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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Editor]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 3.1885

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Kenner, Friedrich: Dr. Ernst Edler von Hartmann-Franzenshuld
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https://doi.org/10.11588/diglit.5882#0213
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Dr. Ernst Edler von Hartmann-Franzenshuld.

Auf einer Ferienreise in die Donaufürstenthümer1 erlitt er einen überaus heftigen, lange dauernden
Fieberanfall, dessen Folgen die blühende Gesundheit des jungen Mannes plötzlich untergruben und den
Grund zu jenem Herzleiden legten, dem er vor der Zeit erliegen sollte. Die Anstrengungen, welche er
machen musste, um eine gesicherte Stellung zu erringen, steigerten die Krankheit schon vor zwölf Jahren
zu einem bedenklichen Grade. Er kannte seine Lage genau, und dieser Umstand mag es gewesen sein, der
jene Jahre seines Lebens, die doch zu den schönsten gehören sollten, mit einer gewissen Bitterkeit erfüllte;
was Altersgenossen in der vollen Blüthe der Kraft leicht und glücklich vollbrachten, errang er nur mit
Mühe, Schritt für Schritt. Je mehr Schonung sein körperlicher Zustand verlangte, um so grösser wurden
die Anforderungen, welche selbstgewählte Aufgaben an ihn stellten. Er lehnte es ab, sich ihnen zu ent-
ziehen; er schien es als Ehrensache zu betrachten, für seine Ziele einzustehen. Wie in der Vorahnung eines
frühzeitigen Todes suchte er, obwohl gewarnt, durch ein Uebermass von Anstrengungen zu ersetzen, um
was er an Lebensdauer verkürzt zu werden fürchten musste.

Die Folgen trafen ihn, als nach dem letzten grossen Schmerze, der ihm beschieden war, nach dem
Tode seiner mit Aufopferung gepflegten Mutter,2 zu deren erster, sorgenerregender Erkrankung er aus
Paris, wo er damals sich auf einer Studienreise befand, herbeigeeilt war, ein freundlicher Lichtstrahl auf
seine Pfade fiel: das Behagen einer stillen harmonischen Häuslichkeit, welche ihm seine Frau (er war seit
i. Juli 1882 mit Fräulein Irene Edlen von Rosenthal vermählt) zu bereiten wusste. Leider sollte er sich
dieses Glückes nicht lange erfreuen. Aus Anlass eines an sich unbedeutenden Unwohlseins verfiel er in
mehrwöchentliches, peinliches Siechthum, das mit einem jähen Tode endete.

1 Der Verstorbene besuchte in den Jahren 1860 und 1861 Bulgarien und die Wallachei; die Eindrücke, welche er nach
Hause brachte, schildert er in den «Reisebilderns (Sonnenblumen, p. 187 f.).

2 Frau Josephine von Hartmann-Franzenshuld, geborene von Dunin-Marcinkiewicz, starb am 10. August 1882.

Fr. Kenner.
 
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