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Maximilian <Römisch-Deutsches Reich, Kaiser, I.>; Laschitzer, Simon [Hrsg.]; Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien): Der Theuerdank: durch photolithographische Hochätzung hergestellte Facsimile-Reproduction nach der ersten Auflage vom Jahre 1517 — Wien, 8.1888

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III. Die Holzschnitte des Theuerdank
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https://doi.org/10.11588/diglit.5588#0071
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7o

äussern. Auch ihre Meinungen gehen noch auseinander. Die einen schreiben sämmtliche 118 Holzschnitte
dem Hans Schäufelein allein zu, so Heller,1 Fr. Ritter von Bartsch,2 J. D. Passavant,3 Andresen,* Bruno
Bucher,5 Rosenberg,0 Woermann,7 Richard Muther,8 Eduard Ritter von Engerth,9 Georges Duplessis 10
und Vicomte Henri Delaborde,11 andere ziehen auch dessen Schüler, ohne jedoch einen bestimmten Namen
zu nennen, mit heran, so Rudolf Weigel12 und ihm nachschreibend Dr. G. K. Nagler.13 Auch Hans Burgk-
mair wurde in neuester Zeit von Fr. Kapp'* neben Hans Schäufelein als Illustrator des Theuerdank wieder
genannt, ja v. Goedeke'5 hat selbst Albrecht Dürer mit seiner Schule nochmals ins Treffen gebracht.
Eduard Ritter von Engerth schreibt einmal sämmtliche 118 Holzschnitte des Theuerdank dem Hans
Schäufelein allein zu, ein anderes Mal lässt er sie von Hans Burgkmair in Gemeinschaft mit Dürer heraus-
gegeben sein.16 Aber sie alle, welche die Holzschnitte nicht einem, sondern mehreren Künstlern zutheilen
zu müssen glaubten, haben sich damit begnügt, ihre Meinung nur ganz allgemein auszusprechen, eine
Auftheilung der Holzschnitte nach den einzelnen Künstlern hat nicht einer von ihnen auch nur versucht.
Der einzige, der sich bisher einer solchen Aufgabe unterzogen hat, ist W. A. Passow, '7 allein mit wenig
Glück und Erfolg. Sein Unternehmen muss vielmehr als ein gänzlich verfehltes und misslungenes bezeichnet
werden. Er basirte seine Auftheilung erstlich hauptsächlich nur auf ein einziges und zudem noch rein
äusserliches Moment, indem er die Blätter nach der Art der Bekleidung des Theuerdank scheidet und
verschiedenen Künstlern zuweist. Dann stand ihm für seine Arbeit nur ein illuminirtes Exemplar des
Druckes zu Gebote, und man weiss, wie sehr ein solches die richtige Beurtheilung der Zeichnung und des
Schnittes der Holzschnitte erschwert. Die Schlussfolgerungen und Resultate, die er auf Grund seiner
Auftheilung der Blätter aufstellte, sind darum auch durchaus unrichtig und unzutreffend. Sein Versuch
kann nur als ein besonders lehrreiches Beispiel gelten, wie derartige kunstkritische Arbeiten nicht
gemacht werden sollen. Und doch hat auch Passow seinen gläubigen Nachbeter gefunden. Dr. G.
K. Nagler, dessen sonstige Verdienste um die Kunstgeschichte aufrechtbleiben, hat in seinem Mono-
grammenlexikon18 die Resultate desselben vollinhaltlich angenommen. Die übrigen bereits genannten
neueren und neuesten Kunstschriftsteller folgten lieber den gang und gäben älteren Meinungen. Vielleicht
mag manchem von ihnen die Passow'sche Arbeit auch unbekannt geblieben sein. Dass aber auch die
älteren Meinungen von der Wahrheit ziemlich weit abirrten, hoffe ich im Folgenden klar und evident
zeigen zu können.

' Praktisches Handbuch für Kupferstichsammler, 2. Auflage. Leipzig, 1850. S. 638.

2 Die Kupferstichsammlung der k. k. Hofbibliothek in Wien. Wien, 1854. S. 290—291.

3 Le Peinlre-Graveur, Tome III (Leipsic, 1862), S. 231—232.

4 Handbuch für Kupferstichsammler, Bd. II (Leipzig, 1873), S. 444.

5 Formschneidekunst. Unter Mitwirkung von Friedrich Lippmann bearbeitet, in Bucher, Geschichte der technischen
Künste, Bd. I (Stuttgart, 1875), S. 396.

ö Die Maler der deutschen Renaissance unter dem Einflüsse Dürer's (deutsche Kleinmeister) in Dohme, Kunst und
Künstler, Abth. I, Bd. I (Leipzig, 1877), s- 3°.

7 Geschichte der Malerei, Bd. II (Leipzig, 1882), S. 402.

8 Die deutsche Bücherillustration der Gothik und Frührenaissance (1460—1530), Bd. I (München, 1884), S. 118 und
» Hans Schäufelein « in Gesammelte Studien zur Kunstgeschichte. Eine Festgabe für Anton Springer (Leipzig, 1885), S. 163—164

9 Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses. Gemälde. Beschreibendes Verzeichniss, Bd. III (Wien,
1886), S. 207. Nach der Angabe in der Biographie des Hans Burgkmair auf S. 40 soll jedoch Burgkmair den Theuerdank in
Gemeinschaft mit Dürer herausgegeben haben.

10 Les merveilles de la gravure. Paris, 1869. S. 173—174.

11 La Gravure. Pr&is elementaire de ses origines, de ses procedes et de son histoire. Paris, s. a. S. 121.
'2 Katalog von Kunstsachen und Büchern, Nr. 6778.

i3 Neues allgemeines Künstlerlexikon, Bd. XV (München, 1845), S. 110.

'4 Geschichte des deutschen Buchhandels bis in das siebzehnte Jahrhundert. Leipzig, 1886. S. 129.
>5 Vorwort zur Ausgabe des Theuerdank in: Deutsche Dichter des 16. Jahrhunderts, herausgegeben von Karl Goedeke
und Julius Tittmann, Bd. X (Leipzig, 1878), S. XXII.

16 Siehe oben Anmerkung 9.

17 Theuerdank auf der herzoglichen Bibliothek zu Meiningen im Serapeum, herausgegeben von Dr. Robert Naumann,
Jahrgang IV (Leipzig, 1843), S. 11—15.

[8 Die Monogrammisten, Bd. III (München, 1863), Nr. 1444, S. 562—563.
 
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