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Kunsthistorisches Institut <Wien, Universität> [Hrsg.]
Jahrbuch des Kunsthistorischen Institutes — 6.1912

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Jonas, J. E.: Bericht über die Ausgrabungsarbeiten auf der Kaiserburg zu Eger im Jahre 1911
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https://doi.org/10.11588/diglit.19094#0257
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H3

J. E. Jonas Bericht über die Ausgrabungsarbeiten auf der Kaiserburg zu Eger im Jahre 1911

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weiteres aus den unteren Basenabschlüssen, welche
mit schrägen, anstatt vertikalen Flächen enden.

Es war fernerhin anzunehmen, daß sich unter
dem jetzigen jungen Spritzbewurf der inneren Ka-
pelle ein zweiter älterer Putz befindet. Derselbe
war wahrscheinlich mit Malereien91) versehen, zu-
mal sich an den Diensten der Oberkapelle Farb-
spuren entdecken ließen.

Mit Rücksicht auf die bereits völlig erschöpften
Mittel konnte sich meine Untersuchung nur auf
einige dieser Fragen erstrecken, und be-
schränkte ich mich daher auf das Abheben einiger
Fußbodenplatten und die Vornahme eines Schürf-
versuches92). Dadurch stellte ich fest, daß die Basen
in der oberen Kapelle tatsächlich mit einer Verti-
kalen enden, die zirka 15«« in den Fußboden
hineinreicht. Der ältere Fußboden hat also
meines Erachtens zirka 10 cm tiefer als der
jetzige gelegen. Der Schürfversuch führte zwar
zur Auffindung eines geweißten Kalkputzes
unter dem Spritzbewurfe, förderte aber nichts von
Malereien zutage. Möglicherweise habe ich aber mit
meiner Schürfstelle von nur zirka 25 X 50 cm gerade
eine unbemalte Wandpartie getroffen. Die Stadt
Eger wird infolgedessen auf mein Ersuchen hin
weitere Schürfversuche vornehmen lassen93).

Am 15. Februar 1912 waren die örtlichen Ar-
beiten beendet. Die Fertigstellung der zeichneri-
schen Arbeiten erforderte dann noch etwa andert-
halb Monate Zeit.

Es sei erwähnt, daß ich dem Deutschen
Verein für Kunstwissenschaft und der K. k.
Zentralkommission für Denkmalpflege peri-
odisch über den Stand der Arbeiten Bericht er-
stattet habe, und daß sich am 20. September der
Abteilungsleiter Herr Geheimrat Prof. Dr. Clemen
und am 31. Oktober vor Beginn der Zuschüttung die
Generalkonservatoren Herr Oberbaurat Professor
Deininger und Herr Hofrat Prof. Dr. Neuwirth an
Ort und Stelle von den Ergebnissen durch den
Augenschein überzeugt haben.

Was die Zuschüttung der im Verlaufe der
Ausgrabung freigelegten Stellen anlangt, so wurde
dieselbe auf Beschluß des Stadtrates zu Eger
teilweise nur so weit durchgeführt, daß einige beson-

91) Der Konservator Herr Alois John hat aus einem
handschriftlichen Tagebuche des aus Eger stammenden frei-
herrlich von Junckerschen Geschlechtes ersehen, daß die
Kapelle früher tatsächlich mit Malereien verziert gewesen ist.

92) Zu diesem Zwecke wurde mir vom städtischen
Bauamte in entgegenkommendster Weise ein Arbeiter zur
Verfügung gestellt.

93) Resultat steht noch aus.

Kunstgeschichtliches Jahrbuch der k. k. Zentral-Koramission 1912.

ders interessante Mauerzüge sichtbar erhal-
ten wurden. So verschüttete man im Palas nur bis zur
Oberkante der aufgedeckten Fundamente, wodurch
gleichzeitig der Fußboden des Erdgeschosses sein
mutmaßliches früheres Niveau erhielt. Ferner blieben
Teile der durch Stollen zugänglichen Räume des
Palasanbaus offen. Die zur Aufnahme derbeträcht-
lichen Erdlasten erforderlichen Absteifungen haben
dem vorübergehenden Zwecke gemäß natürlich nur
provisorischen Charakter. Mit dem Beschlüsse der
Offenhaltung mußte daher die Stadt Eger bei meinem
Weggange auf Antrag die Verantwortung für die

Fig. 54 Obere Kapelle, Nordosteckdienst, Kapitell
(Südwestseite)

Standsicherheit übernehmen, da eine derartige Holz-
konstruktion zwecks Auswechselung etwa schadhaft
werdender Teile eine periodische Kontrolle verlangt.
Trotz dieser Entlastung von seiten der Stadt fühlte
ich mich dennoch verpflichtet, noch einige Sicher-
heitsvorkehrungen zu treffen, einmal im Interesse
der Besucher, dann aber auch, weil dem Ausgra-
bungsfonds durch die Offenhaltung dieses Kom-
plexes erhebliche Zuschüttungskosten erspart wur-
den. Demgemäß ließ ich die Holzkonstruktion ver-
stärken, und diejenigen niedrigen Mauerstümpfe,
die von zwei Seiten freigelegt waren, und über
denen sich also eine besonders gefährdete schmale
Erdzunge befand, bis zur Höhe der Stollenkappen
aufmauern, und zwar in unverputztem Ziegel-
mauerwerk, um den Charakter als Hilfskonstruktion
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