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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 3.1885

DOI Artikel:
Chmelarz, Eduard: Das Diurnale oder Gebetbuch des Kaisers Maximilian I.
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https://doi.org/10.11588/diglit.5882#0110
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9o

Eduard Chmelarz.

Wien mit dem Normalexemplar stimmt, erklärt sich dadurch, dass die Normallage Bl. i 35—140 zweimal
vorhanden, somit obiger Ausfall von Bl. 81—86 in der Gesammtzahl der Blätter gedeckt, beziehungsweise
verdeckt ist. Das Duplicat der Lage 135—140 entbehrt jener schönen rothen gothischen Initialen, welche
in der Höhe von zwei Zeilen sonst unser ganzes ausgezeichnet erhaltenes Exemplar schmücken.

Dasselbe weist übrigens gegen das Normalexemplar noch eine besondere Abweichung im Texte auf.
Sie beginnt mit:

fol. ior. (ge)nibus flexis stare.

iov. compensare— Quicunque hanc orationem deuote dixerit .... consolationem prestabit
11 r. O dulcissime domine iesu Christe

11 v. schliesst unten . . . . dei patris sedendo. Pro-

12 r. missum sanctum spiritum discipulis mittere. Auf dieser 23. Seite ist in Wien jenes im Normal-

exemplar auf S. 26 vorkommende Gebet des Kaisers: O conditor celi et terre

12V. schliesst unten: ac per easdem tuas sanctissimas penas

13 r. et mortem preciosissimam.

13 v. kommt unten das Gebet: Post elevationem corporis et sanguinis dhi nostri iesu christi. In presentia

Corporis et sanguinis tui domine

14 r. Jesu christe tibi me comendo.

14V. schliesst: cogitationibus quibus excogi-

15 r. tare potui — und fast mitten auf der Seite (9. Zeile) das Gebet: Pro bnfactorib' interpellatio
Dagegen im Normalexemplar nach dem homogenen Münchner Exemplare citirt:

10 r. (ge)nibus flexis coram te stare: ti-; letzte Zeile: . . . . ni tepore: tuä valeam gratan-
iov. ter pfatam recognoscere : et re-; unten: In presentia Corporis et sanguinis tui domine

11 r. iesu christe tibi me commedo; letzte Zeile: omibus delictis meis : ut pecca

11 v. ta mea in hoc carnis ergascuj(lo deleam); unten: (co)gitationibus quibus excogi|tare potui: in-

felix ego homo;

12 r. innumerabilia delicta mea. Auf der achten Zeile: Quicunque hanc orationem etc. Die zwei letzten

Zeilen: O Dulcissime domine iejsu Christe : qui homine[
i2v. rectü ad similitudinem et imaginem tuam creasti; letzte Zeile: (Ala")pis : flagellis : arundine cedi:

13 r. facie velari : sputu conspui: spi;(nis) .... letzte Zeile: (di)scipulis mittere et inde ventu-
i3v. rus es : iudicare viuos et morj; letzte Zeile (inuo)care : neque cogitare. Has salu=[

i4r. berrime passionis tue comme morationes: letzte Zeile: per merita : et preces beatissime[
14V. Semper virginis Marie omnij; letzte Zeile (san)cta pace omniq, virtute me re|
15 r. ple : et in his usque ad mortem)

Und nun auf der 9. Zeile mit: Pro bnfactorib' interpellatio treffen wieder das Wiener und das
Normalexemplar zusammen und stimmen textlich bis zum Schlüsse, die obenerwähnten Lücken in Wien
selbstverständlich ausgenommen.

Ich glaube diese Textverschiedenheit nicht anders erklären zu können als aus dem rein privaten
Charakter dieses Buches für den Gebrauch des Kaisers in dessen speciellem Auftrage. In dem Wiener
Exemplar wäre also vielleicht der Text der ersten Redaction zu ersehen, welcher in den späteren definitiven
Prachtexemplaren an den oben citirten Stellen abgeändert wurde.

Um alles das Textliche vorweg zu absolviren, sei hier gleich eines merkwürdigen Büchleins der
Wiener Hofbibliothek erwähnt, das ohne Titel, ja auch ohne Schlussschrift, nur dank dem ausserordent-
lichen Gedächtnisse und Scharfsinne des Vorstandes der Hofbibliothek, Herrn Hofrathes von Birk, der
Vergessenheit entrissen wurde, in der es etwa noch in irgend einer andern Sammlung unbeachtet ruht.
 
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