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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 3.1885

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Ilg, Albert: Das Spielbrett von Hans Kels
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https://doi.org/10.11588/diglit.5882#0095
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Das Spielbrett von Hans Kels,

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Ferrara, welche er in Deutschland unterstützte,1 u. A. Seinen sieben Söhnen liess er die gediegenste Bildung
angedeihen. Er starb den 11. Decembcr i 5 5 2 in seiner Vaterstadt und ist zu Gutenberg bestattet.

Lenken wir nach dieser biographischen Notiz den Blick auf unser Spielbrett. Es ist ein so selten
reich ausgestattetes, selbst für die kunstsinnigen Tage der Renaissance so kostbares Werk, dass seine Be-
stimmung eine aussergewöhnliche zu sein scheint. Die Ausschmückung deutet darauf hin, dass hier das
habsburgische Haus verherrlicht werden soll, vor Allem das erlauchte Brüderpaar, Karl und Ferdinand,
denen die wichtigsten Plätze gewidmet sind. Um ihre Bilder reihen sich solche anderer Fürsten früherer
Zeit, welche zum Theil den Ruhm der Vorfahren des Hauses selbst verkünden sollen, zum Theil die Länder
repräsentiren, durch deren Anfall die Hausmacht wichtige Vergrösserung erfuhr. Das heraldische Beiwerk
secundirt diese Idee. In dem übrigen Bildwerk der Innenseiten und der Spielsteine bekundet sich die Vor-
liebe für classische Themen der Mythe und Geschichte, unter den Randbildern endlich weisen die Gemsen,
der Alpenjäger auf Tirol hin.

Wir haben aus Obigem ersehen, wie viel Hörmann dem Kaiser und dem römischen Könige verdankte.
Was ist nun wahrscheinlicher, als dass er sich den Begründern seines Glückes dankbar zu erweisen suchte?
Zwar half er Ferdinand auch in finanzieller Hinsicht aus, dessen Schuld bei Georgs Tode 21.000 Gulden
betrug, aber es ist sehr wohl denkbar, dass der reiche, kunstliebende Kaufherr auch durch ein sichtbares
Zeichen seine Ergebenheit an den Tag legen gewollt habe, wie es die Widmung dieses in seiner Art einzigen
Kunstobjectes sein mochte. Ueberdies hatte er auch über Auftrag zuweilen künstlerische Unternehmungen
für den Hof zu besorgen, wie z. B. i53q, da er über Zuschrift der Kammer in Augsburg «ain geschmelzt
glas» bestellen soll. (Jahrb. der kunsthist. Sammlungen, II. Bd., p. CLXV, Urk. Nr. 2141.) Das Vorwalten
der classischen Stoffe in der Auszierung des Brettes passte gar wohl zu Hörmann's humanistischen Be-
strebungen, und wenn wir in der Erörterung derselben einige Irrthümer constatiren mussten, so stimmt
das auch zu dem Wesen des Geschäftsmannes, der im Laufe seiner praktischen Arbeiten bereits das Eine
und Andere von der Schulbank her verschwitzt haben mag, wie es dem Gelehrten von Fach nicht hätte
passiren können.

Selbst das Ueberwiegen Ovidischer Vorstellungen in den Schnitzereien scheint bei dieser Erwägung
aus einem besonderen Grunde bemerkenswerth. In der Hörmann'schen Familienbibliothek, welche ohne
Zweifel von Georg angelegt wurde, befand sich, mündlicher Tradition zufolge, ein herrlich ausgestatteter
Ovid; die Bibliothek wurde vor 3o Jahren durch den Münchner Antiquar Rosenthal versteigert. Wo die
Ausgabe hingekommen, konnte ich nicht erfahren. Was die Darstellung des Gemsjägers betrifft, so ist daran
zu erinnern, dass Hörmann grösstentheils in Schwaz seinen Wohnsitz hatte.

Noch Eines ist wichtig zu bemerken. Wir sagten oben, dass einige Fürstenbilder auf den Deckeln
nach Medaillen des Münzmeisters Bernard Beheim des Jüngeren in Hall geschnitzt seien, und ferner, dass
Hörmann Factor der Bergwerke in Hall und Schwaz gewesen war. Auch wurde erwähnt, wie Fernberger
sich zu Gunsten Hörmann's verwendete. Ein Jeton, der diesen Mann vorstellt,2 vom Jahre 153o, ist offenbar
das Vorbild zu einem Jetonporträt Georgs, welches dessen Wappen enthält, im Revers aber die päpstliche
Tiara, eine Königskrone, ein Scepter, einen Pflug etc. und die Inschrift: Morte aequamur.3 Dies Alles
hängt zusammen und begünstigt die Annahme, dass er, der in Hall zu schaffen hatte, dem Hans Kels zu
seinen Fürstenbildern die Medaillen des Beheim zur Verfügung gestellt habe. Wir wissen auch, dass Jacob
Fugger, der Compagnon Hörmann's, schon 1512 mit Beheim in Verbindung stand.*

■ Sollte diese gelehrte Frau, die in ihrer Heimat classische Literatur vortrug und darin aus Ursache des Religionswechsels
nach Augsburg fliehen musste, nachdem sie in Ferrara 1548 den gelehrten Arzt Andreas Grunthler geheiratet hatte, eine Ver-
wandte des schon unter Kaiser Maximilian für den Hof beschäftigten Plattners Gabriel de Merate, auch de Mora, aus Mailand
seinr (Jahrbuch, II. Bd., Urk. Nr. 733 und 858.) Die Fugger stehen 1507 mit ihm für den Hof in Geschäftsverkehr, so könnte
dieser Zusammenhang sie auch Hörmann nähergebracht haben! Aus den oben erwähnten Opera omnia der Olympia geht hervor,
dass sie mit Hörmann und seinen Söhnen auch im Briefwechsel stand. Anderen schreibt sie über diese Familie, endlich ist sie
im September 1548 in Kaufbeuren in Georgs Hause (p. 88).

2 Neumann, Bd.V, Nr. 28873.

3 Troll, 1. c.

4 Jahrb. der kunsthist. Sammlungen, II. Bd., p. LVI, Urk. Nr. 1056.
 
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