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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 12.1891

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Abhandlungen
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Boeheim, Wendelin: Augsburger Waffenschmiede, ihre Werke und ihre Beziehungen zum kaiserlichen und zu anderen Höfen, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5903#0240
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Augsburger Waffenschmiede. 2 I y

»Anno 1549 den 22. Octoher starb der erbar Matthaeus Frawenbreiss, plattner. — Im 1570. jar am
12. tag April starb die erbar frau Anna Hertzlerin, sein eheliche hausfrau. Gott verleihe ihnen ein
fröliche urstend.«

Nun zeigt sich, dass wir den erwähnten, in der Armeria Real befindlichen Schild von 1543 (Alte
Inventarnummer 483) dem älteren dieses Namens zuschreiben müssen.

Derselbe, ein Rundschild, ist theils flach getrieben, theils geätzt. Das Relief ist in kräftiger
Tiefätzung motivirt. Der schmale Streifen zunächst dem geschnürlten Rande ist in scharfer Hoch-
ätzung ausgeführt. Die allegorische Darstellung im Felde zeigt uns die Gestalt der Fortuna, nackt,
mit fliegenden Haaren, nur mit einem Lendentuche bekleidet, in einem kleinen Schiffchen stehend, ein
Ruder in den Händen haltend, auf welchem wir die Inschrift »FORTECA« lesen. Das nahezu halb-
mondförmige Schiffchen, auf dessen Aussenwand das Wort »CARO« geschrieben steht, führt amVorder-
theile einen Compass mit Sonnenuhr; dahinter steht aufrecht ein Brett mit dem Zeichen des Kreuzes,
auf welchem das Wort »FIDES« ersichtlich ist. Aus der Mitte des Schiffes erhebt sich ein Mastbaum, an
der angebundenen Segelstange flattert lose im Winde ein zerrissenes Segel, das etwas steif gezeichnet
ist. Auf dem oberhalb dargestellten Mastkorbe lesen wir die Inschrift »FVORTVNA«. Im Hintergrunde
erblicken wir in Aetzarbeit steile Klippen mit Burgen und Schlössern darauf. An der Küste fährt eine
Galeere und ein Segelschiff. Das Meer, im Vordergrunde mit phantastisch geformten Fischen belebt,
ist von flotter Zeichnung. Die Luft, im Tupfgrunde dargestellt, zeigt die auf- und untergehende Sonne
mit ihren Strahlen (Fig. 2g).

Der schmale Randstreifen ist mit Bandornament in Hochätzung ausgefüllt, zwischen dem allerlei
Geräthe, meist aber Musikinstrumente, eingestreut erscheinen. Auf dem unteren Theile erblicken wir
zwischen den Arabesken ein Täfelchen, in welchem wir die Inschrift: »MATHEVS • FRAWEN- BRYS«
lesen. Daneben findet sich der Augsburger Stadtpyr eingeätzt. Am Unterrande des Täfelchens ist ohne
Rücksicht auf die Zeichnung ein undeutliches Zeichen eingeschlagen, von welchem sich nur die Rän-
der deutlich abheben. Die Contour des Zeichens stimmt ziemlich mit jenem Zeichen, welches der
jüngere Frauenpreis führte, so dass wir vermuthen können, dass beide sich der gleichen Marke be-
dienten.

Unter den in Prasch' Epitaphia Augustana1 angeführten Grabinschriften finden sich auch einige
auf Mitglieder der Familie Frauenpreis. Da wir nun den alten Matthäus zu den in Augsburg ein-
gewanderten zählen müssen und anfänglich nur eine einzige Familie dieses Namens annehmen können,
so folgt daraus, dass alle in dem genannten Werke verzeichneten Personen als Kinder des 1549 ver-
storbenen älteren Meisters anzusehen sind. Zunächst gedenken wir des Matthäus Frauenpreis des
Jüngeren; er ist in Prasch nicht angeführt, seine Existenz ist jedoch anderseits erwiesen. Wir dürfen in
ihm schon der Gleichheit des Namens halber und als Nachfolger im Handwerke den ältesten Sohn des
Meisters erblicken. Ihm im Alter zunächst dürfte eine Tochter Susanne stehen. Sie war 1535 ge-
boren und heiratete Kaspar Buschmann in Augsburg, der in den Aufzeichnungen allenthalben als
»der Jüngere« bezeichnet wird. Kaspar Buschmann der Alte war Bürger und Uhrmacher in Augs-
burg; er war zu Wolkenstein im Meissen'schen 1512 geboren und starb zu Augsburg am 6. August
1589. Sein Sohn gleichen Namens, der Eheherr Susannens, vermuthlich gleichfalls Uhrmacher, war
1536 zu Augsburg geboren und starb daselbst am 7. März i6i3. Sämmtliche Genannte wurden am
St. Stephans-Friedhofe begraben.

Ein jüngerer Sohn des alten Frauenpreis, Marcus, war Kupferschmied. Ueber ihn fehlen
weitere Daten. Er liegt nach Prasch mit seiner Ehefrau, einer geborenen Ziegler, ebenfalls bei
St. Stephan begraben; seine Begräbnisstafel datirt aus dem Jahre 1618.

Ein Enkel des alten Buschmann gleichen Namens war in zweiter Ehe mit einer Katharina
Ziegler verheiratet. Es lässt sich darum eine Schwägerschaft mit Marcus mit Recht vermuthen.

1 Prasch, 1. c, III, p. 56, 59, 74.
 
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