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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 11.1890

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Abhandlungen
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Schönherr, David von: Geschichte des Grabmals Kaisers Maximilian I. und der Hofkirche zu Innsbruck
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https://doi.org/10.11588/diglit.5770#0263
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Geschichte des Grabmals Kaisers Maximilian I. und der Hof kirche zu Innsbruck.

223

j. Der Guss des Bildnisses Kaisers Maximilian I. durch Ludwig de Duca /5<?2—1584.

Durch die Entlassung des Münchner Bildgiessers Hans Lendenstreich erlitt die Vollendung des Grab-
mals wieder eine lange Verzögerung. Es vergingen nicht weniger als zehn Jahre, bis es wieder zum Gusse
eines Bildes kam, und zwar zum Gusse des Bildnisses Kaisers Maximilian I., welches das Cenotaph zu
krönen bestimmt war.

Im März i582 taucht in Innsbruck plötzlich der italienische Bildgiesser Ludwig de Duca auf.1 Ob
er von Erzherzog Ferdinand berufen worden oder nur zufällig nach Innsbruck gekommen ist, lässt sich
aus den vorliegenden Acten nicht feststellen. Die erste Nachricht über diesen Meister erhalten wir aus
einem Berichte der tirolischen Kammer vom 17. März i582 an Erzherzog Ferdinand, welcher ihr durch
den Rath Ulrich Hohenhauser seinen Entschluss mittheilen Hess, das auf das Grab in der Kirche zum
heiligen Kreuz gehörige Bildniss Kaisers Maximilian I. »durch den Welschen giesser, so diser zeit hir ist«,
giessen zu lassen, und zugleich den Auftrag gab, diesbezüglich mit Alexander Colin und dem Giesser zu
verhandeln.

Die Kammer kam diesem Auftrage nach und unterhandelte mit den beiden Meistern. De Duca hatte
ihr seine Wünsche schriftlich bekannt gegeben. Er brauche, sagt er in seiner Schrift, 3o Centner Kanonen-
metall (mitallo dell artigleria) und 1 Centner Wachs. Die vielen anderen nothwendigen Sachen Hessen sich
nicht genau angeben; das Wichtigste, was er brauche, sei Eisen, Gyps, Scheerwolle und Lehm, ferner
Ziegel, deren Menge der Baumeister (paumastro) bestimmen könne.

Auf Grund der mit Colin und de Duca gepflogenen Verhandlung berichtete nun die tirolische Kammer
an den Erzherzog, und zwar zunächst in Betreff der Arbeit Colin's, es sei eine »grosse gemalte form, wie
das pild sein solle«, vorhanden und das Schneiden desselben dem Colin schon früher für i5o Gulden über-
tragen worden, welche Arbeit der Meister sich sofort zu machen erbiete. Was aber »die vier kindlen, so
vor und hinter dem kaiserlichen pild knien, auch das kaiserlich wappen sambt den zwaien graifen und
kaiserlichen krön, item die sechs kindlen, so auf die obern gesimbs gehörig sein sollen, und die vier adler
anbelangt«, finde sie, dass dieselben zwar bereits bezahlt aber, seit die vier Virtutes auf das Grab hinauf
gesetzt worden wären, nicht mehr nothwendig seien. Ebenso halte sie das »pultprett«, welches vor dem
kaiserlichen Bildniss hätte zu stehen kommen sollen, für diesen Ort nicht wohl schicklich sondern glaube,
dass dafür eine Zeichnung des Reichsadlers mit Apfel und Scepter gemacht und dem Colin zum Schnei-
den zugeschickt werden sollte.

In Betreff des Giessers de Duca bemerkt die Kammer, derselbe habe sich mündlich geäussert, den
Guss des Bildes mit 8 Centnern Metall ausführen zu können; indess fände sich schon in den alten Vor-
anschlägen, dass 3o Centner gemischten Metalls und 3 Centner Wachs zur Herstellung des Bildes noth-
wendig seien. Ob aber »der Welsch giesser dises statlich werk der notturft nach verrichten« könne oder
nicht, wisse die Kammer nicht; sie habe von ihm nichts gehört, als dass er »etliche klaine Sachen gössen
haben soll«. Nun sei aber ein grosser Unterschied zwischen dem Giessen im kleinen und dem Giessen im
grossen Feuer.

Nach diesen Bemerkungen gibt die tirolische Kammer eine Uebersicht der Geschichte des Bildnisses
Kaisers Maximilian. 1562 sei der Guss den zur Aufrichtung des Grabmals nach Innsbruck gekommenen zwei
Niederländern um 28 Gulden für den Centner übertragen worden;2 dieselben hätten sich aber ungeachtet
dessen, dass ihnen von Kaiser Ferdinand I. für den Centner 2 Gulden mehr bewilligt worden, zum Giessen
nicht entschliessen können. Auch Hans Christoph Löffler und nach ihm Alexander Colin hätten es nicht
gewagt, den Guss zu übernehmen; mit Hans Lendenstreich aber sei seiner unmässigen Forderungen wegen
ein Abkommen nicht möglich gewesen. Sie finde es also sehr bedenklich, diesem »fremden, auslendi-
schen und unbekannten« Giesser den Guss zu übertragen, zumal das Missrathen eines Gusses nicht blos

1 Er selbst unterzeichnete: Ludovico de Duca und war, wie das Tiroler Künstler-Lexikon angibt, zu Cefalu in Sicilien
geboren.

2 Unter den zwei Niederländern können nur die beiden Bildhauer Abel geraeint sein, als deren Heimat sonst ausnahms-
los Köln genannt wird. Den beiden Abel wurde auch in der That der Bildguss um 28 Gulden für den Centner übertragen.
 
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