EDITH BA RON
Im älteren Teil der Handschrift befindet sich auf f. 21 ein Titel, der in genau derselben
Weise ausgeführt ist wie die Titel auf f. 203v und f. 189. Die Initiale D dieses Titels ent-
spricht in ihrer Ornamentik durchaus der Initiale 0 f. 189. Im übrigen gehört das Blatt
seiner Schrift nach zum älteren Teil. Der Titel muß an dieser Stelle nachträglich eingesetzt
worden sein.
Die kleine Initiale V f. 164b' ist in schwarzer Tinte gezeichnet, sie hat einen aus
schmalen Stäben mit Flechtwerkendigung gebildeten Buchstabenkörper und zeigt im
Inneren Bandverpflechtung, die auch die Stäbe umschlingt. Dreiteilige Blüten sind die
einzigen pflanzlichen Formen.
Im Fuldaer Codex Wittechindeus finden wir nun einen Initialstil, der in allen wesent-
lichen Eigenschaften der Ornamentik des zweiten Teiles des Sacramentars direkt an die Seite
gestellt werden kann: Durchweg goldene, in Minium gezeichnete Initialen auf Purpurgrund
mit farbiger innerer Folie und mit der charakteristischen Füllung der Buchstabenkörper
aus Flechtwerk, das auf schwarzem Grund aus dem Pergament ausgespart ist.
Auf f. 15a des Wittechindeus finden sich alle uns bekannten Einzelformen vertreten1):
Die weißen Punktblüten an zittrigen Stielen, die den farbigen Grund beleben; die lilaweißen
Blätter und Ringe; das dünne Flechtwerk mit geringen Blattansätzen und den spitzwinkligen
Brechungen, „das noch deutlich seine Ableitung vom Riemenknoten zeigt"; die Blätter und
Blüten mit der Silhouette aus aneinandergeketteten halbkreisförmigen Häkchen; die kleinen
dreiteiligen Blüten; die rundköpfigen Blattknospen, die einzeln vorkommen, oder zu zweien
einander gegenüberstehen; die Bandverflechtung an den Enden der Initiale, die wir beim V
f. 164b' fanden. Die Einzelformen der aus dem Pergament ausgesparten Verflechtungen
beim D f. 165 des Mainzer Codex entsprechen unmittelbar den Verflechtungen beim L und I
auf f. 15 des Wittechindeus. Diese beiden Initialen mit der für die Fuldaer Ornamentik
der ottonischen Zeit charakteristischen Unterbrechung der Stämme durch eine Bandver-
schlingung, mit dem zwischen die goldenen Rahmenbänder eingelagerten, auf schwarzem
Grund ausgesparten Flechtwerk und den Flechtwerkendigungen entsprechen in ihrem
Aufbau direkt den Initialstämmen der Gruppe (vgl. z. B. Mainz, Seminar V f. 3). Die
Veränderungen in der Bildung des Initialstammes, die wir beim Vergleich mit dem D f. 57
des älteren Teiles beim D f. 165 im Anhang des Mainzer Codex feststellten — Verstärkung
der füllenden Teile auf Kosten der rahmenden Bänder — bezeichnen auch hier den charak-
teristischen Unterschied.
Auch die Rahmen der Initialseiten in den ottonischen Fuldaer Handschriften mit den
Unterbrechungen der Leisten durch verschlungenes Rankenwerk und den Verflechtungen
an den Ecken, die sich diagonal nach außen entwickeln, lassen sich auf die Rahmen unserer
Gruppe zurückführen (vgl. Merton, a. a. 0., Taf. C und Zimmermann, Fig. 7, 26).
Der späteren Entwicklungsstufe des Fuldaer Stiles, die wir im Wittechindeus finden,
stehen offenbar die kleineren Initialen im jüngeren Teil des Mainzer Sacramentars näher, in
denen flechtwerkähnliches Rankenwerk die pflanzlichen Ranken mit starker Blattbildung
ersetzt. Die große Initiale D f. 165 dagegen betont stärker den Zusammenhang mit der
älteren Stilstufe, die der Hauptteil des Sacramentars und die übrigen Handschriften der
Gruppe vertreten.
In diesem Zusammenhang will ich kurz auf die Schriftverwandtschaft eines Fuldaer
Sacramentars, des Codex 88 der Kölner Dombibliothek, mit dem Anhang des Mainzer
Sacramentars hinweisen2). Daß es sich um eine Fuldaer Handschrift handelt, beweist die
typische Form der Rahmen der Purpurseiten (Säulen, die ein Gebälk mit eingesetztem
9 Zimmermann, S. 62, Abb. Fig. 25.
2) Dr. Böckler-Berlin war so freundlich, mich auf diese Handschrift aufmerksam zu machen, die in der
Arbeit von Zimmermann nicht erwähnt wird. Leider kenne ich den Codex nur durch Photographien.
