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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 2.1884

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I. Theil: Abhandlungen
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Kenner, Friedrich: Eduard Freiherr von Sacken
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https://doi.org/10.11588/diglit.5610#0266
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EDUARD FREIHERR VON SACKEN.

Am 20. Februar 1883 starb zu Wien nach einer nur fünftägigen Krankheit Regierungsrath Dr.
Eduard Freiherr von Sacken, Director der ersten Gruppe der kunsthistorischen Sammlungen
des Allerhöchsten Kaiserhauses, nahe am Ende seines achtundfünfzigsten Lebens- und in der
Hälfte seines neununddreissigsten Dienstjahres. Um die Erinnerung an ihn an dem zunächst
geeigneten Orte festzuhalten, befahl Seine Excellenz der Herr Oberstkämmerer Seiner Majestät, Franz
Graf Folliot de Grenneville, die Aufnahme einer biographischen Skizze des Verstorbenen in
dem «Jahrbuche» und würdigte den Schreiber dieser Zeilen des ehrenvollen Auftrages, dieselbe zu
verfassen.

Die folgenden Blätter werden daher den Verewigten vorzüglich in seinem Amte zu schildern haben;
die wichtigsten Momente der Ausbildung für seinen Beruf und die Eigenschaften, die er in diesem ent-
wickelte, werden zu berühren, dann jene seiner literarischen Arbeiten aufzuführen sein, welche mit seiner
amtlichen Thätigkeit in nächster Verbindung stehen. Alles Andere bleibt hier bei Seite und kann füglich
bei Seite bleiben, da der Mann, den wir darzustellen haben, in jeder anderen Beziehung denselben in sich
beruhenden einfachen, lauteren, edelsinnigen Charakter offenbarte, als der er in seinem Amte erschien.
Wer ihn in diesem kennen lernt — und vielleicht bietet das Folgende einen Anhalt dazu — der wird zu
beurtheilen vermögen, was er seiner Familie und seinen Freunden war.

Geboren am 3. März 1825, wurde er, um zunächst die äusseren Thatsachen seiner Laufbahn zu be-
rühren, bald nach seiner Promotion zum Doctor der Philosophie als Amanuensis des k. k. Münz- und
Antikencabinetes angestellt, 1854 zum Gustos extra statum, 1861 zum dritten, i863 zum zweiten, 1868
zum ersten Custos und zum Vicedirector, endlich 1871 zum Director desselben ernannt. Als Privatdocent
für Archäologie des Mittelalters an der Wiener Universität habilitirte er sich 1851 und hielt durch drei
Jahre öffentliche Vorlesungen; im Jahre 1857 auf 1858 war er Decan des philosophischen Doctoren-
Collegiums. Der kaiserlichen Akademie gehörte er seit 1863 als correspondirendes, seit 1869 als wirk-
liches Mitglied an; in der k. k. Central-Commission war er seit 1854 als Conservator, seit 1864 als stän-
diges Mitglied thätig. Akademischer Rath der k. k. Akademie der bildenden Künste wurde er 1865; in den
Jahren 1879 bis 1882 war er Präsident, seither Vicepräsident der Anthropologischen Gesellschaft in Wien,
vom Jahre 1881 an auch Vicepräsident des Alterthumsvereines daselbst. Ueberdies sass er im Verwaltungs-
ausschuss des Germanischen Nationalmuseums zu Nürnberg und war Ehren- und ordentliches Mitglied
vieler gelehrter Vereine, Gesellschaften und Institute sowohl in Oesterreich als im Auslande. Die Aus-
zeichnungen, welche ihm von Seiner Majestät dem Kaiser verliehen wurden, werden an den betreffenden
Stellen zu nennen sein. Für die Ueberwachung und Leitung der Herstellung von Abgüssen einer grossen
Anzahl von Bronzen, welche auf Wunsch des Kaisers Napoleon III. geschah, für die Auswahl derselben
und die wissenschaftlichen Aufklärungen und Nachweise, die er darüber gab, erhielt er im Jahre 186 3 den
Orden der Ehrenlegion.

Bevor wir daran gehen, seine Arbeiten aufzuzählen, sollen die Bedingungen, aus denen sie hervor-
gingen, dargelegt werden; sie zu kennen, ist für die Charakteristik seiner Thätigkeit wichtig.
 
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