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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Editor]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 3.1885

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Ilg, Albert: Das Spielbrett von Hans Kels
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https://doi.org/10.11588/diglit.5882#0089
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Das Spielbrett von Hans Kels.

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mit den Spielsteinen sehr übereinstimmen. Die Reliefs entstanden nach i522, da Jacobaea «H. IN BAIRN»
genannt wird. Ihr Costüm ist das der Judith, Antonina und ähnlicher Damen unseres Brettes,1 die Auf-
fassung als Porträtbüste aber, in der lehnenden Haltung auf der mit dem Teppich geschmückten Brüstung,
dem gefältelten Hemde etc. vollkommen übereinstimmend mit dem runden Medaillon der drei Kaiser von Kels.

Endlich zeigt auch die kleine silberne Medaille mit den Brustbildern Georg Hörmann's und seiner
Frau Barbara Reihingin ganz die Art und Weise des Kels. (Köhler, Münzbelust., XVII, p. 283 ff.)

Waagen hat bisher, der Einzige, ein kunsthistorisches Urtheil über die herrliche Arbeit des Kels
ausgesprochen, die er übrigens mit i53i falsch datirt.2 Er rühmt die Richtigkeit seines Reliefstils, sowie
die Wahrheit und Meisterschaft, «welche jenen Meister als einen der besten in Deutschland in dieser Kunst
zeigt. Dass er aber auch mit grossem Erfolg sich in historischen Compositionen versucht hat, beweisen
die zum Theil etwas freien Vorgänge aus Ovids Metamorphosen in Runden des zierlichen Randes, welche
in der Schönheit der Erfindung, in gewähltem Geschmack und Trefflichkeit der Ausführung eine gewisse
Verwandtschaft zu Hans Holbein verrathen». Ich zweifle, ob man so weit gehen darf, als hier Waagen
in seinem allerdings flüchtigen Urtheil gethan hat, d. h. ob man den Holzschneider Kels auch für den
Erfinder der reizenden Figuren, Scenen und Gruppen seines Brettspiels halten dürfe. Ich glaube, er hat
der Ehre als eminenter Techniker vollauf. Seine Reliefs wird er wohl nach fremden Vorbildern und Ent-
würfen gefertigt haben, was zum Theil ja nachweisbar ist. Wir bemerkten bereits, dass die Fürsten-Brust-
bilder nach Medaillen gearbeitet sind, dass bei zwei Gegenständen er sich an Stiche D. Hopfer's3 sehr nahe
anlehnt, dass ihm Burgkmair's Maximilian bekannt gewesen sein muss. Freilich von demUebrigen, besonders
den mythologischen und historischen Figurengruppen, vermochte ich bisher keine Vorbilder in der Kunst
jener Tage zu entdecken, nur hie und da klingen Motive bei den Holbein, bei Georg Penz und anderen
Zeitgenossen an, — aber es ist wohl anzunehmen, dass für ein so kostbares Werk nicht landläufige Kupfer-
stiche benützt wurden, sondern dass ein Maler eigens dafür dem Bildschnitzer Entwürfe besorgte. Nichts
ist nun glaublicher, als dass im nahen Augsburg oder München der Künstler gefunden wurde, welcher
geeignet sein konnte, nach solch einem ausgedehnten Programm zu schaffen, und hier bietet sich die Schule
der Holbein's vielleicht als diejenige dar, mit deren Typus die Compositionen, die Auffassung, Costüme etc.
unserer Bildchen die grösste Verwandtschaft haben.

Ohne dass ich bisher strictere Beweise aufzuführen in der Lage wäre, halte ich es aber, um die weitere
Forschung anzuregen, für meine Pflicht, eine Wahrnehmung anzugeben, die mir aufstiess, die ich freilich
selber nur mit aller Vorsicht ansehe, die aber doch nicht ganz unterdrückt werden darf. Jene gelehrte Frau,
Olympia Fulvia Morata, deren noch zu erwähnen sein wird, schreibt an Anton Hörmann, den jüngsten,
i522 gebornen Sohn ihres Schützers, des Kaufbeurer Patriciers Georg Hörmann, dessen Beziehung zu dem
Kunstwerk ich im Folgenden noch zu erweisen Gelegenheit haben werde, aus Schweinfurt (Datum un-
bekannt) :

Itaque summe a te contendere volui, ut semel duntaxat, ad Milichium, ubi commodum erit scribere
ne graveris, ut ille quascunque literas a nobis acceperit, eas reddi curet. si semel hoc illi significaveris,
facilius ad meos literas dare, et illorum accipere potero.4

Sollte dieser Milichius der bekannte, in München 1515 geborne, 1572 gestorbene Maler Johann
Mielich sein? Wie er gerade sich zum Correspondenzvermittler eignen konnte, lässt sich bei dem Mangel
genauerer Detailkenntnisse in der Sache zwar nicht ermessen, wichtig aber ist gewiss der Umstand, dass
er auch sonst mit den Hörmann zu thun hat. Die III. Gruppe der kunsthistorischen Sammlungen besitzt
ein mit seinem Monogramm versehenes, auf Holz gemaltes Brustbild eines Mannes im Pelzkleid5 mit der

1 Siehe die Abbildung bei B ucher & Gnau th, Das Kunsthandwerk, Stuttgart, I.Jahrgang, 7.Lieferung, und C. von Mayer,
Herald. ABC-Buch, München 1857, Taf. LH.

2 G. F. Waagen, Die vornehmsten Kunstdenkmäler in Wien, Wien 1867, 2. Theil, p. 410.

3 Herr A. Rehle theilt mir mit, dass er einen Extractus des Pfarrbuchs von 1484 bis 1509 in Kaufbeuren von der Hand
des Chronikschreibers Hörmann kenne, in welchem die Namen der Maler Hopfer genannt sind.

4 Opera omnia Fulviae Moratae.

5 Katalog, 2. Stockw. I. Saal, Nr. 46. Das Bild kommt zuerst im Besitze Kaiser Karls VI. vor und gelangte durch
Chr. Mechel in die Galerie. Als ein Mitglied der Familie Hörmann (er schreibt irrig: der Augsburger Familie Hermann) erkannte
 
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