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Kunsthistorisches Institut <Wien, Universität> [Hrsg.]
Jahrbuch des Kunsthistorischen Institutes — 6.1912

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Jonas, J. E.: Bericht über die Ausgrabungsarbeiten auf der Kaiserburg zu Eger im Jahre 1911
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https://doi.org/10.11588/diglit.19094#0226
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J. E. Jonas Bericht über die Ausgrabungsarbeiten auf der Kaiserburg zu Eger im Jahre 1911

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lung der gleichen Ecke auch in dieser Tiefe mußte
die Ringmauerhypothese fallen gelassen und

neu disp oniert werden.

Es lag nunmehr die
Vermutung nahe, daß die
gesuchte Ringmauer wei-
ter westlich lag. Da es
weiterhin darauf ankam,
die Hintermauerung der
zurzeit bestehenden äuße-
ren Ziegelverblendung
des gesamten westlichen
Burgbezirkes zu unter-
suchen, so wurden beide
Ziele gleichzeitig durch die Anlegung eines vom
Schacht I in weltlicher Richtung abzweigen-

vielmehr von Fall zu Fall neu disponiert werden
mußte. Es würde zweifellos zu weit führen, wenn
ich all die Gesichtspunkte erörtern wollte, nach
denen bei der Weiteruntersuchung in jedem speziellen
Falle verfahren werden mußte. Ich kann mich darauf
beschränken, auf die Zeichnungen Fig. 29 und 33—36 zu
verweisen, welche die Resultate der Untersuchungen
im westlichen Walle vor Augen führen, deren Aus-
gangspunkt im wesentlichen der Schacht I ge-
wesen ist.

Es bleibe nicht unerwähnt, daß unmittelbar
neben dem Fundamente 153 ein aus einer Art Speck-
steinmasse gearbeitetes stempelartiges Stück ge-
funden wurde, welches das Positiv eines Drachens
darstellt und die primitive Formengebung der romani-
schen Zeit zeigt (Fig. 37). Als Stempel kann dieses

Fig. 37 VStempelmodell
für Stanzarbeiten

Norden.

Schacht


.I1111I1111]_l_1_l—l

\0 0 ^ 5 3 4

10,0 m

LÄNGSSCHNITT LXXXXV - LXXXXVI.

Fig. 38 Ausgrabungen im nördlichen Walle.
144 Innenseite der Umfassungsmauer

den Stollens erreicht. Bei dieser Gelegenheit stieß
man auf eine sich von Süden nach Norden quer durch
den Stollen erstreckende Steinlagerung (154),
welche als Mauerfundamentrest angesprochen werden
konnte. Etwa 1 '5 m dahinter traf man die Hinter-
mauerung der äußeren Ziegelmauer, was sich mit
Gewißheit aus dem Vorkommen von Ziegelbrocken
in dem Bruchsteinmauerwerk ergibt.

Bei Gelegenheit dieser Grabungen wurden nörd-
lich und südlich verschiedene Mauerzüge aufgefun-
den, deren Existenz nicht hatte vorausgesehen wer-
den können. Diesen mußte natürlich nachgegangen
werden, woraus folgt, daß ein bestimmtes Ausgra-
bungsprogramm für die Untersuchung dieser Örtlich-
keiten nicht mehr innegehalten werden konnte, daß

Fundstück, welches annähernd die Form unserer
jetzigen Damespielfigur hat, nicht gedient haben, da
es Negativabdrücke ergeben hätte. Es erscheint mir
wahrscheinlich, daß eine Art Goldschmiedemodell
vorliegt für Stanzungen, die etwa als Buchdeckel-
beschläge dienen konnten. Eine gewisse Beweiskraft
ist diesem Fundstück entschieden zuzuschreiben. Da
dasselbe offenbar der romanischen Zeit. entstammt,
so dürfte nicht von der Hand zu weisen sein, daß
die betreffenden Mauer werke, in deren Nähe es ge-
funden wurde, der gleichen Epoche angehören.
Die Mauertechnik derselben, welche im Gegensätze
zu der spätmittelalterlichen bei der zuerst unter-
suchten Mauer (149) hier sehr primitiv ist, scheint
eine solche Annahme zu unterstützen.
 
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