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J. E. Jonas Bericht über die Ausgrabungsarbeiten auf der Kaiserburg zu Eger im Jahre 1911
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Ein zweiter Schacht wurde bei II abgeteuft
(Zeichnung Fig.29u.38—39). Dieser war dazu bestimmt,
als Ausgangspunkt für Versuchsstollen zu dienen,
welche einerseits in westlicher Richtung die Funda-
mente des auf dem Merianschen Plane an der Nord-
westecke ersichtlichen Gebäudes erreichen, ander-
seits ermitteln sollten, wie weit ein eventuell west-
lich an den Palas angebautes Gebäude sich nach
dieser Seite erstrecken konnte. Außerdem wurde hier
wie ja schon bei Schacht I und überhaupt bei allen
Stollen ins Auge gefaßt, Abzweigstollen rechtwinklig
zu den Umfassungsmauern im Norden und Westen
zu treiben, um einerseits Fixpunkte für die zeichne-
rische Darstellung zu gewinnen, anderseits die Mauer-
technik festzustellen. Bezüglich der nördlichen Ring-
Ais dritter Ausgangspunkt für die Durch-
forschung der Bastion wurde ein Stollenmundloch
unmittelbar neben dem westlichen Ende der
südlichen Palaswand angelegt und ein Stollen in
der Richtung von Süden nach Norden getrieben. Diese
Arbeiten konnten erst beginnen, nachdem die Ab-
räumungsarbeiten der Tribünenbauten beendet waren.
Die nunmehr folgenden Ausgrabungen führten
zu außerordentlich befriedigenden Resultaten (Zeich-
nung Fig. 29 und 40—43). Die Voraussage der Küchen-
anlage an dieser Stelle ging in Erfüllung. Zunächst
wurde ein großer Raum (A) festgestellt. Derselbe
war mit relativ gut erhaltenen quadratischen
Ziegelplatten vom Format 17 X 17»« der gleichen
Art, wie dieselben in der unteren Kapelle gefunden
LÄNGSSCHNITT CI- Cll.
Fig. 39 Ausgrabungen im nördlichen Walle.
144—146 Innenseite der Umfassungsmauer
mauer bestand außerdem noch die Hoffnung, daß
sich die Quadersteintechnik, in welcher sie offenbar
in der romanischen Zeit ausgeführt worden war,
noch teilweise erhalten haben könnte.
Auch Schacht II erreichte eine stattliche Tiefe,
nämlich eine solche von 8 50 «2. Auch hier ergaben
sich Überraschungen. Der Leser sei auf die Zeichnun-
gen Fig. 29 und 38—39 verwiesen, welche einen Über-
blick über die hier gewonnenen Resultate gewähren.
Mit Rücksicht auf die Kostspieligkeit des berg-
männischen Betriebes konnte sich die soeben be-
schriebene Walluntersuchung nur auf die Feststel-
lung der wichtigsten Mauerzüge beschränken.
Das vorgeführte Resultat darf somit nicht als ein
abgeschlossenes betrachtet werden.
