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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 12.1891

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Abhandlungen
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Benndorf, Otto: Das Heroon von Gjölbaschi-Trysa, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5903#0031
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22

Otto Benndorf.

der erste links im Profil, mit Pilos, der zweite, möglicher Weise bärtige rechts von vorne, stark vor-
gebückt. Sie halten den Schild, welcher auf der linken Schulter des ersten und dem Nacken des zweiten
ruht, mit emporgehaltenen Händen erfasst. In diesem ruht der Todte nur mit dem Oberleibe und einem
Theile der Beine; seine Unterschenkel hangen links von dem ersten Träger nebeneinander von ihm herab.
Der Oberleib ist auf die linke Seite nach vorne gewendet, der linke Arm liegt wagrecht vor demselben,
der rechte ist schräg über ihn herabgeführt, die Hände scheinen sich berührt zu haben. Auch das
Gesicht des Todten scheint nach vorne gewandt zu sein; er war bekleidet — von seinem Chiton sieht
man das Ende deutlich unterhalb der Kniee — und auf dem Kopfe trägt er einen Pilos. Den beiden
Trägern entgegen, aber, wie die Ueberschneidung der Lanze zeigt, diesseits derselben gedacht, eilt ein
bärtiger Hoplit in Vordersicht nach links, mit dem Kopf nach rechts zurückgewendet. Er trägt Platten-
panzer, attischen Helm, Wehrgehäng an der linken Hüfte; den Speer hat er geschultert, den Schild sieht
man perspectivisch in Innensicht.

Es folgt eine, nach links allmälig ansteigende und dann schroff abfallende Erhöhung des Bodens,
die einzige im ganzen Friese. Auf sie ist ein junger Hoplit, im Muskelpanzer und attischem Helm mit
herabwallendem Busche, vom Schiffe herabgesprungen und nun im Begriff, in die Schlacht zu eilen.
Er zeigt sich in Rückensicht, das im Knie stark gebeugte linke Bein vorgesetzt, den Schild tief vor-
haltend, als ob die Wucht desselben beim Sprunge ihn vorgerissen hätte, wie man beim Sprunge die
Halteren voraushält: die Hand des verdeckten rechten Armes kommt am oberen Rande des Schildes zum
Vorschein, als ob sie zur Sicherung gegen einen Sturz den Schild gefasst hielte; die linke Hand hält
den Schild in der Mitte, nicht am Randbügel. Der Fries endet mit drei Schiffshintertheilen, welche sich
nach links hintereinander vorschieben; in den beiden Zwischenräumen der drei Schnäbel werden noch
zwei Curvenlinien sichtbar, die perspectivisch gemeint sind oder weitere Schiffe bedeuteten. Von dem
diesseitig ersten und zweiten Schiffe gehen Steuerruder nach links herab; sie sind also noch nicht empor-
gezogen und aufgesteckt wie bei der Flotte der Westwand, die Landung ist eben erst erfolgt. In dem
diesseitig ersten Schiffe sitzt in Vordersicht eine unbärtige männliche Gestalt, die angezogenen Beine
rechtshin, den mit Pilos versehenen Kopf, gegen den die linke Hand greift, linkshin gewendet, mit
dem rechten Arm sich aufstemmend.

Die rechte Nebenseite des Steines B5, welche das Südende der äusseren Ostfront des Heroon
bildete, zeigt stark vorstehenden Werkzoll und verhältnissmässig glatte Streifen an den Rändern.

161. Oinochoe im Museum zu Bologna.
 
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