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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 13.1892

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I. Theil: Abhandlungen
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Schlosser, Julius von: Typare und Bullen in der Antikensammlung des Allerhöchsten Kaiserhauses
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https://doi.org/10.11588/diglit.5884#0045
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TYPARE UND BULLEN

IN DER

MÜNZ-, MEDAILLEN- UND ANTIKENSAMMLUNG DES ALLERHÖCHSTEN

KAISERHAUSES.

Von

Dr. Julius von Schlosser.

eber den Bestand der sphragistischen Abtheilung der kaiserlichen Münz- und Me-
daillensammlung hat der Verfasser in den »Mittheilungen des Instituts für öster-
reichische Geschichtsforschung«, XII. Band (1891), S. 297—304, berichtet. Nach
der dort gegebenen Uebersicht besitzt dieselbe 118 Stück Typare (48 des XII. bis
XVII. Jahrhunderts, 70 des XIX. Jahrhunderts), 26.769 Originalsiegel in Metall
(153 Bullen), Wachs oder Lack und eine bedeutende Anzahl Abgüsse. Auf den
folgenden Blättern sollen nun die wichtigsten und interessantesten Stücke, unter
denen sich einzelne Unica befinden, zum ersten Male publicirt werden. Den vornehmsten Rang unter
diesen Stücken nimmt jedenfalls das Typar Königs Rudolf I. von Habsburg ein, nicht nur durch Alter
und Merkwürdigkeit sondern auch durch den Umstand, dass es von dem Ahnherrn und Gründer der
Dynastie, welcher die Sammlung angehört, herrührt. Es sei daher zum Ausgangspunkte des nach-
folgenden Aufsatzes erwählt.

i.

Das Typar Königs Rudolf I. von Habsburg.

Das Typar des ersten Habsbur-
gers zeigt eine runde, 9-4 Cm. im
Durchmesser haltende, ungefähr einen
halben Centimeter dicke Siegelplatte
aus massiver Gelbbronze, welche mit
der auf der Rückseite befindlichen,
von einem Oehr durchbohrten rohen
Handhabe aus einem Stücke gegossen
ist. Spuren des Gusses, ein paar tiefe
narbige Gussblasen, Fragmente einer
glasurähnlichen schwarzen Gusshaut an den wenigen vom Roste und der Putzbürste verschonten Stellen
sind nur noch an der Rückseite wahrzunehmen. Diese trägt ausserdem die noch heute üblichen
Zeichen, das Kreuz und die Kerbe, zur Bezeichnung von Oben und Unten des Averses.

Der Avers, das Siegelbild enthaltend, ist durchaus mit dem Stichel gearbeitet und überpolirt; doch
hat sich der Stempelschneider die grossen, tief hineingehenden Umrisse der Figur augenscheinlich vor-
gegossen und das feinere Detail dann nachgeschnitten. Spuren einer Gusshaut sind deshalb hier nicht
mehr wahrzunehmen. Ueberdies zeigen tief eingefressene Rostflecke, dass das Stück sehr lange in der
Erde oder sonst an einem feuchten Orte gelegen haben muss.

XIII. 5**

Fig. 1. Seitenansicht des Typars Rudolf I.
(Originalgrösse).
 
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