Otto Benndorf.
Auf Kapaneus folgt am Fusse des Thurmes eine Leiche, fühlbar mit Absicht isolirt, worin Parthe-
nopaios erkannt werden darf, welchen Periklymenos, wie nach der Thebais herrschende Ueberlieferung
ist, von der Stadtmauer herab mit einem Steine tödtete.
Auch der Trompetenbläser mag aus der Thebais stammen. Die bedeutende Stelle, die er im
Friese einnimmt, der Umstand, dass er vereinzelt in dem kunstgeschichtlichen Humus etruskischer Urnen-
reliefs auftaucht,' die Betonung der Salpinx in den Botenreden der Phoinissen (1102, 1378) und der
nur inArgos bestehende Cult der Athena Salpinx,2 mag auch die örtliche Legende dieses letzteren nicht
an die thebanische Sage anknüpfen, scheinen jene Vermuthung zu empfehlen und dann würde das
musikalische Kampfsignal mit der Sturmleiter, als deren Erfinder Kapaneus galt, einen gegen die Ilias
vorgerückten Stand der Kriegskunst im Epos bezeichnen. Denn dass die Trompete in den troischen
Schlachten nicht vorkommt, ist in alter und neuer Zeit oftmals bemerkt worden; Homer erwähnt sie
direct nur einmal, in einem Gleichnisse, welches die gewaltige Stimme schildert, mit der Achilleus die
Trojaner am Graben des Griechenlagers schreckt, 2 21g:
w; 8' 8t' äpi^Xr] fwvij, oxe t' "oc/s a»km"fc
acTu rapntXo[asv(ji>v 8y)(wv iiuo öuixopaicrxswv,
fi>; tot' api^vjXr; ^wvr; y^vst' Aiaxi'Sao.
und es verdient Beachtung, dass diese älteste Stelle den Gebrauch der Salpinx gerade bei einer Stadt-
belagerung hervorhebt, möglicherweise wirklich im Hinblick auf die Thebais.
Zweifellos im engsten Anschluss an das Epos steht die Amphiaraosscene, deren Grösse sich durch
Vergleiche mit späteren Darstellungen, beispielsweise dem Sarkophage der Villa Pamfili,3 in jedem Sinne
steigert.
Pindar gibt den Hergang übereinstimmend an mehr als einer Stelle. * Als in dem gottverhängten
Schrecken, der über das Argeierheer hereinbrach, auch Amphiaraos, von Periklymenos bedroht, sich
zur Flucht wandte, schützte Zeus seinen Liebling vor Schmach, indem er mit dem Blitze den Erdboden
spaltete und ihn sammt dem Gespanne in der Tiefe verschwinden liess, ehe noch der Speer des Perikly-
menos seinen Rücken erreichte. Periklymenos darf wohl auf der Mauer gedacht werden, von wo er den
Parthenopaios tödtete; denn der Ort, wo sich dem Amphiaraos die Erde geöffnet hatte, befand sich in
der Nähe von Theben beim ismenischen Apollon, wo er durch Einfriedung und Säulen geheiligt war.s
zurückgeworfen, auf das rechte Knie zusammengebrochen ist, während ein Blitz gegen seinen Hals herabfährt; eine Leiter
fehlt. Als eine Darstellung des Kapaneus citirt Overbeck, Bildwerke zum thebischen und troischen Heldenkreis, S. 127,
eine unter Philippus sen. geschlagene Münze von Bizya in Thrakien (Numismata Musei Hon. Arigoni, Tarvisü 1741, Tab. XII,
n. 185), welche einen nackten Krieger darstellt, der ausschreitend den linken Fuss auf einen am Boden liegenden undeutlichen
Gegenstand setzt und zwischen linkem Arm und Bein eine Sturmleiter hat. Zwei unter Septimius Severus geprägte Exemplare
desselben Typus zeigt Fig. 155 a und b, nach A. von Sallet, Beschreibung der antiken Münzen, I, Taf. V 46, und Sboronos, Ephi-
meris archaiol. 1889, pin. 2, 15. A. v. Sallet vermuthet in dem undeutlichen Gegenstande ein Vexillum, Sboronos ein Thymia-
terion. Dieser erkennt Kapaneus und glaubt Fig. 155 c zugehörig, eine Münze von Anchialos, welche Zeus mit Aigis, blitz-
schleudernd auf der Mauer von Theben, zeige.
