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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Editor]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 3.1885

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Engerth, Eduard von: Über die im kunsthistorischen Museum neu zur Aufstellung gelangenden Gemälde, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5882#0100
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82

Eduard Ritter von Engerth.

lieben Frawen vnderschiedlich auszgethailt. Auff blaw Papier mit der Feder gerissen, weisz vnndt praun
schattiert. Von Albrecht Dürer.»

Als die erzherzoglichen Kunstschätze im Jahre 1656 nach Wien kamen und später (1720—iy3o)
zur Aufstellung in der Stallburg gelangten, verblieb diese Zeichnung in der kaiserlichen Schatzkammer und
wurde erst im Jahre 1748 mit anderen Kunstwerken an die kaiserliche Galerie abgegeben. (Uebergabs-
verzeichniss vom 4. Juli:1 «1. Stückh die Gesellschaft Jesu, graw in graw.») Aus der Stallburg kam es 1777
in das Belvedere, blieb aber hier im Depot.

Das Blatt zeigt unten in der Mitte eine schwarz geschriebene alte Nummer 447 und unten rechts in
der Ecke die weisse Stallburgnummer 122. Die Zeichnung war vor der Aufklebung auf das Brett offenbar
etwas grösser und hatte wahrscheinlich auch noch eine Papiermarge. Vielleicht ist auch das Monogramm
Dürers der Scheere zum Opfer gefallen.

Die hier beigegebene Zeichnung der ganzen Darstellung kann schon ihrer Kleinheit wegen keinen
anderen Zweck haben als die Wiedergabe der Composition. Die zweite Zeichnung: das Mittelbild, die
Anbetung der Weisen, in der Grösse des Originals, versucht es zwar, eine genauere Copie zu geben, kann
aber auch nicht als Facsimile gelten, weil die Höhungen wegbleiben und die weissen Contouren auf der
Lichtseite mit schwarzen Linien gegeben werden mussten.

In dem beigegebenen Vollbild, die Anbetung der Hirten darstellend, unternimmt es dagegen Pro-
fessor W. Unger, eine möglichst treue Wiedergabe der Erscheinung in Technik und Farbe zu geben, was
er durch Radirung und Tondruck zu erreichen sucht.

Aus Dürers Schule kommt ein Bild zur Neuaufstellung, welches gleich dem Vorhergehenden hundert
Jahre hindurch im Depot gelegen hatte, obwohl der Meister desselben im Belvedere nicht vertreten war.
Es ist eine

Krönung Mariens

von

Hans von Kulmbach.

Maria schwebt zum Himmel empor; sie berührt leicht mit dem linken Knie die Wolke, von der sie
getragen wird. Sie neigt ihr Haupt und senkt den Blick; das blonde Haar, am Scheitel von einem rothen,
in der Mitte mit Perlen geschmückten Bande gehalten, fällt zu beiden Seiten über die Schultern herab. Die
Hände sind über der Brust gekreuzt. Ueber das blassrothe Kleid fällt ein grünlichblauer weiter Mantel,
unten aufflatternd, nieder. Gott Vater und Sohn sitzen zu beiden Seiten auf einer höheren Wolkenschichte
und halten die Krone über dem Haupte der Gottesmutter. Ihr zur Rechten Christus, nackt, mit dem
rothen Mantel halb umhüllt, die Tiara auf dem Haupte. Ihr zur Linken Gott Vater im blau und violetten
Kleide, den reich gestickten goldenen Mantel mit grossem Schmuckstück auf der Brust geschlossen, eine
goldene, mit Steinen und Perlen besetzte Krone auf dem Haupte; er hält mit der linken Hand die kry-
stallene Weltkugel auf dem Schoosse. Zu beiden Seiten, hinter Christus und Gott Vater, schweben je
zwei Engel, welche die Mäntel der göttlichen Gestalten zur Seite heben; oben in der Mitte, im Glorien-
scheine, schwebt der heilige Geist in Gestalt der Taube. Maria wird von kleinen Kinderengeln mit
farbigen Flügeln umflattert, welche nach oben auf Gott Vater und Sohn und auf Maria, nach unten auf
eine Gruppe von Andächtigen deuten. Letztere knieen am unteren Rande des Bildes: links ein bartloser
Mann mit schwarzer Mütze und schwarzem weiten Kleide mit weissem Pelzkragen; rechts zwei Frauen,

1 Publicirt von Quirin von Leitner in seinem Schatzkammerwerk.
 
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