Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]: Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) (13.1892)

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Julius von Schlosser.

Fol. 2': Zweites Dedicationsbild (Fig. 8). Papst Gregor III. (IV., 827—844) mit petrinischer Tonsur,
grünem Ober-, blauem Untergewand, Alba und Pallium, nimmt das von Hraban (der wie oben dar-
gestellt ist) dargebrachte Buch entgegen. Die beiden Curialen hinter dem Papste, von denen der vor-
dere eine eigenthümliche, anscheinend anerkennende Geberde mit der Hand macht, sind weiss mit
blauem Untergewand gekleidet. In der rothen Umrahmung stehen mit goldener Unciale (von später
Cursive wiederholt) die Verse:

Pontificem summum, salvator Christe, tuere
Et salvum nobis pastorem in saecula serva.
Praesul ut eximius sit rite Gregorius almae
Ecclesiae custos doctorque fidelis in aula.

Dass das Anbringen von Dedicationsbildern in Handschriften schon eine Gepflogenheit der aus-
gehenden Antike war, braucht nur erwähnt und als Beispiel dafür auf den Wiener Dioskorides ver-
wiesen zu werden.

Auf Fol. 3 beginnen die Bildergedichte mit der Darstellung Kaisers Ludwig des Frommen, deren
Text die vierte Widmung des Werkes enthält. Der Kaiser ist in ganzer Figur, en face stehend, abge-
bildet; das bartlose, braunlockige Haupt, das ein gelber Helm bedeckt, umgibt ein gleichfalls gelber
Nimbus. Er trägt einen blauen, an der rechten Schulter befestigten Mantel, gelben Brustpanzer, rothe,
mit Aermeln versehene Tunica, enganliegende rothe Hosen und gelbe Stiefel. Die Linke stützt sich
auf den rothen Schild mit blauem Buckel; die Rechte hält einen rothen Kreuzstab. Die Buchstaben inner-
halb der Umrisse der Figur ergeben folgenden Titulus:

Hiesu Christe, tuum vertice signum
Augusto galeam conferat almam
Invictam et faciat optima dextram
Virtus, Iesu, tua detque triumphum
Iusto iustitiae induat atque
Lorica Semper placitum amicum,
Quam nullus iaculo proterat hostis;
Sed firmum maneat Caesaris omne
Ac tuum Imperium omne per aevum.
Sicque eius sobolis laeta propago
Succedens maneat seeptra tenendo,
Donec saecla sua iura tenebunt
Et terrae solidus permanet Orbis,
Christe, dum memoret nomen ubique
Et verbum Domini praedicet ultro.

Im Nimbus stehen die Worte:

Tu Hludovicum
Christe Corona,

im Kreuzstab:

In cruce, Christe, tua victoria vera salusque
Omnia rite regis,

im Schilde:

Nam scutum fidei depellit tela nefanda,

Protegit Augustum clara tropaea parans;
Devotum pectus divino munere fretum

lllacsum semper castra inimica ferat.

Das Bild des Kaisers deckt sich, von Einzelheiten abgesehen, nahezu völlig mit den Darstellungen
.spätrömischer Kaiser, wobei wir wieder am besten die ofticiellen Denkmäler, die Münzen, heranziehen