Das Heroon von Gjölbaschi-Trysa.
viel ich sehe, nicht auf einen gewissen Grad von Wahrscheinlichkeit zu bringen, wie denn überhaupt
für den ganzen Fries unsicher bleibt, wie weit der Künstler über die geringe Zahl typisch ausgeprägter
und sofort erkennbarer Hauptgestalten hinaus einzelne Helden unterscheiden wollte.1
Einen Gipfel von Erfindung bezeichnet das Bild des Kapaneus, das an Kühnheit und Naturwahr-
heit alle bisher bekannten Darstellungen des Gegenstandes übertrifft. In seinen Einzelzügen, welche
die Beschreibung verfolgte, lässt es sich nicht besser zusammenfassen als mit den Worten des Euripides,
Phoinissen, v. 1182: ex. oe y.XiiJ.äy.a)v
laipevSovaio /„top!? aXXi^Xwv jJ-eXr;,
x6u.ai u.sv ei; "OXuu.tov, aiu.a 8' ei; yßöva,
1185 yj-'-Pei y.ai x6%Xb>p,' 'I^iovo;
£^X^cc^£T,• e?5 f*iv ei«tupoc; ^texet vexp6e;.
und diese Schilderung verliert das Uebertriebene,2 das man ihr vorgeworfen hat, wenn solche Kunst-
werke dem Dichter wie seinem Publicum geläufig waren. Aehnlich muss ein allem Anscheine nach
altertümliches Gemälde im Tempel der Dioskuren zu Ardea behandelt gewesen sein, in welchem
Kapaneus vom Blitzstrahle durch die Schläfe getroffen wurde,3 während Polygnot, wenn wirklich seine
»tabula in porticu Pompei, quae ante curiam eius fuerat, in qua dubitatur, an ascendentem cum clipeo
pinxerit an descendentem« mit Recht auf Kapaneus bezogen worden ist, nach Art einiger erhaltener Dar-
stellungen einen der Vernichtung vorausgehenden Moment gewählt haben würde/ anders wie in seinem
Bilde des Salmoneus, den er von Blitzen getroffen malte.
1 In einer Darstellung des Brudermordes auf einer Urne im Museum von Cortona erkennt Kürte a. a. O., tav. XII 5,
S. 41 »aggiunta la figura generica di un uomo nudo caduto, che deve supporsi morto«. Aber diese Figur rindet sich jenseits des
Kampfes im Hintergrunde der Darstellung und ist ein nackter Jüngling, der in sehr auffälliger Haltung, augenscheinlich noch
lebend, zu Boden stürzt, ohne Waffen und einen
Gegner zu haben. Denkbar wäre Menoikeus, der
nach der thebanischen Ortssage beim Neitischen
Thore sich herabgestürzt hatte, nicht weit von
dem Orte, wo die feindlichen Brüder fielen, vergl.
Pausanias IX, 25, 1—2. Die fragliche Jünglings-
figur kehrt wieder auf einer Urne zu Perugia
(G. Körte a. a. O., tav. XX 7, S. 51: »Polinice ...
appoggia il ginocchio al corpo di un uomo tunicato,
che ferito giace per terra«), wo sie sich vergeblich
zwischen die Kämpfenden gestürzt zu haben scheint,
ehe Oedipus und Antigone herzueilten. 155- Bronzemünzen des Septimius Severus
2 Gottfried Hermann: »Ligna, saxa atque a und * von Bizya> c von Anchialos in Thrakien
aliarigida sie fulmine disiiei nemo nescit: hominem <* ™* C im kön. Museum zu Berlin, b in der Sammlung Hunter zu Glasgow,
vero ad istum modum vi fulminis dissipatum in-
censumque quum finxit Euripides, xepauvou xpEiaaov Euprjxev ßsXos, ßpovrfj? 01 ÜTOpßäXXovTa xapxepbv xtüitov.« Auch Welcker, Der
epische Cyclus II, S. 360, spricht von »übertriebener Kräftigkeit«, die mir nur in Vers 1184 zu liegen scheint; Nauck hat die
Verse 1183 — 1185 eingeklammert.
3 Servius zu Vergil, Aen. I 44: Ardeae in templo Castoris et Pollucis in laeva intrantibus (vergl. Jahrbuch, Bd. XI, S. 17,
Anm. 2) post forem Capaneos pictus est fulmen per utraque tempora traiectus. Vergl. Plinius, Naturalis historia, 35, 17: Exstant
certe hodieque antiquiores urbe picturae Ardeae in aedibus sacris, quibus ego quidem nullas aeque miror, tarn longo aevo
durantis in orbitate tecti veluti recentis. Gemälde des Marcus Plautius im Tempel der Juno regina in Ardea, Plinius, 35, 115.
4 Plinius, Naturalis historia, 35, 58. Vergl. Anthol. Plan. IV, 106: et« mSpidnia KomavEtoc.
Ei toTo; 0^ßr|s KamxvEus äropjvaTO nüpvot;,
apßaaiv ^spwjv xX([j.axi [irjcjä|j.Evo;,
e'Xev Sv au-cu ß(r) xai üräp [idpov. cuSeto -fäp
xai o-)0]5vTO5 KpoviSou xoTov IXsTv 7tpdu.avov.
