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Maximilian <Römisch-Deutsches Reich, Kaiser, I.>; Laschitzer, Simon [Hrsg.]; Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien): Der Theuerdank: durch photolithographische Hochätzung hergestellte Facsimile-Reproduction nach der ersten Auflage vom Jahre 1517 — Wien, 8.1888

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I. Urkundliche Nachrichten über den Theuerdank
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https://doi.org/10.11588/diglit.5588#0011
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IO

vom Teurdangk und tragedi vom fiirsten Wundrer.«' Demnach ist es ganz zweifellos, dass damals das
Programm der kaiserlichen Bücher noch nicht in der Weise entwickelt war, wie es dann später wirklich
entweder zur Ausführung gelangt war oder doch gelangen sollte.

Noch ein paar andere Beobachtungen sprechen dafür, dass der Theuerdank und der Weisskunig
ursprünglich als ein einheitliches Werk ausgearbeitet werden sollten. So wird in der ältesten, uns erhaltenen
handschriftlichen Redaction des Theuerdank (Codex der k. k. Hofbibliothek in Wien Nr. 2867) der Vater
des Theuerdank noch »Weisskunig« genannt, während er in einer etwas späteren Redaction (Codex der
k. k. Hofbibliothek in Wien Nr. 2806) »Kunig Andachtgo« heisst und im Drucke endlich ganz namenlos
vorgeführt wird. Ja der Theuerdank und Weisskunig scheinen selbst zu einer Zeit noch als ein einheit-
liches und einziges Werk geplant gewesen zu sein, als man bereits daran ging, auch für den Weisskunig
die Illustrationen vorzubereiten, wie sie für den den Theuerdank betreffenden Theil gewiss schon, wenn
auch nicht in ihrer Vollständigkeit, so doch wenigstens theil weise thatsächlich ausgeführt waren. Für diese
Annahme spricht, freilich nicht zwingend, da noch eine andere Erklärung möglich ist, folgender Umstand.

Unter den sechs Holzstöcken, welche der Verleger und Formschneider Matthäus Schultes in Ulm
mit der übrigen Masse der Theuerdank-Holzstöcke erworben und in seiner umgearbeiteten Ausgabe des
Theuerdank vom Jahre 1679 mitabgedruckt hatte, findet sich einer, der zwar dieselben Grössenverhältnisse
wie die Theuerdank-lllustrationen hat, aber trotzdem nicht zum Theuerdank gehört, was schon das Fehlen
der allegorischen Personen zeigt, sondern ganz unzweifelhaft eine Illustration zum Weisskunig darstellt. Eine
Facsimile-Reproduction dieses Holzschnittes ist nebenstehend angeschlossen. Die Aehnlichkeit der Compo-
sition mit jener des Holzschnittes im Weisskunig auf Seite 88 (Ausgabe im VI. Bande des Jahrbuches) fällt
sofort auf und doch sind beide Holzschnitte im Wesen der Darstellung vollständig verschieden. Sie sind
eben nicht Illustrationen zu ein und demselben, sondern zu zwei verschiedenen Capiteln. Beistehender
Holzschnitt illustrirt das Capitel: »Wie der jung weyß kunig mit den humein armprust und mit dem
stachlin pogen hat leren schiessen« (Seite 89), während der Holzschnitt auf Seite 88 des Weisskunig (Aus-
gabe im VI. Bande des Jahrbuches) zu dem vorhergehenden Capitel (Seite 86) gehört, welches die Ueber-
schrift trägt: »Wie der jung weiss kunig mit dem handpogen zu ross und \u fuess lernet schiessen.« Da
nun sämmtliche Weisskunig-Illustrationen grösser sind als die Theuerdank-lllustrationen, so kann die
Entstehung dieses Holzschnittes in zweifacher Weise erklärt werden: 1. entweder hätte auch der Weiss-
kunig gleich dem Theuerdank, da sie ja zu einer gewissen Zeit planmässig, wie oben gezeigt worden ist,
in literarischer Beziehung als ein einheitliches Werk ausgearbeitet werden sollten, dementsprechend auch
eine einheitliche Illustrirung erhalten sollen, oder 2. man hätte sich einfach in der Wahl der Grösse des
Holzstockes geirrt.

Die Trennung des Theuerdank vom Weisskunig und der Plan, statt eines einheitlichen zwei separate
Werke zu schaffen, ist jedenfalls erst im weiteren Verlaufe der Arbeit entstanden. In den übrigen uns noch
erhaltenen Bücherprogrammen des Kaisers Maximilian I. wird dann der Theuerdank stets als ein beson-
deres Werk angeführt.2

Im Jahre i5io, während Hans Burgkmair die Holzschnittfolge der Genealogie des Kaisers Maximi-
lian I. schuf, scheint er auch zugleich einige Bilder für den Theuerdank gezeichnet zu haben. Wenigstens
behauptet dies Theodor Herberger in seiner Monographie: »Konrad Peutinger in seinem Verhältnisse zu
Kaiser Maximilian I.« p. 28 ausdrücklich, indem er sagt: »Burgkmair hatte um das Jahr i5io laut einer
Rechnung schon 92 Bilder theils für das Geschlecht des Kaisers oder die Genealogie, theils für den Theuer-
dank gezeichnet.« In der in der Note angefügten Rechnung, die allerdings nicht in ihrem vollen Wortlaute
mitgetheilt zu sein scheint, ist jedoch nur von den 92 Bildern allein die Rede ohne eine bestimmte Bezug-
nahme auf die Genealogie oder den Theuerdank. Man kann also nicht entscheiden, ob Herberger seine
Behauptung auf eine bestimmte und unzweifelhafte urkundliche Nachricht gründet, oder ob er nur einfach
combinirt habe. Denn in der That liegt es nahe, in den 92 Bildern, welche Burgkmair damals verrechnet,

' Jahrbuch V, p. XIX, Regest Nr. 4023.

2 Vergl. meine Abhandlung: Die Genealogie des Kaisers Maximilian I. Jahrbuch, Bd. VII, p. 2, Anm. 1.
 
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