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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 2.1884

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I. Theil: Abhandlungen
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Ilg, Albert: Die Limousiner Grisaillen: in den kaiserlichen Haus-Sammlungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.5610#0125
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Dr. Albert Hg.

Die Aufzählung und Reihenfolge, in welcher der Inhalt der Schatzkammer in den älteren Schriften
gegeben erscheint, entspricht zwei Phasen, welche das Arrangement während derselben Zeit durchgemacht
hatte. Unter den Kaisern Ferdinand III., Leopold I. und Karl VI. bestand die alte Anordnung in i 3 Schränken
und auf 14 Tischen; erst der seit 1747 durch Maria Theresia berufene Joseph Angelo de France vollzog
1750 ein neues Arrangement, welches dann in neuester Zeit wieder Veränderungen erfuhr. Er war es auch,
welcher die Anbringung der Emailgefässe in der Decke des Goldcabinetes veranlasste, von welchem für
ihre Würdigung und Betrachtung sehr ungünstigen Standorte die herrlichen Objecte erst im Jahre 1871
bis 1872 entfernt wurden, als die Schatzkammer durch Abgabe einer grossen Anzahl von Kunstgegen-
ständen an die k. k. Ambraser-Sammlung, worunter sich auch die Emails befanden, eine wesentliche Um-
gestaltung erfuhr.

Alle jene Literaturquellen haben den Charakter von Führern, welche den Beschauer bei seinem Be-
suche auf das Bedeutendste in der Sammlung aufmerksam machen wollen. Dem Geiste der Zeitliteratur
und des damaligen Interesses entsprechend legen sie Alle das Hauptgewicht auf die Rarität, das Seltsame
im Sinne der «Wunderkammern» der Renaissance- und Barokperiode, oder auf die materielle Kostbarkeit;
die edelsten Kunstschöpfungen gehen dagegen oft leer aus. Limogen waren von den Liebhabern des
18. Jahrhunderts wenig geschätzt, wie es scheint auch von der Verwaltung der Sammlung, denn de France
verurtheilte diese Schätze zur Plafonddecoration, zu der sie sich so schlecht als denkbar eignen, und machte
die Autoren der gleichzeitigen Werke niemals darauf aufmerksam. Sämmtliche oben angezeigte Bücher
schöpften nämlich, wie P. Fuhrmann auch ausdrücklich bemerkt, aus Mittheilungen der Verwaltung, aber
nicht mit einem Worte wird des Gegenstandes gedacht. P. Fuhrmann (1. c. p. 116) macht indess eine
Bemerkung, welche indirect auf denselben hindeutet. Er sagt: «Uebrigens ist in diesem Cabinet der ganze
Plafond mit Majolica von Raphael d'Urbino und Julio Romano eingeleget.» Die darunter gemischten
Limogen hat er wohl übersehen oder auch für Poterie gehalten; übrigens erwähnt er schon im nächsten
Satze eine grosse Emailplatte späteren Datums, die Familie Leopold I. von Charles Boit ex anno 1703,
welche gleichfalls noch vorhanden ist.

Ausserordentlich schwer ist es unter solchen Umständen, zu bestimmen, zu welcher Zeit, aus welchem
Anlass die Limogen in den kaiserlichen Besitz gelangt seien. Indem, wie wir sehen werden, auch die In-
ventare die Antwort schuldig bleiben, eröffnet sich das weiteste Feld für Conjecturen. Sie könnten aus
dem Kunstbesitze Kaiser Maximilian II. in Wien herrühren oder mit den Resten der Rudolphinischen Kunst-
kammer von Prag gebracht worden sein. An Ambras und Erzherzog Ferdinand ist mit Bestimmtheit nicht
zu denken, wennschon wir wissen, dass dieser Fürst, als er in procuratione die Vermälung seiner Nichte,
Erzherzogin Elisabeth, mit König Karl IX. von Frankreich vollzog, von diesem kostbare Kunstwerke als
Geschenke erhielt, denn die vollständig erhaltenen Inventare von Ambras schweigen gänzlich von Limoges-
Arbeiten. Ich halte es vorläufig für das Wahrscheinlichste, dass Kaiser Franz I. von Lothringen, aus dessen
Besitz auch eine grosse Anzahl sonstiger französischer Producte, besonders Gobelins, herrühren, diese
Gefässe aus altem Eigen seines Hauses mitgebracht haben dürfte.

cittä imperiale di Vienna e dei suoi sobborghi; Circa di loro primiera Fondazione; consecutivo Accrescimento; odierna Am-
piezza; Popolazione; Chiese; Colonne; Fabbriche; Pubbliche e private; Giardini; Botteghe; Arti; Tribunali; Ministero; Tesoro
Cesareo; e Galleria etc. Dato in luce da Antonio Bormastino, Maestro di Lingue de'Cesarei Paggi delle tre August. Corti. Anno
1715, Vienna in Austria, Fatto Stampare da Gio. Michele Christofforo, Libraro dell' Universitä. 8°, p. 182 ff. — Johann Basilii
Küchelb ecker's J. V. D. Allerneueste Nachricht vom Römisch-Kayserl. Hofe Nebst einer ausführlichen Historischen Be-
schreibung der Kayserlichen Residentz-Stadt Wien und der umliegenden Oerter etc. Hannover, Nie. Förster & Sohn, 1730, 80,
p. 827 ff. — Zweite Auflage, daselbst 1732. — Beschreibung der k. k. Haupt- und Residenzstadt Wien, als der dritte Theil zur
österreichischen Topographie. Von J. Weis kern. Wien, bei Joseph Kurzböcken, 1770, 80, p. 62 ff. — Historische Beschreibung
und kurz gefasste Nachricht von der Römisch-Kaiserl. und Königlichen Residenzstadt Wien und Ihren Vorstädten. 3. Theil etc.
Von P. Mathias Fuhrmann, Wien, Krausische Buchhandlung, 1770, 80, p. g3 ff. — Versuch einer Beschreibung der Kaiserlich-
Königlichen Schatzkammer zu Wien. Nürnberg, bey Gabriel Nicolaus Raspe, 1771, 80. — Neueste Beschreibung aller Merk-
würdigkeiten Wiens. Ein Handbuch für Fremde und Inländer. Wien, im Verlage bei Joseph Edlen von Kurzböck, 1779, kl. 80,
p. 24 fr. — (Joseph Pezzel) Skizze von Wien unter der Regierung Joseph des Zweyten, 4. Aufl., 2 Theile, Wien, Degen'sche
Buchhandlung, 80, 2. Theil, XXV. — Darstellung der k. k. Haupt- und Residenzstadt Wien von Franz Xavier Ritter von
Sick in gen, III. Abth., Wien, Mechitaristendruckerei, i832, 80, p. 18 ff.
 
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