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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 2.1884

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I. Theil: Abhandlungen
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Kenner, Friedrich: Eduard Freiherr von Sacken
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https://doi.org/10.11588/diglit.5610#0268
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Eduard Freiherr von Sacken.

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Auch jetzt war es sein Erstes, an die Stelle der «Beschreibung des k. k. Münz- und Antikencabinetes»,
welche als ein Führer für die Besucher desselben gearbeitet und in letzter Auflage im Jahre 1854 er-
schienen war, im Wesentlichen aber auf einer Bearbeitung aus dem Jahre 1845 beruhte, einen neuen
Gesammtkatalog herauszugeben; letzterer sollte nicht die vorzüglicheren Objecte allein bringen, sondern
den gesammten Bestand mit Hinweglassung nur des ganz Unbedeutenden darstellen und daher in weit
grösserem Umfange ausgearbeitet werden. Für diesen Katalog, an welchem auch der Schreiber dieser
Zeilen theilnahm, bearbeitete Freiherr von Sacken die Sculpturen nebst Reliefs und Mosaiken, ferner die
Bronzen, geschnittenen Steine, Pretiosen und überseeischen Objecte. Ende des Jahres 1865 kam der neue
Katalog zur Ausgabe;1 die Verfasser wurden durch ein Allerhöchstes Dankschreiben ausgezeichnet.

Dieser Arbeit sollten, wie der entsprechenden über die Ambraser-Sammlung, grössere Publicationen
über einzelne Bestandtheile des Antikencabinetes als eine Fortsetzung der von Arneth herausgegebenen
Werke (über Cameen und Gold- und Silbergegenstände des classischen Alterthums und der Renaissance)
folgen. Um hiefür Studien zu machen, bereiste Freiherr von Sacken, der bisher nur Oberitalien kennen
gelernt hatte, Mittel- und Unteritalien (Frühjahr 1866), wurde aber in den Vorarbeiten unterbrochen, indem
er, kaum zurückgekehrt, die in Folge der unglücklichen Wendung des damaligen Krieges weggeschickten
Kostbarkeiten der kaiserlichen Sammlungen zu begleiten hatte, eine mit vielen Mühseligkeiten verbundene
Sendung, für die er im folgenden Jahre 1867 durch das Ritterkreuz des k. ö. Franz Joseph-Ordens aus-
gezeichnet wurde.

Als er in dem eben genannten Jahre seine Arbeiten wieder aufnahm, erfreute er sich einer günstigen
Wendung, die inzwischen in den äusseren Verhältnissen eingetreten war; in Folge der Ernennung Seiner
Excellenz des Herrn Feldzeugmeisters Franz Grafen Folliot de Crenneville zum Oberstkämmerer
Seiner Majestät gelangten die kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses unter dessen
Oberleitung, womit eine neue Aera für sie begründet wurde. Die erleuchtete unermüdliche Fürsorge, deren
sich letztere nun zu erfreuen hatten, ermöglichte vorzügliche Erwerbungen2 und förderte auch die Unter-
nehmungen des Freiherrn von Sacken in nachhaltigster Weise.

Als nächstes Ziel wählte er die Publication der Ausgrabungen vom Salzberge in Hall statt, deren
Objecte den jüngsten und reichsten Bestandtheil der Antiken-Sammlung bildeten; vom Beginne der Aus-
grabungen an (1846) war dieser seiner Obhut anvertraut worden. Sowohl darin sah er eine Verpflichtung,
sie zunächst vorzunehmen, als auch in dem Umstände, dass sie für die vorrömische Culturgeschichte der
österreichischen Länder die wichtigsten Aufklärungen versprachen.

Einzelne Studien in dieser Richtung gehen sehr weit zurück. Aber erst als die Ausgrabungen für
abgeschlossen gelten konnten (i863), das ganze Materiale also, das sie boten, vorlag, und als die grösseren
Arbeiten in der Ambraser-Sammlung sich ihrer Beendigung zuneigten, konnte er sich eingehender mit den
sogenannten prähistorischen Alterthümern befassen. Das erste Zeichen davon war (nach einer seine An-
schauungen über sie im Allgemeinen darlegenden Schrift3) die schon oben erwähnte Besprechung des
Müglitzer Urnenfundes; ihr folgten 1864 und 1865 die Abhandlungen über den Pfahlbau von Peschiera4
und die Funde an der «langen Wand» bei Wiener-Neustadt;5 die Objecte beider waren in die Antiken-
Sammlung gelangt. Den Höhepunkt seiner Thätigkeit in dieser Beziehung aber bezeichnet das Werk über
«das Grabfeld von Hallstatt», welches 1868 erschien.6 Die grosse Zahl (6000 Stück) und Homo-
geneität der dort ausgegrabenen Objecte, ihre Beschränkung auf einen bestimmten Zeitabschnitt und auf
einen begrenzten Landstrich gestatteten ihm, tiefer in die gelehrte Speculation über das Materiale einzu-

1 Die Sammlungen des k. k. Münz- und Antikencabinetes, beschrieben von Dr. Ed. Freih. von Sacken und Dr. Friedrich
Kenner, k. k. Custoden. Wien 1866.

2 Vgl. den Bericht des Freiherrn von Sacken über die Erwerbungen des k. k. Münz- und Antikencabinetes im Jahre 1868
in den Mitth. der k. k. Central-Commission, XV (1870), p. XXXV—XXXVII.

3 Die vorchristlichen Culturepochen Mitteleuropas. Wien 1862.

4 Der Pfahlbau am Gardasee. Sitzungsber. der kaiserl. Akad. der Wissensch., XLVIII (1864), p. 298 f.

5 Die Funde an der langen Wand bei Wiener-Neustadt. Ebenda XLIX (i865), p. 113 f.

6 Das Grabfeld von Hallstatt in Oberösterreich und dessen Alterthümer. 4° mit 26 Tafeln von Th. Petter. Wien 1868.
_Eine ausführliche Besprechung in den Mitth. der k. k. Central-Commission, XIII (1868), p. VIII.

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