Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunsthistorisches Institut <Wien, Universität> [Hrsg.]
Jahrbuch des Kunsthistorischen Institutes — 6.1912

DOI Heft:
Beiblatt
DOI Artikel:
Jonas, J. E.: Bericht über die Ausgrabungsarbeiten auf der Kaiserburg zu Eger im Jahre 1911
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.19094#0222
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
63

J. E. Jonas Bericht über die Ausgrabungsarbeiten aui der Kaiserburg zu Eger im Jahre 1911

64

man bedenkt, daß der nördliche Felsabhang früher
nicht so steil gewesen ist wie heute. Denn man
nimmt an der Nordseite ganz deutliche Spuren jün-
gererFelsabsprengungen wahr. Der zu dieser Zwinger-
anlage gehörige Miihlturm in seiner jetzigen Gestalt
dürfte mit seinen Eselsbogenfenstern aus der spät-
gotischen Zeit stammen.

Es bestand berechtigte Hoffnung, über den Ver-
lauf des alten Zwingers, welcher sich ja am Fuße
der alten Ringmauer zur Höhe hinaufwinden mußte,

Vielleicht war auch das gleiche Baumaterial
verwendet worden, nämlich das schwärzliche Lava-
gestein, welches in der Nähe von Eger an dem jetzt
erloschenen Vulkan Kammerbühl gefunden wird.
Trifft diese Voraussetzung zu, daß die äußere Be-
festigung in gleicher Technik wie der schwarze
Turm ausgeführt worden ist, so ist anzunehmen, daß
sie einen Teil der alten romanischen Anlage
bildet, welche also zur Zeit des Sebastian
Münster offenbar noch gut erhalten gewesen ist.

LÄNGSSCHNITT CXIX - CXX.

Fig. 34 Ausgrabungen im westlichen Walle.

148 Innenseite der Umfassungsmauer. 166 Steinpflaster

durch die Ausgrabungsarbeiten nähere Aufklärungen
zu erhalten. Denn es ist nicht ausgeschlossen, daß
die nördliche und westliche Ringmauer, und zwar die
älteste noch unter der heutigen äußeren Ziegelver-
blendung vorhanden ist. Betrachtet man nämlich den
Plan des Sebastian Münster, so springt ins Auge,
daß die an den Palas anschließende nördliche
Ringmauer bei aller Unbeholfenheit der sonstigen
Darstellung ganz deutlich große schwarz e Quade-
rungen zeigt, eine Tatsache, welche dem Zeichner
offenbar ganz besonders aufgefallen sein muß. Da
die Quaderungen des schwarzen Turmes in ganz
ähnlicher Weise dargestellt sind, so erscheint die
Annahme, daß die alte Ringmauer in gleicher
Technik ausgeführt war, wie wir sie heute am
schwarzen Turme sehen, gerechtfertigt.

Entsprechend den obigen Erwägungen wurde
die Auswahl derjenigen Stellen getroffen, an
welchen die Ausgrabungen einsetzen sollten.
Dabei war, wenn auch immerhin in zweiter Linie, zu
berücksichtigen, daß nach den Wallenstein-Festspielen
das ganze Burggelände mit Tribünen und allerhand
provisorischen Bauten bedeckt war, deren Wieder-
beseitigung geraume Zeit in Anspruch nehmen mußte.
Es ergab sich hieraus die Notwendigkeit, den Aus-
grabungsbetrieb so einzurichten, daß derselbe in
keiner Weise mit den Aufräumungsarbeiten kollidieren
konnte, was gar nicht so einfach war. Denn gerade
die ganze Böschung des nördlichen und westlichen
Walles war mit Tribünen bedeckt, weshalb für die
Unterbringung der Erdmassen nur ganz geringer
Raum zur Verfügung stand.
 
Annotationen