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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 2.1884

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I. Theil: Abhandlungen
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Kenner, Friedrich: Eduard Freiherr von Sacken
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https://doi.org/10.11588/diglit.5610#0271
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228

Eduard Freiherr von Sacken.

Weit mehr entsprach die andere Aufgabe, die Abfassung der Aufstellungspläne für die erste Gruppe,
seinen Anlagen und Erfahrungen; wiederholte Reisen nach Deutschland (1881) und Italien (1882)1 dienten
dazu, die dort neu gebildeten Museen lediglich für diesen Zweck zu studiren. Er arbeitete die Pläne so aus,
dass die grösseren Objecte einfach an ihre Plätze zu stellen sein sollten; ebenso wurden für die die kleineren
Objecte aufnehmenden Schränke mit Rücksicht auf Licht und Bedeutung derselben die Punkte der Auf-
stellung festgestellt. Endlich beschäftigten ihn die neuen wissenschaftlichen Detail-Kataloge, die vorbereitet
wurden, um sie nach Vollendung der Neuaufstellung mit thunlicher Beschleunigung in die Oeffentlichkeit
zu bringen. Von ihnen führte er jenen der geschnittenen Steine, den er sich vorbehalten, nahe dem Ende
zu; es scheint diese Abtheilung auch gewesen zu sein, welche er für seine weitere literarische Thätigkeit
auserwählte.

Letztere war durch die genannten grösseren Berufsarbeiten zurückgedrängt worden; erst als diese
sich ihrem Abschlüsse näherten, schrieb er wieder über einzelne Gegenstände der kaiserlichen Sammlungen.
Wir finden diese Publicationen in dem «Jahrbuch der kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten
Kaiserhauses», jener glänzenden Schöpfung Seiner Excellenz des Herrn Oberstkämmerers, welche für die
literarische Bearbeitung dieser Schätze ein ihrer würdiges Organ bildet. Im ersten Bande desselben (1883)
veröffentlichte Freiherr von Sacken die emaillirten Bronzen von Pinguente und einen mit Figuren ge-
schmückten Pferdegürtel aus Bronze, Hauptstücke von eminenter Seltenheit; für den zweiten Band
stellte er auserlesene geschnittene Steine des Alterthums und des Mittelalters zusammen. Dies sind die
letzten mit seinem Berufe zusammenhängenden Arbeiten, die er schrieb. Fast möchte man die Wahl ihrer
Themata als ominös bezeichnen. Gemahnt uns die eine an seine erste Berufsarbeit, die ja gleichfalls die
antiken Bronzen betraf, so enthält die andere die letzten Studien, welche er an Gegenständen der kaiser-
lichen Sammlungen und überhaupt an Denkmalen machte. Er erlebte die vollständige Drucklegung der
letzten Schrift nicht mehr. Nach der Correctur des ersten Bogens derselben raffte ihn der Tod hinweg,
eine Laufbahn plötzlich schliessend, der die Weihe stets gleicher mannhafter Pflichttreue aufgedrückt war;
seine Leistungen verbürgen seinem Andenken eine hervorragende Stelle in der Geschichte der kunst-
historischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses, denen er sich durch nahezu vierzig Jahre mit
ganzer Seele gewidmet hat.

1 Seinem officiellen Reiseberichte hierüber sind die trefflichen Artikel entnommen, welche in der «Wiener Abendpost»
1882, Nr. i5o—153 vom 4. bis 7. Juli unter dem Titel: Neue Museen in Italien I—IV abgedruckt erschienen.

Dr. Friedrich Kenner.
 
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