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Im älteren Teil der Handschrift befindet sich auf f. 21 ein Titel, der in genau derselben
Weise ausgeführt ist wie die Titel auf f. 203v und f. 189. Die Initiale D dieses Titels ent-
spricht in ihrer Ornamentik durchaus der Initiale 0 f. 189. Im übrigen gehört das Blatt
seiner Schrift nach zum älteren Teil. Der Titel muß an dieser Stelle nachträglich eingesetzt
worden sein.
Die kleine Initiale V f. 164b' ist in schwarzer Tinte gezeichnet, sie hat einen aus
schmalen Stäben mit Flechtwerkendigung gebildeten Buchstabenkörper und zeigt im
Inneren Bandverpflechtung, die auch die Stäbe umschlingt. Dreiteilige Blüten sind die
einzigen pflanzlichen Formen.
Im Fuldaer Codex Wittechindeus finden wir nun einen Initialstil, der in allen wesent-
lichen Eigenschaften der Ornamentik des zweiten Teiles des Sacramentars direkt an die Seite
gestellt werden kann: Durchweg goldene, in Minium gezeichnete Initialen auf Purpurgrund
mit farbiger innerer Folie und mit der charakteristischen Füllung der Buchstabenkörper
aus Flechtwerk, das auf schwarzem Grund aus dem Pergament ausgespart ist.
Auf f. 15a des Wittechindeus finden sich alle uns bekannten Einzelformen vertreten1):
Die weißen Punktblüten an zittrigen Stielen, die den farbigen Grund beleben; die lilaweißen
Blätter und Ringe; das dünne Flechtwerk mit geringen Blattansätzen und den spitzwinkligen
Brechungen, „das noch deutlich seine Ableitung vom Riemenknoten zeigt"; die Blätter und
Blüten mit der Silhouette aus aneinandergeketteten halbkreisförmigen Häkchen; die kleinen
dreiteiligen Blüten; die rundköpfigen Blattknospen, die einzeln vorkommen, oder zu zweien
einander gegenüberstehen; die Bandverflechtung an den Enden der Initiale, die wir beim V
f. 164b' fanden. Die Einzelformen der aus dem Pergament ausgesparten Verflechtungen
beim D f. 165 des Mainzer Codex entsprechen unmittelbar den Verflechtungen beim L und I
auf f. 15 des Wittechindeus. Diese beiden Initialen mit der für die Fuldaer Ornamentik
der ottonischen Zeit charakteristischen Unterbrechung der Stämme durch eine Bandver-
schlingung, mit dem zwischen die goldenen Rahmenbänder eingelagerten, auf schwarzem
Grund ausgesparten Flechtwerk und den Flechtwerkendigungen entsprechen in ihrem
Aufbau direkt den Initialstämmen der Gruppe (vgl. z. B. Mainz, Seminar V f. 3). Die
Veränderungen in der Bildung des Initialstammes, die wir beim Vergleich mit dem D f. 57
des älteren Teiles beim D f. 165 im Anhang des Mainzer Codex feststellten — Verstärkung
der füllenden Teile auf Kosten der rahmenden Bänder — bezeichnen auch hier den charak-
teristischen Unterschied.
Auch die Rahmen der Initialseiten in den ottonischen Fuldaer Handschriften mit den
Unterbrechungen der Leisten durch verschlungenes Rankenwerk und den Verflechtungen
an den Ecken, die sich diagonal nach außen entwickeln, lassen sich auf die Rahmen unserer
Gruppe zurückführen (vgl. Merton, a. a. 0., Taf. C und Zimmermann, Fig. 7, 26).
Der späteren Entwicklungsstufe des Fuldaer Stiles, die wir im Wittechindeus finden,
stehen offenbar die kleineren Initialen im jüngeren Teil des Mainzer Sacramentars näher, in
denen flechtwerkähnliches Rankenwerk die pflanzlichen Ranken mit starker Blattbildung
ersetzt. Die große Initiale D f. 165 dagegen betont stärker den Zusammenhang mit der
älteren Stilstufe, die der Hauptteil des Sacramentars und die übrigen Handschriften der
Gruppe vertreten.
In diesem Zusammenhang will ich kurz auf die Schriftverwandtschaft eines Fuldaer
Sacramentars, des Codex 88 der Kölner Dombibliothek, mit dem Anhang des Mainzer
Sacramentars hinweisen2). Daß es sich um eine Fuldaer Handschrift handelt, beweist die
typische Form der Rahmen der Purpurseiten (Säulen, die ein Gebälk mit eingesetztem
9 Zimmermann, S. 62, Abb. Fig. 25.
2) Dr. Böckler-Berlin war so freundlich, mich auf diese Handschrift aufmerksam zu machen, die in der
Arbeit von Zimmermann nicht erwähnt wird. Leider kenne ich den Codex nur durch Photographien.
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