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Kunsthistorisches Institut <Wien, Universität> [Editor]
Jahrbuch des Kunsthistorischen Institutes — 6.1912

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Morelovski de Prus, Marian: Der Krakauer Schwanritter-Wandteppich und sein Verhältnis zu den französischen Teppichen des XV. Jhs.
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https://doi.org/10.11588/diglit.19094#0263
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I 21

Marian Morei.owski Der Krakauer Schwanritter-Wandteppich usw.

122

Fig. 57 König Oriant, Vater des Chevalier au cygne
(Krakauer Wandteppich, Fragment)

sehr leicht Vorkommen und für die Porträtähnlichkeit
sind ja schon die geringsten Abweichungen und Ab-
änderungen folgenschwer. Die auf dem Krakauer
Wandteppich dreimal wiederholten und dennoch nicht
identischen Abbildungen des Elias — (Bild Nr. 2, 3
und 5) — liefern hiefür ein belehrendes Beispiel:

5) Les tapisseries bruxelloises. Bruxelles, Baertsoen,
1878, S. 56. — Auf der Legende de N. D. du Sablon
(Wandtteppich von zirka 1518, der eine Translatio vom
Jahre 1348 darstellt) tragen Karl V. und Ferdinand die
Marienstatue; Kaiser Maximilian wurde dort auch abge-
bildet.

Rubbrechts eine der Hauptpersonen Philipp den Guten
darstellt, oder die Anbetung der drei Könige von
Memling, wo, nach der Ansicht desselben Kunst-
historikers, als einer der drei Könige Philipp’s Sohn,
Karl der Kühne, abgebildet erscheint.

Bei näherer Vergleichung König Oriants (Kra
kauer Wandteppich) mit den beiden hier beiliegenden
Porträts, die im erläuternden Text der Chefs d’oeuvre
etc. op. cit. als die zuverlässigsten Abbildungen
Philipps des Guten bezeichnet werden, läßt sich
feststellen, daß alle Merkmale, die im Gesichte dieses
berühmten Kunstmäzens besonders auffallen, in

Bern — Philipp den Guten von Burgund er-
kannt5). Dieser J. Cesar erinnert auch an den König
Oriant. —

Es war einem maitre—tapissier im Mittelalter
gewiß schwer, präzise Ähnlichkeit herzustellen;
kleine Abweichungen von dem Originalentwurf des
Künstlers (carton, patron, toile peinte) konnten ja

Daß eine absichtliche, wenngleich nicht allzu
starke Idealisierung oder Veredlung jenes Zeit-
genossen, dessen Gesichtszüge dem betreffenden
Helden verliehen wurden, in jener realistischen Epoche
dennoch Vorkommen konnte, beweisen solche Werke,
wie z. B. das Jüngste Gericht ein retable de
Beaune von R. v. d. Wey den, wo, nach der Meinung
 
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