1 Vergl. G. Körte, I rilievi delle urne etrusche II, tav. XVI 5, XXIV 8; vergl. unten Fig. 157.
2 Pausanias II, 21, 3. Die Ueberlieferungen über die Erfindung der Salpinx sind zusammengestellt von O. Müller-Deecke,
Die Etrusker II, S. 206 f.
.1 Overbeck, Bildwerke zum thebischen und troischen Heldenkreis VI, 9. Wiener archäologische Vorlegeblätter 1889,
Taf. XI l3, 16 nach Robert, Die antiken Sarkophagreliefs, Band II, Mythologische Cyklen, Nr. 60.
4 Pindar, Olymp. VI, 21: £jcst xoera yaf auto'v te vtv xai epoci3i|j.a; umous I(j.apJ/ev.
Nem. IX, 56: öS' 'Aji^iapr) a^iaaoas xspauvw 7tap.ß(a
Zeu; tav paOua-üspvov j(0o'va, xp6<}sv Oap.' utrcots,
ooupt IIepi/.Xu[j.ivou rpiv vwra TUTtsvira p-aj^atav
öujj-öv aia^uvOrjjisv. sv yap Saijj-ovJoiai '.poßois <psuyovu xat rauSes ösaW.
Vergl. Spiro, De Euripidis Phoin., S. 21, 19.
Nem. X, 15: yat'a 8' h 0>5|Bai; ütceo'exto xepauvwOelaa Atb; ßsXsatv
[j.avav OtxXstSav, TzoXipoio ve^oi;.
5 Pausanias IX, 8, 3: 'Ex 8e tüv IIotviSv !ouaiv 1; 0>5ß«? Scttiv h Stljiä TCEpißoXo; xf\s öoou ou uiyas xai xiove; sv aurä>'
Siotarrjvai 3e ÄLKpiapaco rJ)v y>]v taurr) vo|j.!£ou<jiv, iraXEyovTES xai xaoE tri, pfoe ö'pvtO«? bA rtov xidvwv xaOsfEaOai tourtov, jroav
tJ)v ivTauOa |j.^r£ (jiiEpov £<I>ov, [irjtE -ctov aypiwv vlfiEuGai. Vergl. Preller, Berichte der sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften
1852, S. 167.
Auf Kapaneus folgt am Fusse des Thurmes eine Leiche, fühlbar mit Absicht isolirt, worin Parthe-
nopaios erkannt werden darf, welchen Periklymenos, wie nach der Thebais herrschende Ueberlieferung
ist, von der Stadtmauer herab mit einem Steine tödtete.
Auch der Trompetenbläser mag aus der Thebais stammen. Die bedeutende Stelle, die er im
Friese einnimmt, der Umstand, dass er vereinzelt in dem kunstgeschichtlichen Humus etruskischer Urnen-
reliefs auftaucht,' die Betonung der Salpinx in den Botenreden der Phoinissen (1102, 1378) und der
nur inArgos bestehende Cult der Athena Salpinx,2 mag auch die örtliche Legende dieses letzteren nicht
an die thebanische Sage anknüpfen, scheinen jene Vermuthung zu empfehlen und dann würde das
musikalische Kampfsignal mit der Sturmleiter, als deren Erfinder Kapaneus galt, einen gegen die Ilias
vorgerückten Stand der Kriegskunst im Epos bezeichnen. Denn dass die Trompete in den troischen
Schlachten nicht vorkommt, ist in alter und neuer Zeit oftmals bemerkt worden; Homer erwähnt sie
direct nur einmal, in einem Gleichnisse, welches die gewaltige Stimme schildert, mit der Achilleus die
Trojaner am Graben des Griechenlagers schreckt, 2 21g:
w; 8' 8t' äpi^Xr] fwvij, oxe t' "oc/s a»km"fc
acTu rapntXo[asv(ji>v 8y)(wv iiuo öuixopaicrxswv,
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belagerung hervorhebt, möglicherweise wirklich im Hinblick auf die Thebais.
