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Julius von Schlosser.
das Werk entstand, bezeichnet. Maurus und Albinus unterscheiden sich nur in unwesentlichen Details.
Höchst auffallend ist jedoch die genaue Uebereinstimmung der beiden Bischofsfiguren. Sollte darunter
wirklich das eine Mal ein noch lebender Kirchenfürst, Otgar von Mainz, das andere Mal ein allgemein
bekannter und hochverehrter, längst canonisirter Heiliger gemeint sein? Selbst angesichts der starken
Naivetät und Unbekümmertheit des Mittelalters fällt dies schwer zu glauben. Erinnern wir uns, dass
die Benennung jener Figur im Wiener Codex als Otgarius (aus der Einleitung Dümmler's in den Monu-
menta Germaniae wird das Verhältniss wenigstens nicht klar) doch erst von einer Hand des späteren
Mittelalters herrührt. Worauf gründet sich nun diese Taufe? Auf das im Wiener Codex auf dem
Fig. 41. Miniatur eines Cherub aus dem Vaticanus
(Originalgrösse).
Verso des Schmutzblattes stehende Widmungsgedicht an den Mainzer, das übrigens auch der Vati-
canus hat (Poetae Lat., vol. II, p. 162, Nr. 5).1 Nun bezieht sich dieses Gedicht gar nicht auf die
Miniatur sondern, wie auch im Folgenden immer, auf das der Darstellung gegenüberstehende und
dieser vollständig entsprechende Gedicht, die Intercessio Albini pro Mauro.
■ Ich mache darauf aufmerksam, dass im Codex der Hofbibliothek diese Widmung einem anderen karolingischen
Original nachkalligraphirt ist (man beachte die Unsicherheit der Schrift im Allgemeinen, dann missrathene Buchstaben wie
das C in der dritten Zeile, ferner besonders die f etc.), und zwar, wie die gleiche Tinte beweist, von derselben späten Hand,
welche die Cursivnotizen geschrieben hat.
Julius von Schlosser.
das Werk entstand, bezeichnet. Maurus und Albinus unterscheiden sich nur in unwesentlichen Details.
Höchst auffallend ist jedoch die genaue Uebereinstimmung der beiden Bischofsfiguren. Sollte darunter
wirklich das eine Mal ein noch lebender Kirchenfürst, Otgar von Mainz, das andere Mal ein allgemein
bekannter und hochverehrter, längst canonisirter Heiliger gemeint sein? Selbst angesichts der starken
Naivetät und Unbekümmertheit des Mittelalters fällt dies schwer zu glauben. Erinnern wir uns, dass
die Benennung jener Figur im Wiener Codex als Otgarius (aus der Einleitung Dümmler's in den Monu-
menta Germaniae wird das Verhältniss wenigstens nicht klar) doch erst von einer Hand des späteren
Mittelalters herrührt. Worauf gründet sich nun diese Taufe? Auf das im Wiener Codex auf dem
Fig. 41. Miniatur eines Cherub aus dem Vaticanus
(Originalgrösse).
Verso des Schmutzblattes stehende Widmungsgedicht an den Mainzer, das übrigens auch der Vati-
canus hat (Poetae Lat., vol. II, p. 162, Nr. 5).1 Nun bezieht sich dieses Gedicht gar nicht auf die
Miniatur sondern, wie auch im Folgenden immer, auf das der Darstellung gegenüberstehende und
dieser vollständig entsprechende Gedicht, die Intercessio Albini pro Mauro.
■ Ich mache darauf aufmerksam, dass im Codex der Hofbibliothek diese Widmung einem anderen karolingischen
Original nachkalligraphirt ist (man beachte die Unsicherheit der Schrift im Allgemeinen, dann missrathene Buchstaben wie
das C in der dritten Zeile, ferner besonders die f etc.), und zwar, wie die gleiche Tinte beweist, von derselben späten Hand,
welche die Cursivnotizen geschrieben hat.