worden waren, gepflastert. In demselben fand man
einen wohlerhaltenen Herd (128 und Fig. 44). In der
nordwestlichen Ecke befinden sich in Sitzhöhe einige
Dübellöcher (129), die darauf hinweisen, daß daselbst
eine Bank ihre Aufstellung gefunden hatte. Zwischen
dem Schutt (127) fand man alte Ofenkacheln, die
ihrer Formgebung nach dem Ende des XVI. Jhs. an-
gehören dürften. Ein Fenster- oder Türsturz-
fragment ist dem XV. Jh. zuzuweisen. Durch
eine in der Westwand befindliche Türöffnung mit
den Resten eines spätgotischen Türgewändes
aus Granit (132) gelangte man in einen zweiten,
jedoch kleineren Raum (B), der mit gewöhn-
lichen Ziegelsteinen, und zwar vom Formate
15X30 cm, gepflastert war. Weiter westlich folgte
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J. E. Jonas Bericht über die Ausgrabungsarbeiten auf der Kaiserburg zu Eger im Jahre 1911
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Ein zweiter Schacht wurde bei II abgeteuft
(Zeichnung Fig.29u.38—39). Dieser war dazu bestimmt,
als Ausgangspunkt für Versuchsstollen zu dienen,
welche einerseits in westlicher Richtung die Funda-
mente des auf dem Merianschen Plane an der Nord-
westecke ersichtlichen Gebäudes erreichen, ander-
seits ermitteln sollten, wie weit ein eventuell west-
lich an den Palas angebautes Gebäude sich nach
dieser Seite erstrecken konnte. Außerdem wurde hier
wie ja schon bei Schacht I und überhaupt bei allen
Stollen ins Auge gefaßt, Abzweigstollen rechtwinklig
zu den Umfassungsmauern im Norden und Westen
zu treiben, um einerseits Fixpunkte für die zeichne-
rische Darstellung zu gewinnen, anderseits die Mauer-
technik festzustellen. Bezüglich der nördlichen Ring-
Ais dritter Ausgangspunkt für die Durch-
forschung der Bastion wurde ein Stollenmundloch
unmittelbar neben dem westlichen Ende der
südlichen Palaswand angelegt und ein Stollen in
der Richtung von Süden nach Norden getrieben. Diese
Arbeiten konnten erst beginnen, nachdem die Ab-
räumungsarbeiten der Tribünenbauten beendet waren.
Die nunmehr folgenden Ausgrabungen führten
zu außerordentlich befriedigenden Resultaten (Zeich-
nung Fig. 29 und 40—43). Die Voraussage der Küchen-
anlage an dieser Stelle ging in Erfüllung. Zunächst
wurde ein großer Raum (A) festgestellt. Derselbe
war mit relativ gut erhaltenen quadratischen
Ziegelplatten vom Format 17 X 17»« der gleichen
Art, wie dieselben in der unteren Kapelle gefunden
LÄNGSSCHNITT CI- Cll.
Fig. 39 Ausgrabungen im nördlichen Walle.
144—146 Innenseite der Umfassungsmauer
mauer bestand außerdem noch die Hoffnung, daß
sich die Quadersteintechnik, in welcher sie offenbar
in der romanischen Zeit ausgeführt worden war,
noch teilweise erhalten haben könnte.
Auch Schacht II erreichte eine stattliche Tiefe,
nämlich eine solche von 8 50 «2. Auch hier ergaben
sich Überraschungen. Der Leser sei auf die Zeichnun-
gen Fig. 29 und 38—39 verwiesen, welche einen Über-
blick über die hier gewonnenen Resultate gewähren.
Mit Rücksicht auf die Kostspieligkeit des berg-
männischen Betriebes konnte sich die soeben be-
schriebene Walluntersuchung nur auf die Feststel-
lung der wichtigsten Mauerzüge beschränken.
Das vorgeführte Resultat darf somit nicht als ein
abgeschlossenes betrachtet werden.
worden waren, gepflastert. In demselben fand man
einen wohlerhaltenen Herd (128 und Fig. 44). In der
nordwestlichen Ecke befinden sich in Sitzhöhe einige
Dübellöcher (129), die darauf hinweisen, daß daselbst
eine Bank ihre Aufstellung gefunden hatte. Zwischen
dem Schutt (127) fand man alte Ofenkacheln, die
ihrer Formgebung nach dem Ende des XVI. Jhs. an-
gehören dürften. Ein Fenster- oder Türsturz-
fragment ist dem XV. Jh. zuzuweisen. Durch
eine in der Westwand befindliche Türöffnung mit
den Resten eines spätgotischen Türgewändes
aus Granit (132) gelangte man in einen zweiten,
jedoch kleineren Raum (B), der mit gewöhn-
lichen Ziegelsteinen, und zwar vom Formate
15X30 cm, gepflastert war. Weiter westlich folgte
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