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Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Jahrbuch der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 1.1856

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II. Abtheilung: Abhandlungen
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Arneth, Joseph Calasanza von: IV. Die Trajans-Inschrift in der Nähe des eisernen Thores
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https://doi.org/10.11588/diglit.45220#0179
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J.A rneth. Oie Trajans-Inschrift in der Nähe des eisernen Thores. 85
zur Vermehrung der Schwierigkeiten wesentlich bei, und überdiess standen die zur zufrie-
denstellenden Lösung der Aufgabe nöthigen Mittel nicht zu Gebote.“
„Um jedoch dem gegebenenProgramme einigermassen zu entsprechen, wurden von einigen
der besterhaltenen Sculpturen Gypsabgüsse angefertigt“ *).
Die Beantwortung der die Trajanstafel bei Ogradena betreffenden Fragen geschieht nun
kurz in folgender Weise:
„Die Umrisse einer männlichen Figur, welche die Tafel trug, sind bei sorgfältiger Betrach-
tung noch wahrnehmbar. Die Tafel sammt allen Verzierungen und Sculpturen ist ferner ganz
aus lebendigen Fels ausgehauen, und mit Ausnahme der vertieften Inschrift sind alle Bild-
hauerarbeiten en relief gearbeitet.“
„Schliesslich wird über die Abklatschungen noch bemerkt, dass nach mehrfachen Versuchen
sich das stärkere Papier als zweckentsprechender herausstellte, dass ferner auf der Trajans-
tafel gegenüber von Ogradena einige auf der Zeichnung angegebene Buchstaben noch mit
ziemlicher Deutlichkeit sieh erkennen lassen, obgleich in der Abklatschung keine Spur der-
selben vorhanden ist. Diess rührt daher, dass die vertiefte Rinne der prismatisch ausgehauenen
Buchstaben roth bemalt ist, und diese feinen Farbenstriche in dem mehr verwitterten Theile
der Tafel wahrnehmbar sind.“
Diesen Bericht begleiteten sehr gelungene Abklatschungen der berühmten Inschrift.
Unendlich war meine Freude, ein Monument des grossen Trajan an der Donau so getreu vor
mir zu haben, als ob ich vor demselben stünde, und in einem Raume, wo so viele herrliche
Denkmale dieses ausserordentlichen Mannes aufbewahrt werden; z. B. an Münzen: 116 in
Gold, 285 in Silber, 443 in Bronze, folglich eine Summe von 844, welche bloss in Rom geprägt
wurden, die vielen nicht gerechnet, welche ihren Ursprung griechischen Städten verdankten.
Diese 1 Klafter 2 Schuh 7 Zoll lange und 4 Schuh 7 Zoll hohe Inschrift mit in den ersten
zwei Zeilen 7% Zoll langen Buchstaben, welche so vortrefflich gearbeitet sind, dass sie wirk-
lich Kunstproducte genannt werden können, las ich vermuthlich nach so vielen Jahrhunderten
zum ersten Male, wie ich hoffe, richtig, die vier ersten Zeilen folgendermassen:
IMP · CAESAR · DIVI · NERVAE · F
NERVA · TRAIANVS · A VG · GERM
PONTIF · MAXIMVS · TRIB · POT ■ iüi
PATER · PATRIAE · COS · ΠΠ
MONT
Obwohl es schon für einen Gewinn anzusehen ist, von einem Monumente, welches von
einem so grossen Manne herrührt, auch nur 2/3 richtig zu interpretiren, so konnte ich doch
Firn. Beckmann mein Bedauern nicht ■ genug ausdrücken, dass von der fünften und sechsten
Zeile nur kaum Andeutungen apf der Abklatschung zu finden waren. Herr Beckmann gab zu,
dass ihn allerlei Umstände hinderten, auf diese sehr verwitterten Zeilen alle Sorgfalt zu ver-
wenden. Der Fels, in welchem die Inschrift eingehauen ist, ist Dolomit-Kalkstein ■, daher gar
sehr der Verwitterung ausgesetzt, so dass manchmal abgefallene Stücke unten aufzulesen sind.
Die Schrift und die Vorstellung des oberen Theiles sind durch den Vorsprung geschützt,
woran der Regen nicht so anschlagen kann, wie in den tieferen Theilen: auch pflegen Fischer
häufig Feuer an dieser Stelle zu machen, und so zum gänzlichen Ruin beizutragen.

P 1. Delphin, 2. Blatt des Frises . 3. Eckblatt, 4. Ädlerflügel.
 
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