Aeschylus, Septem, 446 vom Schildzeichen des Eteokles:
£a)(Yj[ia-noTai 8' äortic. oü o-u.ixpbv tpoitov ■
ävr,p 81 öj&iirj; xX(p.axos 7tpoaau.ßäaEis
oiEiXEi Ttpb; fyOpSv roipyov, eWpaai 8£Xcov ■
ßoa oe vouio; Ypa[i|j.ätTtüv h äjuXXaßa".;
w; ouo1 av "Aprj; <j(p' äxßäXoi TCup-ftDpaTtov. . ^
E. Reisch erinnert an mehrere Vulcenter Goldscheiben im Museo Gregoriano I, Taf. LX1X = A 1, Taf. CXVII b, mit ar
Stellung eines nackten Jünglings, der mit Rundschild an der Linken und kurzem Schwert in der Rechten, das aupt
2*
viel ich sehe, nicht auf einen gewissen Grad von Wahrscheinlichkeit zu bringen, wie denn überhaupt
für den ganzen Fries unsicher bleibt, wie weit der Künstler über die geringe Zahl typisch ausgeprägter
und sofort erkennbarer Hauptgestalten hinaus einzelne Helden unterscheiden wollte.1
Einen Gipfel von Erfindung bezeichnet das Bild des Kapaneus, das an Kühnheit und Naturwahr-
heit alle bisher bekannten Darstellungen des Gegenstandes übertrifft. In seinen Einzelzügen, welche
die Beschreibung verfolgte, lässt es sich nicht besser zusammenfassen als mit den Worten des Euripides,
Phoinissen, v. 1182: ex. oe y.XiiJ.äy.a)v
laipevSovaio /„top!? aXXi^Xwv jJ-eXr;,
x6u.ai u.sv ei; "OXuu.tov, aiu.a 8' ei; yßöva,
1185 yj-'-Pei y.ai x6%Xb>p,' 'I^iovo;
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und diese Schilderung verliert das Uebertriebene,2 das man ihr vorgeworfen hat, wenn solche Kunst-
werke dem Dichter wie seinem Publicum geläufig waren. Aehnlich muss ein allem Anscheine nach
altertümliches Gemälde im Tempel der Dioskuren zu Ardea behandelt gewesen sein, in welchem
Kapaneus vom Blitzstrahle durch die Schläfe getroffen wurde,3 während Polygnot, wenn wirklich seine
»tabula in porticu Pompei, quae ante curiam eius fuerat, in qua dubitatur, an ascendentem cum clipeo
pinxerit an descendentem« mit Recht auf Kapaneus bezogen worden ist, nach Art einiger erhaltener Dar-
stellungen einen der Vernichtung vorausgehenden Moment gewählt haben würde/ anders wie in seinem
Bilde des Salmoneus, den er von Blitzen getroffen malte.
1 In einer Darstellung des Brudermordes auf einer Urne im Museum von Cortona erkennt Kürte a. a. O., tav. XII 5,
S. 41 »aggiunta la figura generica di un uomo nudo caduto, che deve supporsi morto«. Aber diese Figur rindet sich jenseits des
Kampfes im Hintergrunde der Darstellung und ist ein nackter Jüngling, der in sehr auffälliger Haltung, augenscheinlich noch
lebend, zu Boden stürzt, ohne Waffen und einen
Gegner zu haben. Denkbar wäre Menoikeus, der
nach der thebanischen Ortssage beim Neitischen
Thore sich herabgestürzt hatte, nicht weit von
dem Orte, wo die feindlichen Brüder fielen, vergl.
Pausanias IX, 25, 1—2. Die fragliche Jünglings-
figur kehrt wieder auf einer Urne zu Perugia
(G. Körte a. a. O., tav. XX 7, S. 51: »Polinice ...
appoggia il ginocchio al corpo di un uomo tunicato,
che ferito giace per terra«), wo sie sich vergeblich
zwischen die Kämpfenden gestürzt zu haben scheint,
ehe Oedipus und Antigone herzueilten. 155- Bronzemünzen des Septimius Severus
2 Gottfried Hermann: »Ligna, saxa atque a und * von Bizya> c von Anchialos in Thrakien
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vero ad istum modum vi fulminis dissipatum in-
censumque quum finxit Euripides, xepauvou xpEiaaov Euprjxev ßsXos, ßpovrfj? 01 ÜTOpßäXXovTa xapxepbv xtüitov.« Auch Welcker, Der
epische Cyclus II, S. 360, spricht von »übertriebener Kräftigkeit«, die mir nur in Vers 1184 zu liegen scheint; Nauck hat die
Verse 1183 — 1185 eingeklammert.
3 Servius zu Vergil, Aen. I 44: Ardeae in templo Castoris et Pollucis in laeva intrantibus (vergl. Jahrbuch, Bd. XI, S. 17,
Anm. 2) post forem Capaneos pictus est fulmen per utraque tempora traiectus. Vergl. Plinius, Naturalis historia, 35, 17: Exstant
certe hodieque antiquiores urbe picturae Ardeae in aedibus sacris, quibus ego quidem nullas aeque miror, tarn longo aevo
durantis in orbitate tecti veluti recentis. Gemälde des Marcus Plautius im Tempel der Juno regina in Ardea, Plinius, 35, 115.
4 Plinius, Naturalis historia, 35, 58. Vergl. Anthol. Plan. IV, 106: et« mSpidnia KomavEtoc.
Ei toTo; 0^ßr|s KamxvEus äropjvaTO nüpvot;,
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Aeschylus, Septem, 446 vom Schildzeichen des Eteokles:
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E. Reisch erinnert an mehrere Vulcenter Goldscheiben im Museo Gregoriano I, Taf. LX1X = A 1, Taf. CXVII b, mit ar
Stellung eines nackten Jünglings, der mit Rundschild an der Linken und kurzem Schwert in der Rechten, das aupt
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