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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Editor]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 3.1885

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Kenner, Friedrich: Römische Medaillons, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5882#0055
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46

Friedrich Kenner.

ihre Bestimmung ist bei dem sehr kleinen Massstab und der Ausfüllung der Vertiefung mit harter Patina
nicht sicher. Aussen ist der Giebel mit freistehenden Statuen geschmückt, jene in der Mitte oben ist ver-
wetzt, die Eckfiguren scheinen Victorien mit Kranz und Palme zu sein.

Das Opfer wird von beiden Kaisern, die einander zugewendet an einer runden bekränzten Ära mit
der Opferflamme stehen, dargebracht; sie haben die weiten priesterlichen Gewänder an; der zur Rechten
des Standbildes stehende wirft Körner in die Flamme, der andere giesst eine Schale über sie aus. Hinter
jener steht eine jugendliche Figur mit unbedecktem Kopfe und geschürztem Gewände, einen gekrümmten
Stab (Zweig?) in der Rechten, daneben sieht man den Kopf einer Figur, welche einen Speer trägt. Auf
der anderen Seite erscheint neben dem Opfernden ein vollbärtiger Mann in der Toga, in der gesenkten
Linken einen Stab schräge nach rückwärts und abwärts haltend, neben ihm wird der Kopf einer anderen
Figur sichtbar; von dieser ragen ein Speer und abermals ein gekrümmter Stab (Zweig) in das Feld
hinaus. In der Mitte unter dem Cultbild erkennt man den Flötenbläser, der mit halbem Leibe über der
Ära vorragt.

Perlenrand auf beiden Seiten. Röthliche Bronze mit Messingrand; 37 Mm. Durchmesser, 5 Mm.
dick, 51-8 5 Gr.

Aus der Sammlung der Karthäuser in Rom. Numism. aer. m. m. etc. coenob. Carthus., tab. 71. —
Cimel. Austr., P. II, Tafel bezeichnet mit: 87, I. — Eckhel, Catalogus Mus. Caes., III, 35g, 25. —
Arneth, Synopsis, p. 161, i3.

Vgl. Cohen, IV, 297, 83. — Froehner, Vorderseite S. 206, Rückseite S. 207. — Das von Grueber
dargestellte Exemplar von Gallus und Volusianus weicht in den Einzelheiten beträchtlich ab.

Es wurden drei Bronzemedaillons auf das Opfer an Fortuna redux hergestellt, einer mit dem Brust-
bild des Vaters allein (Cohen, 78), einer mit dem des Sohnes allein (Cohen, 83) und einer mit den
Brustbildern beider (Grueber, pl. XLVI, 3); die Rückseiten stimmen mehr oder weniger überein. Da
Volusianus bereits Augustus genannt ist, kann der vorliegende Medaillon nicht vor 252 geschlagen sein,
in welchem Jahre beide, der Vater Trebonianus und der Sohn Volusianus, aus dem Kriege nach Rom zu-
rückkehrten, um die Hauptstadt zum ersten Male, seit sie auf den Thron gelangt waren, zu betreten, ein
Ereigniss, welches auch durch zahlreiche Münzen mit Adventus • Augg. gefeiert wurde. Uebrigens steht
nichts im Wege, unseren Medaillon auch auf den Ende Sommers 253 geschehenen Auszug beider Kaiser
aus Rom gegen die von Norden heranrückende Armee des Aemilianus zu beziehen, welche Letzteren zum
Gegenkaiser ausgerufen hatte. Denn das Opfer vor dem Tempel der zurückführenden Fortuna kann
ebensowohl dargebracht worden sein zum Dank für schon gewährte Wiederkehr, wie als Bitte um den
Schutz während der unternommenen Expedition und um die erst zu gewährende Wiederkehr.

Wie dem sei, der Tempel, welcher im Hintergrunde dargestellt erscheint, ist sehr wahrscheinlich
jener, der von Kaiser Domitian bei seiner Rückkehr aus Germanien im Marsfelde errichtet wurde.1 Durch
das Letztere erfolgte in jedem Falle der Zug der beiden Kaiser, sowohl bei ihrer Rückkehr aus dem
Norden, als bei ihrem Auszug gegen Aemilian; beide Male musste die das Marsfeld durchziehende Via
Flaminia benützt werden, sei es, dass die heimkehrenden oder die ausziehenden Kaiser der Fortuna redux
opferten.

141. Taf. IV, Fig. 141 (Vorderseite).

IMP CAE C VIB VOLVSIANO AVG Aehnlich ausgestattetes Brustbild von rechts, mit stärkerem Bartanflug.

Rev. MONE TAAV GG Die drei Münzgöttinnen in der herkömmlichen Darstellung, alle drei in die
gleiche Richtung über die rechte Achsel ausschauend.

Perlenrand auf der Rückseite vorhanden, auf der Vorderseite durch Aufbiegen des Randes zerstört.
Reste von aufgelegtem Blattgold an den Rändern, am Mantel und Panzer des Brustbildes und an der
mittleren Moneta reichlich vorhanden. Silber mit Vergoldung; 22 Mm. Durchmesser, 4 Mm. dick, 32-2 Gr.
— Gute Erhaltung.

1 Preller-Jordan, II, 188.
 
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