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Kunsthistorisches Institut <Wien, Universität> [Hrsg.]
Jahrbuch des Kunsthistorischen Institutes — 6.1912

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Jonas, J. E.: Bericht über die Ausgrabungsarbeiten auf der Kaiserburg zu Eger im Jahre 1911
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https://doi.org/10.11588/diglit.19094#0221
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J. E. Jovas Bericht über die Ausgrabungsarbeiten auf der Kaiserburg zu Eger im Jahre 1911

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schließen, bestimmt mindestens bis in diese Zeit
zurückreicht, für die romanische Epoche recht un-
wahrscheinlich, da die Geschosse damals durchaus
noch keine so große Gefahr für ein derartig festes
Mauerwerk bedeuteten, daß man auf solche Spitz-
findigkeiten verfallen mußte. Die Annahme erschien
daher ganz logisch, daß der Berchfrit diese Stellung
zur Burganlage erst infolge der späteren Erweite-
rungsbauten erhalten hat, und daß die ursprüngliche
romanische Ringmauer parallel zu seiner Südwest-
seite verlief, was eine wesentlich kleinere Gesamt-
anlage als die heutige voraussetzt.

Das Eingangsportal zur romanischen Burg
lag an der Angriffsseite, aber gewiß nicht östlich
vom Berchfrit wie heute, sondern westlich respektive
nordwestlich von demselben, da die Schlitzfenster
an dessen Südwest- und Nordwestseite dort gewiß
zur besseren Beobachtung feindlicher Operationen
gegen das Eingangsportal angebracht sind. Dies wäre
nicht möglich gewesen, wenn das Portal den
heutigen Standort eingenommen hätte, da sich
an der Südostseite des Turmes überhaupt kein
Fenster befindet. Auch spricht für diese Tor-
stellung, daß so der Angreifer dem Verteidiger
seine ungedeckte rechte Seite zuwenden mußte.

Der Anmarsch der Feinde erfolgte
naturgemäß von der Bergseite, im vorlie-
genden Falle also von der Südseite her. An
dieser Angriffsseite lag auch stets das Tor. Der
Wunsch des Erbauers, für seine persönliche Be-
nutzung eine kürzere Verbindung mit dem Tale,
und dem den Fuß des Burgberges umspülenden
Flusse zu haben, erscheint erklärlich. Aus diesem
Grunde wurde längs der Burg derWeg angelegt,
welcher, an der nördlichen Talseite beginnend,
von Osten nach Westen verläuft, um dann in
scharfer Wendung nach Süden auf die Anhöhe
zu führen. Natürlich mußten Weg und Anhöhe
durch starke Befestigungen geschützt werden.

Dies verlangt die Annahme eines Zwingers
und einer Vorburg auf dem westlichen Ge-
lände oder südlich vom Graben.

Der Zwinger, welcher durch verschie-
dene Türme geschützt war, wurde wegen Ein-
sturzgefahr gleichzeitig mit einem westlichen
Turme im Jahre 1828 beseitigt. Nach Gruekbr
ist dieser Zwinger erst zur Zeit der Hussiten-
kriege (1419—1436) angelegt worden25). Ich
muß hier entschieden auf Pipers26) Seite treten,

welcher glaubt, daß die Zwingeranlage
herein geplant gewesen ist, weil man

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25) Nach Drivok wurde er bei den Hussitenunruhen
im XV- Jh. verstärkt und neu befestigt.

26) Piper: Österreichische Burgen.

falls die Hauptumfassung der Burg zweckmäßig bis
an die Felswand vorgeschoben haben würde. Dies
leuchtet meiner Ansicht nach noch mehr ein, wenn
 
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