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Julius von Schlosser.
Das Kreuz ist eine einfache geometrische Figur. Wie aber diese Anrufung später zur Darstellung
führt, werden wir unten sehen.
, Auf den Spuren des Venantius Fortunatus sind dann alle Nachfolger der karolingischen Zeit ge-
wandelt. Fast ausnahmslos behandeln die hieher gehörigen Gedichte, welche von Bonifatius (Mon.
Germ., Poetae Lat., I, 17), Josephus Scottus (ebenda, I, 155, carm. 4—6), Alcuin (ebenda, I, 225),
Theodulf (ebenda, I, 482), Gosbert (ebenda, I, 622) herrühren, das Kreuz in mannigfaltiger Aus-
gestaltung.
Ihnen schliesst sich in der ludovicianischen Aera Hrabanus Maurus an. Unter seinen Werken
befindet sich zunächst ein figurirtes Einzelgedicht, welches von dem gebräuchlichen Schema abweicht
und schon dadurch, noch mehr aber durch sein sachliches Interesse merkwürdig ist (gedruckt Mon.
Germ., Poetae Lat., II, 165 f.). Es findet sich in einer Handschrift des IX. Jahrhunderts in der Biblio-
• theque publique zu Genf (Ms. lat. 22) und enthält eine Widmung an die Kaiserin Judith, die kluge
Gemahlin Ludwig des Frommen.'
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Fig. 5. Fol. 3' des Cod. 22 in Genf
(verkleinert).
Fol. 3' dieses Codex zeigt in Federzeichnung ein Medaillon, in welchem das Brustbild der Kaiserin,
en face, mit Krone und weitem, auf der Brust durch eine Spange zusammengehaltenem Mantel erscheint,
während über ihr die Hand Gottes in einer Glorie sichtbar wird. Es ist die einzig bekannte Porträt-
darstellung Judiths und überhaupt einer gekrönten Frau in dieser Zeit. Die Hand Gottes ist bekanntlich
eines der ältesten christlichen Symbole; sie kommt schon in der constantinischen Zeit auf officiellen
1 Die mitgetheilte Abbildung verdanke ich der Güte Herrn Th. Dufour's, Directors der Bibliotheque publique in Genf.
Julius von Schlosser.
Das Kreuz ist eine einfache geometrische Figur. Wie aber diese Anrufung später zur Darstellung
führt, werden wir unten sehen.
, Auf den Spuren des Venantius Fortunatus sind dann alle Nachfolger der karolingischen Zeit ge-
wandelt. Fast ausnahmslos behandeln die hieher gehörigen Gedichte, welche von Bonifatius (Mon.
Germ., Poetae Lat., I, 17), Josephus Scottus (ebenda, I, 155, carm. 4—6), Alcuin (ebenda, I, 225),
Theodulf (ebenda, I, 482), Gosbert (ebenda, I, 622) herrühren, das Kreuz in mannigfaltiger Aus-
gestaltung.
Ihnen schliesst sich in der ludovicianischen Aera Hrabanus Maurus an. Unter seinen Werken
befindet sich zunächst ein figurirtes Einzelgedicht, welches von dem gebräuchlichen Schema abweicht
und schon dadurch, noch mehr aber durch sein sachliches Interesse merkwürdig ist (gedruckt Mon.
Germ., Poetae Lat., II, 165 f.). Es findet sich in einer Handschrift des IX. Jahrhunderts in der Biblio-
• theque publique zu Genf (Ms. lat. 22) und enthält eine Widmung an die Kaiserin Judith, die kluge
Gemahlin Ludwig des Frommen.'
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Fig. 5. Fol. 3' des Cod. 22 in Genf
(verkleinert).
Fol. 3' dieses Codex zeigt in Federzeichnung ein Medaillon, in welchem das Brustbild der Kaiserin,
en face, mit Krone und weitem, auf der Brust durch eine Spange zusammengehaltenem Mantel erscheint,
während über ihr die Hand Gottes in einer Glorie sichtbar wird. Es ist die einzig bekannte Porträt-
darstellung Judiths und überhaupt einer gekrönten Frau in dieser Zeit. Die Hand Gottes ist bekanntlich
eines der ältesten christlichen Symbole; sie kommt schon in der constantinischen Zeit auf officiellen
1 Die mitgetheilte Abbildung verdanke ich der Güte Herrn Th. Dufour's, Directors der Bibliotheque publique in Genf.