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Kunsthistorisches Institut <Wien, Universität> [Hrsg.]
Jahrbuch des Kunsthistorischen Institutes — 6.1912

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Weingartner, Josef: Die Wandmalerei Deutschtirols am Ausgange des XIV. und zu Beginn des XV. Jahrhunderts
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https://doi.org/10.11588/diglit.19094#0088
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56 J. "Weingartner. Die Wandmalerei Deutschtirols am Ausgange des XIV. und zu Beginn des XV. Jhs.

In der letzten Zeit unserer Epoche entstanden die eigentümlichen Fresken an einem Bild-
stocke in St. Katharina in der Scharte. Sie stellen dar die Kreuzigung mit sechs Heiligen.
Oben erscheinen die Evangelistensymbole, an den Seiten zwei bändertragende Engel.

Durch weitgehendste Derbheit zeichnen sich die Figuren einzelner Heiligen und eine
Kreuzigung an der St. Leonhardkirche in Latsch bei Mals aus. Sie mögen dem ersten
oder zweiten Jahrzehnt entstammen. Auch im Innern finden sich über dem Hochaltäre
Spuren einer gleichzeitigen, aber übertünchten Bemalung. Derselben Zeit und einer ähnlich
bäurischen Kunstübung scheinen die Fresken im abgelegenem Rojentale bei Reschen

Fig. 28 Morter: Vintschgau

anzugehören, von denen bisher erst einige Proben, so die Kirchenväter, die Evangelisten-
symbole, St. Georg, St. Katharina und St. .Nikolaus aufgedeckt wurden. Auf der tiefsten
Stufe bäurischer Verrohung aber stehen die gleichzeitigen Stilformen in einer Kreuzigung
in Morter, ebenfalls in Vintschgau (Fig. 28). Die älteren Bilder in der Schloßkapelle von
Obermantani, die ebenfalls eine recht derbe Ausführung zeigen, berühren sich nur mehr
teilweise mit unserer Stilperiode und besitzen bereits wesentliche Merkmale eines späteren
Stiles.

Soweit also die noch erhaltenen resp. bisher neuaufgedeckten Denkmäler ein zusammen-
fassendes Urteil gestatten, scheint ähnlich wie in Brixen auch in Meran die Hauptblüte des
von Italien beeinflußten Stiles in das zweite Jahrzehnt zu fallen. Und wie dort, so beobachten
 
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