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Maximilian <Römisch-Deutsches Reich, Kaiser, I.>; Laschitzer, Simon [Hrsg.]; Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien): Der Theuerdank: durch photolithographische Hochätzung hergestellte Facsimile-Reproduction nach der ersten Auflage vom Jahre 1517 — Wien, 8.1888

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I. Urkundliche Nachrichten über den Theuerdank
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https://doi.org/10.11588/diglit.5588#0014
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wahrscheinlich zu sein. Erst später zu ruhigeren Zeiten, »wan wier nimer krieg haben«, setzt der Kaiser
hinzu, könnte dann immerhin eine textliche Erweiterung unternommen werden. Dem Kaiser war es dem-
nach in erster Linie darum zu thun, so bald als möglich zum Drucke schreiten zu können.

Aus allem dem ersieht man, wie ausserordentlich werthvoll obiger Brief für die Entstehungs-
geschichte des Theuerdank ist.

Noch ein paar andere wichtige Briefe, welche die künstlerische Ausstattung des Theuerdank berühren
und beleuchten, haben sich uns aus dem Jahre 15 12 erhalten. Zwar kommt ein directer Hinweis auf den
Theuerdank weder in dem einen, noch in dem andern vor, doch können sie nur auf ihn bezogen werden.
Es sind dies zwei Schreiben des Formschneiders Dienecker (Jost de Negker) an den Kaiser Maximilian I.
In dem einen, datirt vom 20. October, schreibt er unter Anderem: »Ich wird bericht, wie ewer kay. Mt.
begern und haben well, die arbeit und stuckwerck, so ich beraiten und machen bin, basser und förder-
licher von stat zegan etc. etc., auch desshalben doktor Bewtinger schreiben und geschafft getan, noch zwen
oder drey formschneider zu mir zu verordnen. Ist mir ganz lieb, allergnedigster herr. Nun waiß ich zwen
formschneider, die etwas konndten und gern bey mir in ewr kay. Mt. arbait wem . . . Darumb wa ewr
kay. Mt. solch zwen formschneider anzenemen fugsam und vermaint wern, wolle ewr kay. Mt. die zu mir
verordnen lassen, auch bey Bamgartner jarlich auf jeden hundert guldin zu empfachen verschaffen, damit
ich sy und sie sich bei mir enthalten und ain auskörnen haben mugen. So will ich daran und darob sein,
den zwayen formschneidern alle sachen fürordnen, beraiten und zuletzt mit meiner aigen handt aus und
a ertigen und rain machen, damit die arbait und stuckwerck alle einander des schnitz gleich und zuletzt
von einer handt ausgemacht werden, auch niemand mer, dann ain handt daran erkennen muge. Und so
ic: also selbdrit bin, als ich mich versieh, mir von ewr kay. Mt. nit abgeschlagen sonder verholfen, da-
mit die arbait gefurdert, so bin ich erbüttig ewer kay. Mt. alle monat sechs oder siben gute stuck oder
figuren in gleichem maisterlichen schnitt abzefertigen und zu beraiten; darumb auch Schonsperger die,
oder wem es bevolhen wirdet, zestundan wol, nachdem und solich mein angezaigt begern volstreckt
wirdet, zedrucken anfachen. Ich will auch allen fleiß, wie ich zethun wol waiß und vor allen andern
kann, ferwenden, damit und auch die arbeit gefurdert und nach ewer kay. Mt. gefallen vollend werde . . .
Ewer kay. Mt. wolle auch uns drey formschneider, ob ewer Mt. uns zesamen, wie obstat, verordnet, ain
behausung oder gemach verschaffen, damit wir unser wesen allain haben mugen und von mengklich
ungeirt seyen, das wir allain seven.«1

In dem zweiten, nur um wenige Tage später (am 27. October) abgeschickten Schreiben berichtet
Jost de Negker Folgendes: »Damit auch die arbait gefurdert und nach ewer Mt. gefallen vollend werde,
so well mir ewer kay. Mt. bei Hannsn Baumgartner verordnen, damit ich den zwen formschneidern alle
monat an ir jedes hundert guldin sein gepurenden sold empfahen mug, ir narung davon zu gehaben.
Allergenedigister herr! Ich bin von dem reysser oder maier Hanns Scheyffelin angeruefft und gepeten
worden, nachdem und er aus bevelh Schonnsperger figuren reiß oder enntwerf und sein sold darumb
von ime einnem und empfache; und was er also arbait und berait, konnd er von ime Schonsperger kain
bezalung furderlich bekomen, desshalben ewer kay. Mt. zeschreiben, ewer kay. Mt. welle im so genedig
sein, geschaft an doktor Beyttinger, an Baumgartner, an mich oder ander, damit im sein sold gewiß, zu
empfachen, gethan, dann er den von mir gern empfachen weit als dem, der solichen sachen verstendig,
wann im Schonsperger belonung thue nur allain nach seinem gefallen, je für drey figuren zwen guldin.«2
Dass dieser letztere Brief nur auf die künstlerischen Arbeiten für den Theuerdank sich beziehen kann,
ist ganz zweifellos, wenn man die Thatsache in Erwägung zieht, dass Schäufelein an den Illustrationen aller
übrigen Werke des Kaisers einen so geringen Antheil hat, dass sie gar nicht in Betracht kommen können.
Im Weisskunig, an dessen künstlerischen Ausschmückung wahrscheinlich auch schon zu dieser Zeit
gearbeitet worden war, rührt nur die Zeichnung zweier Holzschnitte von ihm her. Ebenso gehören ihm
im Triumphzuge auch nur zwei Blätter an, deren Entstehung zudem höchstwahrscheinlich in eine spätere

1 Th. Herberger, Konrad Peutinger in seinem Verhältnisse zu Kaiser Maximilian I., S. 29, Anm. 91.

2 Ebenda, S. 31 — 32, Anm. 100.
 
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