Zweifellos im engsten Anschluss an das Epos steht die Amphiaraosscene, deren Grösse sich durch
Vergleiche mit späteren Darstellungen, beispielsweise dem Sarkophage der Villa Pamfili,3 in jedem Sinne
steigert.
Pindar gibt den Hergang übereinstimmend an mehr als einer Stelle. * Als in dem gottverhängten
Schrecken, der über das Argeierheer hereinbrach, auch Amphiaraos, von Periklymenos bedroht, sich
zur Flucht wandte, schützte Zeus seinen Liebling vor Schmach, indem er mit dem Blitze den Erdboden
spaltete und ihn sammt dem Gespanne in der Tiefe verschwinden liess, ehe noch der Speer des Perikly-
menos seinen Rücken erreichte. Periklymenos darf wohl auf der Mauer gedacht werden, von wo er den
Parthenopaios tödtete; denn der Ort, wo sich dem Amphiaraos die Erde geöffnet hatte, befand sich in
der Nähe von Theben beim ismenischen Apollon, wo er durch Einfriedung und Säulen geheiligt war.s
zurückgeworfen, auf das rechte Knie zusammengebrochen ist, während ein Blitz gegen seinen Hals herabfährt; eine Leiter
fehlt. Als eine Darstellung des Kapaneus citirt Overbeck, Bildwerke zum thebischen und troischen Heldenkreis, S. 127,
eine unter Philippus sen. geschlagene Münze von Bizya in Thrakien (Numismata Musei Hon. Arigoni, Tarvisü 1741, Tab. XII,
n. 185), welche einen nackten Krieger darstellt, der ausschreitend den linken Fuss auf einen am Boden liegenden undeutlichen
Gegenstand setzt und zwischen linkem Arm und Bein eine Sturmleiter hat. Zwei unter Septimius Severus geprägte Exemplare
desselben Typus zeigt Fig. 155 a und b, nach A. von Sallet, Beschreibung der antiken Münzen, I, Taf. V 46, und Sboronos, Ephi-
meris archaiol. 1889, pin. 2, 15. A. v. Sallet vermuthet in dem undeutlichen Gegenstande ein Vexillum, Sboronos ein Thymia-
terion. Dieser erkennt Kapaneus und glaubt Fig. 155 c zugehörig, eine Münze von Anchialos, welche Zeus mit Aigis, blitz-
schleudernd auf der Mauer von Theben, zeige.
1 Vergl. G. Körte, I rilievi delle urne etrusche II, tav. XVI 5, XXIV 8; vergl. unten Fig. 157.
2 Pausanias II, 21, 3. Die Ueberlieferungen über die Erfindung der Salpinx sind zusammengestellt von O. Müller-Deecke,
Die Etrusker II, S. 206 f.
.1 Overbeck, Bildwerke zum thebischen und troischen Heldenkreis VI, 9. Wiener archäologische Vorlegeblätter 1889,
Taf. XI l3, 16 nach Robert, Die antiken Sarkophagreliefs, Band II, Mythologische Cyklen, Nr. 60.
4 Pindar, Olymp. VI, 21: £jcst xoera yaf auto'v te vtv xai epoci3i|j.a; umous I(j.apJ/ev.
Nem. IX, 56: öS' 'Aji^iapr) a^iaaoas xspauvw 7tap.ß(a
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1852, S. 167.