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Kunsthistorisches Institut <Wien, Universität> [Editor]
Jahrbuch des Kunsthistorischen Institutes — 6.1912

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Jonas, J. E.: Bericht über die Ausgrabungsarbeiten auf der Kaiserburg zu Eger im Jahre 1911
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https://doi.org/10.11588/diglit.19094#0250
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103

J. E. Jonas Bericht über die Ausgrabungsarbeiten auf der Kaiserburg zu Eger im Jahre 1911

104

Adela. Durch diese Heirat wird er Herr der Diepol-
dingischen Familiengüter im Egergebiete78).

Die Burg der Diepoldinger scheint trotz deren
Reichtum damals noch keine allzu glänzende Aus-
stattung gehabt zu haben, weshalb einige Chronisten
melden, daß Friedrich Barbarossa seine Hochzeits-
nacht nicht auf der Burg sondern im Rathause (?)
zu Eger zugebracht haben soll. Es müßte demnach
an geeigneten Räumlichkeiten auf der Burg gefehlt
haben. Die Erklärung für eine solche auffallende
Tatsache liegt vielleicht darin, daß Diepold II. sich
nur selten in Eger aufgehalten haben soll79).

Wir dürfen demnach die auf unsere Zeit über-
kommenen Überreste der Burganlage mit der Burg
der Diepoldinger nicht identifizieren. Die wahr-
haft kaiserliche Pracht, welche aus den alten
Trümmern zu uns spricht, weist gebieterisch auf
den kaiserlichen Bauherrn hin. Ein Markgraf
Diepold hatte es trotz seines großen Ansehens nicht
nötig, eine derartig großzügige Repräsentations-
anlage zu schaffen. Da weiterhin nicht anzunehmen
ist, daß Friedrich I. etwa eine Neuschöpfung Diepolds,
die doch höchstens 50 Jahre alt sein konnte, vollstän-
dig abgerissen haben würde, um seine Palastanlage
schaffen zu können, die Barbarossa-Anlage aber sicher-
lich kein Umbauresultat ist, so können wir uns die
Diepoldinger Burg demgemäß nur als den Aus-
bau einer älteren Burg, also der aus Heinrichs I.
Zeit vorstellen.

, Kurz nach seiner Königskrönung läßt sich
Friedrich im Jahre 1153 wegen angeblicher Bluts-
verwandtschaft von seiner Gemahlin wieder schei-
den, und zwar mit aller Förmlichkeit durch feier-
lichen Spruch des Bischofs Herman auf einem
Reichstage in Konstanz, also wohl im gegenseiti-
gen Einverständnisse, zumal Adelas zweiter Ge-
mahl Dietho von Ravensburg in der Folge in der
Reihe der kaiserlichen Dienstmannen erscheint.

Die durch Adela überkommenen Güter behält
Friedrich sonderbarerweise. Nach neuerer Version soll
er dieselben von seiner Gemahlin erkauft haben80).

7S) Chron. Waldsass. ap. Oefele I, 56 ab: „Post ali-
quantos igitur annos, ubi basilica ipsa (in Waldsassen) ex-
structa fuit, Fridericus priraus, filius Friderici ducis Sweviae,
ex inclyta ac nobilissima stirpe Carolina Romanorum im-
perator augustissimus, in opido Eger, .quod monasterio est
confine, cum filia supradicti marchionis (Theobaldi de
Vohenburg), quam sibi desponsaverat, nuptiarum solemnia
exegit. Cui pro dote districtus ille monasterio adjacens
datus fuit, sicque locus hic quasi a primordio fundationis
ad tutelam sacri Romani imperii devolutus est.“

,9) Grubber.

80) Franz Kürschner: Eger und Böhmen. Wien 1870.

Dieser Umstand spricht meines Erachtens dafür,
daß er damals den Bau des prächtigen Kaiser-
palastes bereits begonnen hatte und diese Lieb-
lingsidee auch zu einem glücklichen Ende führen
wollte. Jedenfalls war Eger Friedrich Barbarossa
besonders ans Herz gewachsen, wo er später denn
auch zu verschiedenen Malen residiert hat, so im
Juni 1179, im Mai 1183 und zu Weihnachten 1188.

Mit der Errichtung einer regelrechten
großen Burganlage mit- Palas, Kemnaten, Burg-
kapelle, Berchfrit und all den sonstigen Neben-
gebäuden mußte das Burggelände natürlich wieder
wesentliche Veränderungen erfahren, da die Be-
dürfnisse, denen diese neue Burg im einzelnen zu
dienen hatte, ganz andere Bedingungen voraussetzten,
als sie das Burggelände in seiner bisherigen Be-
schaffenheit erfüllen konnte.

Zunächst kam es darauf an, verschiedene hori-
zontale Ebenen auf dem von Süden nach Norden ab-
fallenden Burggelände zu schaffen, einmal für den
Hof, dann aber auch für die untersten Räume des
Palas. Schließlich wird auch der Wunsch vorhanden
gewesen sein, nach der Talseite zu einen direkten
Abstieg zu ermöglichen.

Die Planierungsarbeiten werden demnach etwa
in folgender Weise durchgeführt worden sein: Zu-
nächst wurde der Nordabhang steiler gestaltet, in-
dem dadurch zugleich das für die Steinbauten er-
forderliche Material gewonnen wurde. Gleichzeitig
wurde ein an der Nordseite aufsteigender Weg an-
gelegt, welcher sich von Osten nach Westen und
dann nach Süden hinaufwinden mußte. Der südliche
Graben wurde wahrscheinlich wiederum vergrößert
und erweitert, schon um weiteres Material für die Bau-
und Planierungsarbeiten zu gewinnen. An derjenigen
Stelle, an welcher der Palas erbaut werden sollte,
mußte ein horizontales Plateau geschaffen werden.
Zu diesem Zwecke mögen an der Südseite des be-
züglichen Bereiches die dort befindlichen Erd- und
Steinmassen teilweise beseitigt worden sein, während
dieselben an der nördlichen Seite zum Teile wieder
aufgeschüttet wurden. Im Burghofe müssen, wie der
Befund heute noch zeigt, ganz erhebliche Aufschüt-
tungen stattgefunden haben. Das dazu notwendige
Erdmaterial wird, da der Aushub aus dem südlichen
Graben dazu nicht ausgereicht haben mag, und da die
Planierung der Palassohle auch nicht allzuviel Aus-
wurfsmaterial ergeben haben wird, vielleicht der
Örtlichkeit entstammen, welche zurzeit von der Am-
meneigasse eingenommen wird, wo damals gewiß
auch ein Graben angelegt wurde (Vgl. Anm. 34).

Das Gelände war demnach in einerWeise um-
gestaltet worden, daß man nunmehr gewissermaßen
 
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