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Kunsthistorisches Institut <Wien, Universität> [Hrsg.]
Jahrbuch des Kunsthistorischen Institutes — 6.1912

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Frizzoni, Gustavo: Einige kritische Bemerkungen über italienische Gemälde in der fürstlich Liechtensteinschen Galerie
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https://doi.org/10.11588/diglit.19094#0125
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Gustav Frizzoni Einige kritische Bemerkungen über italienische Gemälde usw.

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Ich komme jetzt zu einem der berühmtesten Werke der Galerie, nämlich zu der
„Ginevra de Benci von Lionardo da Vinci“.

Daß der Wacholderstrauch (italienisch ginepro) auf der Rückseite, wie Dr. Bode
betonte, auf den Namen der Dargestellten anspiele, möchte ich ja nicht so ohneweiters
bestreiten, hingegen kann ich mich nicht so leicht von der Benennung Lionardos als Urhebers
des Gemäldes überzeugen. Es ist ja, an und für sich betrachtet, von einer ganz vor-
züglichen Feinheit in der Ausführung; allein ich muß doch sagen, mir fehlt darin eins, um

Fig. 46 Lorenzo di Credi: Anbetung des Kindes. Alte Pinakothek in München

an den vorzüglichsten der toskanischen Maler zu glauben, nämlich sein Geist. In dieser
Hinsicht stimmt mir vollends ein mailändischer Kollege bei, indem er bemerkt: in quel
viso non si sente la poesia, la fiamma d’idealitä, che brillano nelle figure di
Leonardo da Vinci1).

Ein anderer Kollege aber drückt sich noch bestimmter in seinem Urteil aus, indem
er das Bild für ein Werk des Mitschülers Lionardos bei Verrocchio, Lorenzo di Credi,

') Giumo Carottj: Le opere di Leonardo, Bramante e Raffaello, Editore U. Hoepli. Milano 1905, p. 15 n.
 
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