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Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Jahrbuch der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 1.1856

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II. Abtheilung: Abhandlungen
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Arneth, Joseph Calasanza von: IV. Die Trajans-Inschrift in der Nähe des eisernen Thores
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https://doi.org/10.11588/diglit.45220#0178
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Abhandlungen.
in die Moldau einzurücken. Fast gleichzeitig wurden vom k. k. Ministerium des Handels und
der öffentlichen Bauten Ingenieure zur Regulirung der Donau am eisernen Thore entsendet; ich
ersuchte desshalb den Präses der dem k. k. Ministerium der öffentlichen Bauten unterstehenden
Central-Commission zur Erhaltung der Baudenkmale. Freiherrn v. Czoernig, eine abermalige
Abklatschung dieser schönen Inschrift ihrer ganzen Ausdehnung nach zu veranlassen.
Zur Erreichung dieses Wunsches gab ich Folgendes für die k. k. Herren Ingenieure zur
Beobachtung zu Papier, um diesen überschickt zu werden.
In Betreff der Verfertigung von Copien der Inschriften:
Um ein deutliches Bild — Facsimile — einer Inschrift zu erhalten, nehme man nicht zu
starkes, weisses, gewöhnliches ungeleimtes Druckpapier. Dieses wird mittelst eines in Wasser
getauchten Schwammes benetzt, bis es ganz weich ist, dann auf die Inschrift gelegt und mit
einer nicht zu harten Kleiderbürste so lange geschlagen, bis das Papier in die feinsten Vertie-
fungen eingedrungen ist. Sollte das Papier hie und da reissen, so wird ein anderes kleines
Stückchen darauf gelegt und nochmals geschlagen. Hierauf nimmt man einen zweiten Bogen
desselben Papieres, der trocken sein muss und mit gewöhnlichem Buchbinderkleister oder
leicht gekochter Stärke mittelst einer weichen Bürste oder eines Pinsels überstrichen wird. Mit
demselben bedeckt man den ersten Bogen, der sich auf der Inschrift befindet. Er wird ebenfalls
so lange mit der Bürste geschlagen, bis er sich mit dem ersten Bogen fest verbunden hat.
Sobald das Ganze vollkommen getrocknet ist, wird es sich leicht ablösen lassen und kann
abgenommen werden. Diese Abdrücke sind so gut wie Gypsabgüsse, lassen sich pressen, rollen
u. s. w., ohne dass ein Buchstabe undeutlich wird. Bei grossen Inschriften bedeckt man das Ganze
zuerst mit feuchtem Papier, wobei die Bogen an ihren Gränzen über einander hinwegreich en;
dann erst kommt die zweite Lage darauf. So können Abdrücke von den grössten Inschriften
gemacht werden. Ich verdanke dieses Verfahren grösstenteils Hrn. Professor Seyffarth *).
Es ist ferner zu untersuchen, ob diese Inschrift in lebendigen Fels gehauen oder ob sie auf
einer besonderen eingelassenen Tafel eingemeisselt ist; ob die Siegesgöttinnen, die Delphine,
die Verzierungen am Rande, in deren Mitte ein Adler, vertieft oder erhaben gearbeitet sind.
Auch ist zu untersuchen, ob unter der Inschrift wirklich eine menschliche Figur, welche
die Tafel zu halten scheint, wie solche Hr. Väsärhelyi* 2) im Jahre 1834 meines Wissens zuerst
gezeichnet hat, wirklich eine Gestalt oder nur ein Spiel der Phantasie sei.
Zur Beantwortung dieser Anfrage erhielt ich durch die k. k. Central-Commission vom k. k.
Baueleven Pirn. Karl Beckmann im Mai v. J. folgendes Schreiben:
„So gerne auch dem Auftrage, die Abklatschung der Trajanstafel Ogradena gegenüber
auch auf die Einrahmung und die Figuren auszudehnen, nachgekommen worden wäre, so
konnte diess leider dennoch nicht bewerkstelliget werden, da namentlich die Bildhauerarbeiten
ziemlich stark beschädigt sind, daher an den äusserst scharfen Steinecken das Papier augen-
blicklich riss; weil ferner die Einrahmung der Tafel nahezu 4 Zoll, die Figuren ebenfalls
2 bis 4 Zoll über den Untergrund vorstehen, daher eine bleibende und unveränderte Abfor-
mung aus blossem Papier nicht möglich ist. Der schmale, kaum 4 Fuss breite Treppelweg und
die bedeutende Höhe der Tafel (mehr als 2 Klafter über dem Erdhorizonte) trugen ebenfalls

p Der mir sowohl schriftlich davon Mittheilung als auch auf Gedrucktes aufmerksam machte. Gewerbeblatt für Sachsen 9. Sept.
1842, S. 431.
2) In seinem trefflichen Berichte vom 15. December 1834, Tafel E, wo er sagt: „Trajanstafel am serbischen Ufer bei dem Wasser-
sturze Kozla zwischen Berzasko und Swinicza.“
 
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