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Julius von Schlosser.
Hoc nam cessante1 successit monoceros, qui
Forte gregem sibi commissum, — res foeda refertur —
Nescio qua fronte, stimulis agitabat ineptis,
Donec vi nimia pastum fontesque fluentes
Dulcia namque loca et stabula alta coactus
Deserit atque fuga regnis decessit avitis.
Es dauert Jahrhunderte, bis wir wieder, so in den deutschen Kunstdrucken des ausgehenden
Mittelalters, auf ähnliche satyrische Darstellungen stossen. Nur etwa Darstellungen aus der Antike,
in denen Heroen parodirt werden, sind hiermit zu vergleichen; diese haben aber als Carricaturen
' doch einen anderen Charakter. Ich erinnere nur an das pompejanische Wandgemälde der Flucht des
Aeneas, wo die dargestellten Heroen in Hundegestalt auftreten (vgl. Panofka, Ueber Parodien und Carri-
caturen, Abh. der Berliner Akademie, phil.-hist. CL, 1851).
IHIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIII.....II
RESPONSIO IM PER ATORIS FRATR1BVS APERITVR
Fig. 44. Eröffnung des kaiserlichen Beschlusses
(nach Brower; verkleinert).
Die dritte Miniatur (Brower, p. 170; Fig. 44) zeigt die Scene, wie den Mönchen von Fulda auf
ihre Bitte um einen neuen Abt der gnädige Bescheid Kaisers Ludwig des Frommen durch den kaiser-
lichen Missus und die Brüder Odilhoh und Reccheo den Aelteren verkündet wird (Vita Eigilis, c. 8).
Falls sich der Stich vom Original nicht allzuweit entfernt, war die Bewegung der Mönche, deren vor-
derster auf die Kniee gesunken ist, während er gespannt aufhorcht und ein anderer ihm nachdrängt,
trefflich wiedergegeben.
Es sind also intime Klostergeschichten, die hier illustrirt wurden; Züge, wie sie Ekkehard IV. von
St. Gallen zwei Jahrhunderte später in Worten zu schildern unternahm und wie sie in Miniaturen spä-
terer Handschriften vereinzelt auftreten (vgl. z. B. die humoristische Darstellung des Illuminators und
Schreibers, welch' letzterer nach einer Maus auf seinem Speisetische wirft, aus einem Prager Augu-
stinus, bei Woltmann, Geschichte der Malerei, Bd. I, S. 287), haben hier, im IX. Jahrhundert, schon
bildliche Darstellung gefunden.
Eine andere, ebenfalls für die Schule von Fulda bezeichnende Handschrift ist der Miniaturcodex der
Leges Barbarorum (Clemen in der Zeitschrift des Aachener Geschichtsvereines, Bd. XI, S. 261, Excurs I,
mit Illustrationen; derselbe im Jahrbuche des geschichtlichen Vereines »Rother Löwe«, Leipzig 1890),
einer Sammlung, welche von einem Lupus (dem späteren Abt von Ferneres? 2) für Graf Eberhard von
1 Abt Baugolf, Ratgars Vorgänger.
2 Ein Lupus wird in einer Zwettler Handschrift aus Fulda (Codex 73) als Schreiber unter Hrabanus Maurus er-
wähnt (Neuwirth im Repertorium a. a. O.).
Julius von Schlosser.
Hoc nam cessante1 successit monoceros, qui
Forte gregem sibi commissum, — res foeda refertur —
Nescio qua fronte, stimulis agitabat ineptis,
Donec vi nimia pastum fontesque fluentes
Dulcia namque loca et stabula alta coactus
Deserit atque fuga regnis decessit avitis.
Es dauert Jahrhunderte, bis wir wieder, so in den deutschen Kunstdrucken des ausgehenden
Mittelalters, auf ähnliche satyrische Darstellungen stossen. Nur etwa Darstellungen aus der Antike,
in denen Heroen parodirt werden, sind hiermit zu vergleichen; diese haben aber als Carricaturen
' doch einen anderen Charakter. Ich erinnere nur an das pompejanische Wandgemälde der Flucht des
Aeneas, wo die dargestellten Heroen in Hundegestalt auftreten (vgl. Panofka, Ueber Parodien und Carri-
caturen, Abh. der Berliner Akademie, phil.-hist. CL, 1851).
IHIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIII.....II
RESPONSIO IM PER ATORIS FRATR1BVS APERITVR
Fig. 44. Eröffnung des kaiserlichen Beschlusses
(nach Brower; verkleinert).
Die dritte Miniatur (Brower, p. 170; Fig. 44) zeigt die Scene, wie den Mönchen von Fulda auf
ihre Bitte um einen neuen Abt der gnädige Bescheid Kaisers Ludwig des Frommen durch den kaiser-
lichen Missus und die Brüder Odilhoh und Reccheo den Aelteren verkündet wird (Vita Eigilis, c. 8).
Falls sich der Stich vom Original nicht allzuweit entfernt, war die Bewegung der Mönche, deren vor-
derster auf die Kniee gesunken ist, während er gespannt aufhorcht und ein anderer ihm nachdrängt,
trefflich wiedergegeben.
Es sind also intime Klostergeschichten, die hier illustrirt wurden; Züge, wie sie Ekkehard IV. von
St. Gallen zwei Jahrhunderte später in Worten zu schildern unternahm und wie sie in Miniaturen spä-
terer Handschriften vereinzelt auftreten (vgl. z. B. die humoristische Darstellung des Illuminators und
Schreibers, welch' letzterer nach einer Maus auf seinem Speisetische wirft, aus einem Prager Augu-
stinus, bei Woltmann, Geschichte der Malerei, Bd. I, S. 287), haben hier, im IX. Jahrhundert, schon
bildliche Darstellung gefunden.
Eine andere, ebenfalls für die Schule von Fulda bezeichnende Handschrift ist der Miniaturcodex der
Leges Barbarorum (Clemen in der Zeitschrift des Aachener Geschichtsvereines, Bd. XI, S. 261, Excurs I,
mit Illustrationen; derselbe im Jahrbuche des geschichtlichen Vereines »Rother Löwe«, Leipzig 1890),
einer Sammlung, welche von einem Lupus (dem späteren Abt von Ferneres? 2) für Graf Eberhard von
1 Abt Baugolf, Ratgars Vorgänger.
2 Ein Lupus wird in einer Zwettler Handschrift aus Fulda (Codex 73) als Schreiber unter Hrabanus Maurus er-
wähnt (Neuwirth im Repertorium a. a. O.).