfnisse baben. äie baben sieb
äureb Ibre umsicbtige unä gewissenbafte vrbeit einen Kreis
von Vnbängern unä freunden erworben, genügenä groh,
um einen äauernäen unä geäeibbeben Vestanä tbrer so
vielfältige Vnregungen bietenden ^eitscbrift -u gewäbrleisten.
länä verlassen äie sieb darauf, dieser Kreis wird gröher unä
immer gröher werden. Llunmebr beiht es niebt mebr äen
Dropbeten spielen, indem man solebes in Vussicbt stellt,
sondern auf Orunä bekannter latsacben unä gegebener
Drohen seine äcblüsse -ieben.
Vie Vn-abl äer äammler unä Liebbaber ist weitaus
gröher, als äer Vuhenstebenäe gemeinigbcb an-unebmen
geneigt ist. Vie wissen nun um ibr lentralorgan. Dieses
wissen bat sieb ausgebreitet unä breitet sieb täglicb mebr
aus, unä äie, äie nocb nicbt gewonnen sind, werden,
müssen sicb einstellen, weil sie es nicbt werden entbebren
wollen, nicbt können. Ls gibt äa einen unwiäersteblicben
Iwang, unwiäerstebbcb, weil er ps^cbologiscb tief begrün-
det ist. Vie äammler sind Fanatiker, äie liebenswürdig-
sten fanabker, die es auf äer Welt gibt, aber äocb Fana-
tiker. für ibre Liebbaberei gilt ibnen kein Opfer -u groh,
unä bier wird nicbt einmal ein besonderes Opfer verlangt.
Venn es wird weitaus mebr geboten, als gefordert wird
unä geraäe das ist ja so recbt nacb dem äammierber-en:
etwas gan- ausge-eicbnetes -u Kriegen für einen läcber-
licben Dreis.
Visa nocbmals Olllckwunscb unä scbänsten Dank,
äah äie micb nicbt blamiert baben.
in freunäscbaftbcber Lrgebenbeit
gan- äer bärige
Salduin öroller.
Wien, -um tabresscbluh 1410.
 
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